Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
überhaupt nicht hübsch.«
Ariac schüttelte den Kopf und strich dem kleinen Mädchen die Haare aus dem Gesicht.
»Sicher bist du hübsch«, sagte er bestimmt. »Deine Haare haben die Farbe der Steppe im Herbst, wenn die Sonne auf das hellbraune Gras fällt. Der Herbst ist meine liebste Zeit, wenn der Wind durch das Gras fährt und man mit dem Sturm um die Wette galoppieren kann.«
Sie lächelte zu ihm auf, so etwas hatte noch nie jemand zu ihr gesagt.
»Sind wir jetzt Freunde?«, fragte sie unsicher.
Ariac nickte ernst. »Wenn du möchtest, für den Rest unseres Lebens.«
Das kleine Mädchen aus Northfort nickte begeistert, und Ariac zögerte kurz, dann nahm er seine lederne Halskette mit der Pfeilspitze ab und hängte sie Rijana um den Hals.
»Hier, die soll dich beschützen.«
Sie betrachtete die Kette fasziniert, dann sprang sie auf, rannte zum Planwagen und kam kurze Zeit später mit einem Kieselstein zurück, der wie ein Adlerkopf geformt war.
»Und der Stein soll dich beschützten. Ich habe ihn an einer heiligen Quelle gefunden.«
Die beiden lächelten sich an und waren von nun an die besten Freunde. Die anderen Kinder waren in den folgenden Tagen noch gemeiner zu ihnen und beschimpften Rijana, dass sie sich mit einem tätowierten Wilden abgab. Doch weder Rijana noch Ariac machten sich etwas daraus. Ariac erzählte Rijana häufig von seiner Kindheit in der Steppe. Er sprach mit so viel Begeisterung von den Menschen dort, den endlosen Weiten und den wilden Pferderennen, dass Rijana beinahe das Gefühl hatte, alles selbst erlebt zu haben.
Morac war noch wütender auf Ariac und versuchte immer wieder heimtückisch, ihm eins auszuwischen. Einmal verhinderten nur Brogan und die Krieger, dass die Jungen gemeinsam auf Ariac losgingen.
Nach drei weiteren Tagen hatten sie das Schloss von Northfort erreicht. Zwei Krieger wurden zum Schutz bei den Kindern zurückgelassen, und der Zauberer ritt mit den restlichen Männern hinauf zum Schloss, wo eine ganze Reihe Kinder getestet wurde. Die Prozedur dauerte drei Tage, und am Ende hatte Brogan nur einen einzigen kleinen Jungen mitgebracht. Erneut reisten sie durch das Land, und bald wurde die Grenze zu Catharga überschritten. Hier war alles noch wesentlich
gepflegter. Es gab größere Städte am Rande der Handelsstraße, doch hier musste Brogan keine Kinder suchen. Sein Schwertbruder Flordis, der mit ihm zusammen aufgebrochen war, hatte schon alle Dörfer und Städte Cathargas nach geeigneten Kindern abgesucht. Er war sicher schon zurück in Camasann. Der Sohn des Königs von Catharga, Falkann, war schon seit über neun Jahren auf der Zaubererinsel zur Ausbildung. Er war ein guter und tapferer junger Mann, auf den alle im Königreich sehr stolz waren. Sollte sich herausstellen, dass er keiner der Sieben war, würde er wohl der nächste König werden.
Der Planwagen holperte weiter über das Land, und sie wurden immer wieder von Händlern, Reisenden zu Pferd und Adligen überholt. Rijana bestaunte das alles ebenso wie Ariac. Sie war nie aus ihrem Dorf herausgekommen, hatte niemals eine Stadt, ein Gasthaus oder die großen, prächtigen Kutschen der Adligen gesehen. Auch Ariac fand das alles befremdlich und auch ein wenig bedrohlich. Doch Rijana machte alles ein wenig erträglicher. Die beiden wurden wirklich gute Freunde und vertrauten sich schon nach kurzer Zeit.
In den nächsten Tagen sollten sie die Meerenge überqueren, die Catharga mit Balmacann verband. Es handelte sich um eine riesige steinerne Brücke, die über das Meer gebaut worden war. Anschließend würde es durch Balmacann auf die Insel Camasann gehen, wo alle Kinder mit ihrer Ausbildung beginnen würden.
Es war ein warmer Frühsommertag. Der Planwagen hatte gerade neben der Straße gehalten. In der Nähe war ein lichter Wald, in dem die Kinder Beeren gesammelt hatten. Brogans Krieger begannen gerade, die Lagerfeuer zu entzünden, als man das donnernde Geräusch vieler galoppierender Hufe auf der nahen Handelsstraße hörte. Der Zauberer, der gerade im Wald war, um Kräuter zu sammeln, bekam davon nichts mit, doch die Krieger erhoben sich alarmiert und zogen ihre
Schwerter. Plötzlich erschien auf der Straße eine Gruppe von fünfundzwanzig Männern. Alle hatten kurzgeschorene Haare, sehr harte, grimmige Gesichter und trugen blutrote Umhänge. Ihnen voran ritt ein mittelgroßer Mann mit einem vernarbten, breiten Gesicht. Seine Augen konnte man nur als grausam und böse bezeichnen. Sein mit
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