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Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder

Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder

Titel: Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aileen P. Roberts
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mit großen Augen auf die prächtigen Pferde und die Krieger in ihren Rüstungen und den edlen Umhängen.
    Brogan fragte nach dem Dorfältesten und erläuterte sein Anliegen. Das Dorf hieß Grintal, und die Bewohner waren nicht benachrichtigt worden. Sie lebten abseits der Handelsstraße und bekamen kaum mit, was in Northfort vor sich ging. Sofort wurden alle fünfzehn Kinder geholt. Brogan fiel auf, dass beinahe alle strohblond und besonders die Mädchen sehr hübsch waren. Es dauerte nicht lang und die Kinder waren getestet worden. Keines zeigte Talent zum Schwertkampf. Dann, ganz zum Schluss, als Brogan bereits wieder fahren wollte, kam noch ein kleines Mädchen vom Fluss herauf. Sie war klatschnass, und ihre Haare hingen ihr zottelig ins Gesicht. Einer der Bauern, Hamaron, machte ein missbilligendes Gesicht.
    »Rijana, wo warst du denn wieder so lange?«
    Die Kleine schlug die Augen nieder und musterte anschließend den großen Auflauf genauer. Noch niemals hatte sie so prächtige Pferde gesehen, und auch die Krieger waren ihr fremd.
    »Wir sollten auch sie testen«, sagte Brogan und bedachte die Kleine mit einem freundlichen Lächeln.
    »Rijana taugt für gar nichts, nicht einmal für den Haushalt«, sagte ein etwas älteres, sehr hübsches blondes Mädchen abfällig und sah dabei reichlich arrogant aus.
    Rijana biss sich auf die Lippe und zog die Augenbrauen zusammen. Ihre älteste Schwester war immer so gemein zu ihr. Rijana war die jüngste von fünf Mädchen, und sie wusste genau, dass ihre Eltern auf einen Jungen gehofft hatten,
der ihnen bei der Arbeit auf den Feldern helfen konnte. Außerdem hielt man ihr immer vor, nicht so hübsch und hellblond wie ihre Schwestern zu sein. Die behaupteten, sie würde nicht einmal einen Mann finden und als alte Jungfer sterben. Auch Rijanas Eltern beachteten sie nicht weiter. Die Kleine war einfach nur ein weiteres unnützes Maul, das man füttern musste. Trotz allem hatte Rijana einen Weg gefunden, mit ihrem Leben zurechtzukommen. Sie trieb sich häufig allein im Wald herum oder spielte mit den Jungen. Denen war es gleichgültig, ob sie so hübsch wie ihre Schwestern war oder nicht. Bei ihnen zählte mehr, ob man auf Bäume klettern oder von hohen Felsen springen konnte.
    »Testet sie«, verlangte Hamaron mit gerunzelter Stirn. »Wenn wir Glück haben, müssen wir sie nächsten Winter nicht mehr mit durchbringen.«
    Rijana kämpfte mit den Tränen und strich sich die zotteligen, langen Haare aus dem Gesicht. Dann nahm sie das kleine Schwert entgegen, das ihr einer der Krieger mit mitleidigem Lächeln hinhielt. Auch Brogan musterte die schon etwas älteren Bauern missbilligend. So ging man doch nicht mit seinem Kind um!
    Der Krieger begann das kleine Mädchen vorsichtig anzugreifen. Zunächst wusste Rijana gar nicht, was sie tun sollte, auch wenn sie hin und wieder zum Spaß mit Stöcken gegen die Jungen gekämpft hatte. Doch dann begann sie instinktiv richtig abzuwehren. Sie wich zurück, duckte sich und blockte einige Schläge gezielt ab.
    Brogan hob die Augenbrauen. Die Kleine stellte sich gut an. Wenn er ehrlich war, war er erleichtert, denn er hätte sie wahrscheinlich so oder so mitgenommen, um sie von diesen lieblosen Eltern wegzuholen. In der Schule von Camasann würde sie Lesen und Schreiben lernen und ein besseres Leben führen können, auch wenn sie sich nicht als eine der Sieben herausstellte. Allzu oft durfte er sich solche Sentimentalitäten
natürlich nicht leisten, doch momentan waren ohnehin wenig Mädchen auf Camasann.
    »Gut«, sagte Brogan, »sie kann mit uns kommen.«
    Rijana blickte den alten Mann mit großen, dunkelblauen Augen an und wusste gar nicht, was sie denken sollte. Sie warf ihrer Mutter einen hilfesuchenden Blick zu. Doch die Frau mit den grau durchsetzten blonden Haaren blickte verlegen zur Seite.
    »Pack deine Sachen, Rijana«, befahl ihr Vater und deutete auf die ärmliche Hütte.
    »Ich … ich will aber nicht weg«, sagte die Kleine weinerlich und biss sich auf die Lippe.
    »Na los, jetzt mach schon. Wir können nicht die Mitgift für fünf Mädchen aufbringen, und dich würde ohnehin niemand wollen mit deinen schlammfarbenen Haaren«, sagte ihr Vater abfällig. Nur die Mutter wirkte ein wenig schuldbewusst.
    Rijana konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, und Brogan schüttelte den Kopf über den ungehobelten Bauern.
    Er ging zu der Kleinen hin, kniete sich neben sie und sagte freundlich: »Dir wird es gut bei uns auf Camasann

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