Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
kleine, leichte Schwerter gaben. Dann begannen die Krieger nacheinander die Kinder anzugreifen und forderten sie auf, sich zu verteidigen. Doch alle Kinder stellten sich äußerst ungeschickt mit dem Schwert an.
Brogan fuhr sich über seinen Bart. Das würde wohl wieder nichts werden. Beinahe jedes Jahr gegen Frühlingsbeginn fuhr er oder einer der anderen Zauberer oder Ausbilder von Camasann über das Land, um Kinder zu testen und zur Schule zu bringen. Bisher war keiner der Sieben dabei gewesen. Das Einzige, was ihn beruhigte, war, dass auch Scurr noch keines der Kinder Thondras bei sich hatte.
Der Morgen zog sich dahin. Gerade war ein etwa zehnjähriger Junge an der Reihe, der sich ein klein wenig geschickter anstellte als die anderen. Der blonde Krieger, der mit ihm gekämpft hatte, warf einen fragenden Blick zu Brogan hin, doch der schüttelte den Kopf. Der Junge war ein wenig geschickter, aber Thondras Kinder hatten ein angeborenes, außergewöhnliches Talent mit dem Schwert und das konnte man von diesem Jungen nicht sagen. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor, und ein Junge in Ariacs Alter war an der Reihe. Plötzlich brach Ariac wieder der Schweiß aus, und ihm wurde übel. Er wollte nicht kämpfen und beschloss zu verschwinden. Heimlich wollte er sich hinter seinem Vater davonstehlen, doch der hielt ihn am Ärmel seines weiten Baumwollhemdes fest.
»Wo willst du hin?«
»Mir ist plötzlich so komisch«, murmelte Ariac und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Sein Vater betrachtete ihn besorgt, doch Lynn, die gespannt darauf wartete, selbst getestet zu werden, verzog zynisch ihren hübschen Mund.
»Er hat doch nur Angst, sich zu blamieren.«
»Habe ich nicht!«, rief Ariac mit vor Zorn funkelnden Augen.
»Du bist der Sohn des Clanführers«, sagte sein Vater ernst. »Du kannst dich nicht einfach drücken!«
Ariac nickte und ließ die Schultern hängen. Noch zwei Mädchen und ein Junge waren vor ihm, dann war Ariac an der Reihe. Mit unsicheren Schritten trat er in den Kreis, um den alle anderen versammelt waren. Sein Mund war trocken, und ihm war schwindlig. Ein großer Mann mit einem schwarzen Bart gab ihm ein Schwert und nickte ihm zu. Ariac nahm es mit zitternder Hand entgegen.
Ich muss mich nur dumm genug anstellen, sagte er sich erneut und blieb einfach stehen, als der Krieger ihn angriff.
Er täuschte ein Stolpern vor und torkelte zurück. Der Krieger seufzte, doch der Zauberer meinte, er solle es noch einmal versuchen. Erneut griff der Mann an und erwischte Ariac an der Schulter. Und urplötzlich ging etwas Merkwürdiges in ihm vor. Ariac hatte gar nicht das Gefühl, es selbst zu steuern. Er blockte den nächsten Schlag perfekt und begann dann von sich aus, auf den Krieger loszugehen. Es war, als ob es gar nicht er selbst wäre, so als würde er von einer fremden Macht gelenkt. Ariac griff den mehr als doppelt so alten und wesentlich größeren Mann mit einer Folge aus perfekt abgestimmten Schlägen an, sodass dieser immer weiter zurückwich. Ariac hätte den Mann nicht besiegen können, dafür war er noch zu jung. Dennoch war es ein Wunder, dass dieser etwa zwei Kopf kleinere Junge einen erwachsenen Mann derart in Bedrängnis bringen konnte.
Brogan trat in die Mitte und hielt mit seinem dicken Eichenstab Ariacs Schwert auf und blickte den Jungen durchdringend an. Ariac ließ sein Schwert sinken.
»Du wirst mit uns gehen«, sagte Brogan einfach und selbst verwundert. Einen so guten Kämpfer hatte er schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen und schon gar nicht bei den Steppenleuten.
Ariac runzelte die Stirn und schien erst jetzt zu sich zu kommen. Er blickte auf sein Schwert und die vielen, fassungslosen Steppenleute, die ihn alle anstarrten.
»Ich … ich kann nicht mitkommen«, stammelte Ariac und ließ das Schwert auf den Boden fallen, so als würde es ihm die Hände verbrennen. »Ich kann gar nicht Schwertkämpfen, das ist alles ein Irrtum!«
Brogan nahm ihn am Arm und sah ihn ernst an. »Du hast die Gabe, mein Junge. Wie heißt du?«
Ariac riss sich los und funkelte den wesentlich größeren Zauberer wild an.
»Ich gehe nicht mit Euch, ich werde der nächste Clanführer der Arrowann. Ich gehe nicht mit Euch!«
Damit rannte er los und zwängte sich durch die noch immer erstaunten Steppenleute.
Die fünf Krieger sahen den Zauberer fragend an, doch der winkte ab. Sie sollten dem Jungen nicht folgen.
Brogan ging zu Rudgarr, der fassungslos am Rand stand, und rief über
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