Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
die Schulter seinen Leuten zu: »Testet die restlichen Kinder!« Er packte Rudgarr am Arm, der ihn verwirrt anblickte. »Kann ich mit Euch reden?«
Der Clanführer nickte und verließ mit dem Zauberer das Zeltdorf. Die Männer setzten sich auf einen großen flachen Felsen.
»Der Junge, ist er Euer Sohn?«, fragte der Zauberer ernst.
Rudgarr bestätigte dies. »Ja, Ariac, ich kann es nicht glauben. Er hatte niemals ein Schwert in der Hand!« Der stolze
Anführer der Arrowann wirkte vollkommen verwirrt und konfus.
Brogan legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Manche Kinder werden mit dieser Gabe geboren. Das heißt noch nicht, dass er einer der Sieben ist. Das wird sich erst herausstellen, wenn er mit siebzehn Jahren eines der magischen Schwerter berührt. Wie alt ist der Junge denn?«
»Zwölf«, antwortete Rudgarr, noch immer fassungslos.
»Ihr wisst, dass er mit uns gehen muss«, sagte der Zauberer ernst.
Rudgarr nickte und senkte den Blick. Seine langen Haare fielen über seine Schultern, und trotz der Tätowierungen, die ihm eigentlich einen wilden Ausdruck verliehen, wirkte er nun hilflos und verzweifelt.
»Er ist unser einziger Sohn, er sollte mein Nachfolger werden.«
Brogan nickte, er wusste, wie sich der Steppenmann jetzt fühlte.
»Das weiß ich. Aber selbst wenn ich ihn hierlassen würde, was ich nicht darf, würde sich herumsprechen, welche Begabung Ariac hat.« Brogan blickte Rudgarr ernst an. »Wenn Scurr ihn in die Finger bekommt, dann wird es ihm sehr schlecht ergehen.«
Der Clanführer fuhr sich über das Gesicht und nickte schließlich resigniert.
»Gut, ich werde mit ihm reden. Er wird Euch begleiten. Ihr habt mein Wort.«
Brogan nickte zufrieden. Das Wort eines Steppenkriegers zählte etwas. Er kehrte zu den anderen Kriegern zurück, doch außer Ariac zeigte keines der Kinder Talent zum Schwertkampf.
Rudgarr sattelte sich eines der zähen Steppenpferde und machte sich auf die Suche nach seinem Sohn. Erst in der
Abenddämmerung fand er Ariac, der weit in die Steppe hinausgeritten war und in der Nähe eines kleinen Baches an einem Felsen lehnte. Rudgarr stieg ab und ging zu seinem Sohn, der mit angespanntem Gesicht auf den Bach blickte.
»Ich gehe nicht mit ihnen«, sagte Ariac bestimmt, bevor sein Vater etwas sagen konnte.
Rudgarr setzte sich neben ihn und betrachtete ihn nachdenklich. Gerade erst war Ariac vom Jungen zum Jäger geworden. Er selbst wollte ihn nicht gehen lassen, aber es musste sein.
»Möchtest du, dass die Menschen der Steppe weiterhin in Freiheit und Frieden leben?«, fragte Rudgarr ernst.
»Natürlich möchte ich das«, rief Ariac überrascht.
Rudgarr nickte. »Gut, und glaubst du, dass wir auch dann noch frei wären, wenn König Scurr und seine finsteren Geschöpfe an Macht gewinnen?«
»Ich gehe nicht mit dem Zauberer«, wiederholte Ariac stur.
Rudgarr packte seinen Sohn an den Schultern und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen.
»Ich weiß nicht, was diese merkwürdige Gabe bei dir zu bedeuten hat, aber falls du einer der Sieben sein solltest, dann ist es deine Pflicht, alle freien Menschen zu verteidigen!«
Ariac wandte den Blick ab und wollte nichts hören, doch sein Vater fuhr fort.
»Einige der großen Krieger waren Steppenmenschen, das weißt du doch. Vielleicht ist es deine Berufung.«
»Ich werde der nächste Anführer der Arrowann, das ist meine Aufgabe«, erwiderte Ariac wütend. »Ich bin euer einziger Sohn, ich muss in der Steppe bleiben.«
Rudgarr seufzte und blickte ihn ernst an.
»Das weiß ich, aber darum solltest du dich nicht sorgen. Es wird sich eine andere Lösung finden.« Rudgarr packte Ariac fest am Arm. »Falls du nicht der Gesuchte bist, dann kommst
du zurück und kannst immer noch der Anführer der Arrowann werden.«
»Ich will nicht aus der Steppe fort«, rief Ariac verzweifelt, und gegen seinen Willen sammelten sich Tränen der Wut in seinen Augen. Er sprang auf. »Ich kann nicht in festen Häusern leben und das geregelte Leben eines Kriegers führen, der unter einem König dient. Ich kann das nicht, und ich will das nicht. Ich brauche die Freiheit der Steppe!«
Rudgarr erhob sich ebenfalls und packte seinen Sohn an den Schultern.
»Das verstehe ich, aber es muss ja nicht für immer sein.«
Ariac schluckte krampfhaft die Tränen herunter und kämpfte ganz offensichtlich mit sich. »Aber ich bin doch keines von Thondras Kindern, das kann doch gar nicht sein!«
Rudgarr nahm seinen Sohn in den Arm und sagte:
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