Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
beinahe umgebracht. Ich habe versucht, ihn zu finden und ihm zu helfen, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
»Oje«, sagte Saliahs Vater mitleidig. »Falls er jemals zurückkehrt, wird er nicht sehr erfreut sein, dass sein Mädchen mit einem anderen verheiratet ist.«
»Das befürchte ich allerdings auch«, murmelte Brogan. Doch darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken mehr machen, denn Vorbereitungen mussten getroffen werden.
Am nächsten Tag wollte Rudrinn aufbrechen, um den Piraten Bescheid zu geben. Es würde wohl auf eine Schlacht an Land hinauslaufen. Aber auch wenn die Piraten ihre volle Stärke auf See hatten, waren sie mit ihren Säbeln an Land eine wertvolle Hilfe. Saliah ließ es sich nicht nehmen, mit ihm zu gehen, und ihr Vater blickte ihr besorgt hinterher, als sie fortging, um ihre Sachen zusammenzupacken.
»Eure Tochter ist eine gute Kriegerin, eine der besten, die ich jemals ausgebildet habe«, sagte Rittmeister Londov beruhigend.
Lord Bronkar schluckte. »Es ist wohl noch schwerer, eine Tochter gehen zu lassen als einen Sohn.«
»Das mag sein«, erwiderte Londov und ging mit langen Schritten zurück zu den Höhlen.
Am nächsten Tag war es Zeit aufzubrechen. Vor ihnen lag ein langer Weg durch Gronsdale, Errindale und Northfort. Saliah und Rudrinn wollten sie ein Stück begleiten, dann jedoch an den Hafen von Catharga reiten.
Kalina umarmte Broderick zum Abschied und wollte ihn gar nicht mehr loslassen.
»Bitte, pass auf dich auf und komm heil zurück. Deine Kinder brauchen dich«, schluchzte sie, als er bereits auf dem Pferd saß.
Broderick nickte und ritt los, doch dann riss er sein Pferd noch einmal herum und fragte: »Kinder? Ich kann mich nur an eines erinnern.«
Kalina nickte mit Tränen in den Augen. »Ich bin wieder schwanger.«
Er stieß ein Keuchen aus, sprang noch einmal von seinem Hengst und nahm Kalina vorsichtig in den Arm.
»Ich hätte auch so aufgepasst, aber jetzt werde ich noch vorsichtiger sein«, versprach er. »Und pass selbst auf dich auf. Halte dich an das, was Zauberer Tomis sagt.«
Der alte Zauberer, der in der Nähe gestanden hatte, sagte mit seiner schnarrenden Stimme: »Sie wird einsichtiger sein als du, Broderick. Du hast selten auf mich gehört, als du noch auf Camasann warst. Da hat dich wohl dieser verfluchte Pirat angesteckt. Piraten sind das größte Übel …«, begann er mal wieder.
Doch da merkte er, wie Rudrinn an ihm vorbeipreschte und ihm den spitzen Hut vom Kopf riss, um ihn in die Luft zu werfen.
»Ja, ja, das größte Übel, das die Länder jemals gesehen haben«,
vervollständigte Rudrinn den Satz und ahmte dabei Tomis’ schnarrende Stimme nach.
Broderick und Kalina brachen in schallendes Gelächter aus, und Zauberer Tomis lief knallrot an.
»Du bestätigst nur, was ich sage!«
Auch auf den ernsten Gesichtern der anderen erschien ein Lächeln. Rudrinn mit seinen verrückten Späßen brachte einen immer wieder zum Lachen.
Dann ging es los. Nur wenige Männer und Frauen blieben in Gronsdale zurück. Sie alle hatten große Angst und hegten Zweifel, aber sie hofften auf das Beste. Wenn Brogan und die anderen siegten, würde vielleicht Frieden in allen Ländern einkehren.
Dann zogen die Krieger durch Errindale und Northfort. Hin und wieder wurden sie von kleineren Gruppen rotgekleideter Soldaten angegriffen, aber die konnten gut abgewehrt werden.
Zum Ende des zweiten Frühlingsmondes hin trennten sich Saliah und Rudrinn von ihren Freunden und Verbündeten. Sie wünschten sich gegenseitig viel Glück.
Etwa zehn Tage später kam Brogan mit seinen Kriegern auf den Ebenen von Catharga an. Hoch erhob sich der Teufelszahn im Westen, und Rijana und ihre Freunde wurden von einem seltsamen Gefühl erfasst. Hier hatte ihre letzte Schlacht stattgefunden, eine Schlacht, die sie verloren hatten. Würde es diesmal anders sein?
Thalien, der uralte Elfenkönig, dem man sein Alter jedoch nicht ansah, wanderte in Gedanken versunken durch die grünen Wälder seines Landes. Es war, als ob sich selbst die Blumen, Bäume und Büsche vor ihm verneigten. Er hatte beunruhigende Nachrichten für sein Volk. König Scurr und König Greedeon hatten die Sieben herausgefordert, und es würde einen neuen Krieg geben. Die Natur wehrte sich immer stärker,
das konnte der Elf deutlich spüren. Die verseuchten Flüsse im Norden, die vielen Erdbeben, die immer wieder die Länder erschütterten, und Scurrs grenzenlose Gier, das alles brachte die Welt,
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