Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
Ehering und Schlüssel – die Dinge, die übrig blieben, wenn ein Vampir zu Asche zerfiel.
„Jemand hat ihren Gefährten getötet“, vermutete Cain.
„Und dann haben sie sie und das Baby umgebracht“, fügte Oliver hinzu.
Ein kaum wahrnehmbares Gurgeln kam von der Frau am Boden. Thomas‘ Blick schoss zu ihr.
„Ruhe!“, befahl er seinen Kollegen und horchte aufmerksam zu. Ein Herzschlag! Es war noch nicht zu spät.
„Holt Maya her! Jetzt sofort!“
Während Oliver eine Nummer auf seinem Handy wählte, beugte Thomas sich über die Frau und entfesselte sie. Dann half er ihr, sich flach auf den Boden zu legen. Er flüsterte ihr zu: „Wir sind jetzt hier. Wir kümmern uns um dich.“
Ein Hauch eines Atemzuges blies gegen seine Wange. „Mein Baby.“ Sie versuchte, ihre Hand zu heben, aber sie fiel zurück auf den Boden.
Thomas legte seine Hand über die Wunden auf ihrem Bauch und versuchte, die Blutung zu stoppen. „Wir werden alles tun, was wir können. Hörst du mich? Halte durch!“ Dann drehte er sich zu Oliver um, der den Anruf beendet hatte. „Wie lange?“
„Sie ist nicht weit von hier entfernt. Fünf Minuten, höchstens zehn.“
„Mein Baby“, stöhnte die Frau wieder. „Rette mein Baby.”
Thomas senkte den Kopf zum Bauch der Frau und lauschte, seine Hände immer noch auf ihrem Bauch. Alles, was er hören konnte, war die schwache, unregelmäßige Atmung der verletzten Frau. Sonst nichts. Er schloss die Augen und versuchte, den Schmerz zu verdrängen, der ihn ergriff. Ein unschuldiges Leben war heute Nacht erloschen. Wenn er nur die Beschreibung der vier Vampire früher hochgeladen hätte, vielleicht hätte dies dann verhindert werden können.
Etwas stieß gegen seine Hand. Thomas riss die Augen auf. Da war es wieder: eine kaum wahrnehmbare Bewegung. Ein Herzschlag. Schwach, aber er war da.
„Das Baby lebt!“ Er wandte sich an Cain und Oliver. „Legt Druck auf ihre anderen Wunden. Wir müssen versuchen, die Blutung zu stoppen oder wir verlieren sie beide.“
Cain und Oliver machten sich daran, ihre Hände auf die klaffenden Wunden am Oberkörper und Hals der Frau zu pressen.
„Gib ihr etwas Blut“, befahl Thomas.
Oliver brachte sein Handgelenk zu seinem Mund und biss hinein. Blut tropfte sofort aus den zwei Stichwunden, die seine Fänge hinterlassen hatten. Schnell legte er die offene Wunde auf den Mund der Frau, aber sie drehte den Kopf weg.
„Trink!“, drängte Oliver sie.
Eine Träne lief ihre Wange hinunter. „Sergio.“ Ihre Stimme brach. „. . . . zwangen ihn zuzusehen.“ Ein Gurgeln kam aus ihrer Kehle. „Zwangen ihn zu wählen.“
Thomas schloss vor Grauen seine Augen. Erinnerungen aus seiner Vergangenheit kamen zu ihm zurück: Er war Zeuge einer ähnlichen Szene gewesen, bei der ein Vampir einen anderen gezwungen hatte, zwischen seinem Kind und seiner Gefährtin zu wählen. Und dann hatte er sie beide verloren. Er kannte nur eine Person, die so grausam und herzlos sein kannte. Eine Person, die jetzt tot war. Aber seine Handschrift lebte weiter. Lebte in seinen Anhängern. Und sie versuchten, ihm eine Nachricht zu schicken.
Minuten verstrichen, bis ihm klar wurde, dass er diese Tragödie nie hätte verhindern können. Sie hatten dies von Anfang an geplant: ihm das Ausmaß ihrer Macht und Grausamkeit zu demonstrieren, um ihm zu verstehen zu geben, dass das vermeintliche Angebot, sich ihnen anzuschließen, keines war. Es war ein Befehl: Komm zu uns oder jeder, den du kennst, wird sterben.
„Bring sie zum Trinken!“, befahl er Oliver, aber so sehr sein Freund es auch versuchte, die Frau weigerte sich.
„Tu es für dein Kind, wenn nicht für dich selbst. Wenn du stirbst, bevor wir dein Baby holen können, wird es auch sterben“, bettelte Thomas sie an. „Bitte!“
Die Augen der Frau starrten ihn an. Hatte sie ihn gehört? Würde sie seiner Bitte nachkommen?
18
Maya kam zur gleichen Zeit wie Eddie und Gabriel in der Buchhandlung an und eilte ins Hinterzimmer. Mit schockiertem Blick starrte sie für einen Moment auf die Szene in dem kleinen Büro, dann fiel sie neben der Frau auf die Knie.
„Spürst du den Herzschlag des Babys?“
Thomas nickte. „Er wird immer schwächer.“ Er deutete auf die Stichwunden auf dem Bauch der Schwangeren. „Das Messer hat vermutlich den Fötus verletzt“, flüsterte er und lehnte sich näher zu Maya, damit Sergios Gefährtin ihn nicht hören konnte. Wenn sie dachte, dass ihr Baby nicht überleben würde,
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