Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
warum sie ihn nicht zu sich nach Hause gebeten hatte?
Besorgt um seine Schwester setzte er seine Fahrt den Berg hinunter fort. Er fühlte sich für sie verantwortlich, obwohl sie drei Jahre älter war als er. Aber nach den schrecklichen Ereignissen in ihrer letzten Pflegefamilie hatte er stets das Bedürfnis, auf sie aufpassen zu müssen, so wie sie sich nach dem Verlust ihrer Eltern um ihn gekümmert hatte. Sie waren gemeinsam durch dick und dünn gegangen und hatten es endlich geschafft, ein neues Leben anzufangen.
Eddie fand die Adresse sofort, obwohl er die Hausnummer des zweistöckigen Hauses nicht erkennen konnte. Aber Nina, die davor stand und ihm zuwinkte, als er sich näherte, war schwer zu übersehen. Er stoppte vor der Garage und stellte den Motor ab, nahm seinen Helm ab und hängte ihn über den Rückspiegel.
„Hi Nina! Was ist denn los? Bist du in Schwierigkeiten?“, fragte er und fuhr den Ständer des Motorrads aus, während er abstieg.
Sie schüttelte verwundert ihre blonden Locken. „Warum sollte ich denn in Schwierigkeiten sein?“
„Deine Nachricht klang dringend.“
„Ich will dir was zeigen“, antwortete sie und bedeutete ihm, näher zu kommen.
Er näherte sich und drückte sie kurz, bevor sie sich zur Eingangstür drehte und einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche zog. Sie steckte ihn ins Schloss und drehte ihn herum, dann öffnete sie die Tür.
Eddie folgte ihr hinein und bemerkte, dass das Haus leer war. Nicht ein einziges Möbelstück stand in dem großen offenen Wohnbereich, den sie betraten. Erkenntnis erfüllte ihn. Er wusste jetzt, warum Nina ihn hierher gebeten hatte: Dieses Haus war zu vermieten.
Plötzlich überfiel ihn ein Schuldgefühl wie aus dem Nichts. Sich eine Wohnung anzusehen nach all dem, was zwischen ihm und Thomas geschehen war, fühlte sich plötzlich an wie Verrat. Das sollte es nicht, schließlich hatte er seinem Mentor keinerlei Versprechungen gemacht. Kein Wort war zwischen ihnen gefallen, wie oder ob sie ihre sexuelle Beziehung weiterführen würden. Dennoch – hinter Thomas‘ Rücken umherzuschleichen und heimlich nach einer Wohnung zu suchen, gab Eddie das Gefühl als wäre er ein totaler Scheißkerl.
„Ich weiß nicht, Nina“, begann er und sah sich schnell in dem Zimmer um.
„Ich weiß schon, dass es im Moment nicht nach viel aussieht. Aber stell dir die Bude mal mit coolen Möbeln vor. Und du musst auch neu ausweißen, aber ich bin sicher, dass ein paar der Jungs dir dabei helfen werden“, unterbrach sie.
Sie klang wie eine Immobilienmaklerin, die eine rattenverseuchte Bruchbude anbot.
„Komm, ich zeig dir die Küche.“ Sie packte ihn am Arm und zog ihn in den hinteren Teil des Hauses.
„Die Küche interessiert mich wirklich nicht“, sagte er, als er ihr widerstrebend folgte. „Wie du weißt, esse ich ja nichts, also muss ich auch nicht kochen.“
Sie drehte den Kopf und verdrehte die Augen. „Für den Wiederverkaufswert ist es aber wichtig. Küchen verkaufen Häuser“, behauptete sie.
„Wiederverkauf?“
„Ja, dieses Haus ist zu verkaufen. Ich dachte, es wäre besser, wenn du dir gleich ein Haus kaufst, anstatt etwas zu mieten. Die Mieten in der Stadt sind wirklich enorm gestiegen und wenn du dir jetzt kein Eigentum schaffst, kannst du dir in ein paar Jahren nichts Anständiges mehr leisten. Glaub mir das.“
Nina stapfte in die Küche. Er folgte ihr und musste zugeben, dass sie groß und geräumig war, jedoch völlig veraltet.
„Originale Fliesen aus den 60ern, aber das kannst du alles ändern. Stell dir Geräte aus Edelstahl vor, einen Tresen aus Granit und neue Einbauschränke. Du kannst in der Mitte sogar eine Kücheninsel bauen und wirst immer noch genug Platz haben, dich ungehindert zu bewegen.“
Eddie seufzte. „Nina, ich habe wirklich kein Interesse daran, ein Haus zu kaufen. Ich wollte nur . . . “ Nun, er war sich nicht mehr sicher, was er wollte. Alles hatte sich irgendwie geändert. Aber seiner Schwester konnte er das nicht gestehen. Denn wenn er ihr sagte, dass er plötzlich nicht mehr ausziehen wollte, würde sie Lunte riechen und weiter graben, bis sie die Wahrheit herausgefunden hatte. Es war besser, wenn er sie weiter belog.
„Wenn du dich wegen des Geldes sorgst, Amaury hat gesagt, er würde dir ein Darlehen geben, damit du dich nicht mit einer Bank rumschlagen musst“, sagte Nina.
„Das ist nett von ihm, aber ich möchte das nicht. Ich will kein Haus. Ich will nur eine kleine Wohnung.“ Und
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