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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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und er dachte nicht daran, es zu verletzen.
     
    *
     
    „Die Bastarde saßen in einem Bunker der ehemaligen Roten Armee in Mecklenburg“, schluckte Thorn, ohne den Pfarrer neben sich anzusehen. „Magnus und ich, wir haben den Eingang gesprengt, damit Licht einfiel, das ist die halbe Miete. Sie wissen vielleicht, Vampire verbrennen im Sonnenlicht. Ich also rein, Magnus dicht hinter mir. Mit Lanzen und PMS. Doch dann ...“
    Die Erinnerung wog schwer; plötzlich trat Thorn auf die Bremse und fuhr rechts auf den Standstreifen.
    „Ich ... ich bekam eine Art Krampf“, erklärte sie erschreckend naiv; von ihrer draufgängerischen Kulisse war nicht allzu viel geblieben. „Wie ein Blitz. Und mindestens genauso schmerzhaft. Hilflos bin ich zusammengesackt, war wie gelähmt, unfähig, mich zu bewegen. Alles verkrampfte. Magnus wurde davon abgelenkt, hat sich um mich kümmern wollen. Er war nun mal wie ein Vater für mich und fühlte sich verantwortlich. Die drei Sucker und ihr Meister sind über ihn hergefallen und haben ihn ...“
    „Ihr Meister?“ Er horchte auf. „Dieser Rotauge?“
    „Nein, nein“, winkte sie ab. „Jeder Clan hat seinen eigenen Meister, sozusagen das Oberhaupt. Ein Meister ist ein Vampir mit freiem Willen. Er beißt einen Menschen, der ihm dadurch unterworfen wird, es besteht ein telepathisches Band und ein kollektives Bewusstsein innerhalb des Clans. Was einer weiß, wissen alle. Infiziert dieser Sucker wiederum andere Menschen, werden auch die von dem Meister beherrscht. Doch wenn der Meister ums Leben kommt, werden die Vasallen selbst zum Meister und versucht einen eigenen Clan um sich aufzubauen. Einen möglichst großen, mächtigen Clan, manche sind mehrere hundert Köpfe stark. Aber die sind die Ausnahme, meist können wir das Übel bereits im Keim ersticken, bevor es zu spät ist.“
    „Wenn Sie diese Nester ausheben, werden doch alle ausgelöscht, nicht?“
    „Jedenfalls versuche ich es.“
    „Dann müssten sie doch längst ausgestorben sein.“
    „Schön wär’s.“ Sie verzichtete darauf, den Motor abzustellen. „Die Nester sind Routine, mehr oder weniger, weil uns die Sonne dabei hilft und die meisten Vampire verbrennt. Hin und wieder verstecken sich die Meister jedoch außerhalb. Und viel zu oft ist es nötig, nachts gegen sie vorzugehen. Dann wird’s wirklich brenzlig, dann sind sie in ihrem Element und kaum zu besiegen. Es gelingt immer wieder ein paar, zu entkommen und die pflanzen sich fort wie die Karnickel. Deshalb sterben sie nie aus.“
    „Warum wurden nicht auch Sie damals getötet?“
    „Darum!“ Stoisch langsam zog sie ihren linken fingerlosen Handschuh aus und legte ihn auf ihren Schoß. Darunter trug sie um ihre Handfläche Bandagen, die sie ebenfalls entfernte. „Sehen Sie!“
    „Oh, mein Gott!“ Pfarrer Wiesner fuhr erschrocken zusammen, dann bekreuzigte er sich aus einem Reflex heraus, als er das kreuzförmige Stigmata entdeckte. Es blutete nicht, wahrscheinlich schon seit langer Zeit nicht mehr, dicke Krusten hatten sich darauf gebildet.
    „Auf der anderen Hand habe ich dasselbe“, murmelte sie. „Aber ich kann Sie beruhigen: Es sind keine teuflischen Wundmale. Hoffe ich wenigstens. Und der Pontifex hat es mir bestätigt.“
    „Sie kennen den Papst?“
    Als Zeichen der Bestätigung schloss sie kurz die Augen. „Ja, den aktuellen, und auch seinen Vorgänger natürlich. Ich war damals vierzehn, und man hatte mich im Kloster Marienkirchen untergebracht. Bei einem seiner Besuche hab ich ihn mit dem Fahrrad fast über den Haufen gefahren. Er ist gestürzt. Die Schwester Oberin wollte mir für diese Respektlosigkeit eine Ohrfeige geben, doch er hat das verhindert. Obwohl er hinterher fast zwei Wochen an Krücken gehen musste ...“ Schwermut sprach aus ihrer Stimme, begleitet von einem Lächeln. „Dabei hätte ich mich der Schwester Oberin durchaus zu erwehren gewusst …“
    Daran zweifelte er keine Sekunde.
    Sie begann, die Wunde wieder zuzuwickeln.
    „Ich hab mir die Stigmata weder her gewünscht, noch darum gebeten. Plötzlich ist meine Haut einfach aufgebrochen, und sie waren da. Die Vampire haben mit Magnus kurzen Prozess gemacht, haben ihn zerfetzt. Dann sind sie abgehauen, haben sich in die tiefer gelegenen Räume des Bunkers verkrochen. Keine Ahnung, warum sie sich die fette Beute entgehen ließen, jedenfalls damals noch nicht. Ein, zwei Stunden später, als ich wieder einigermaßen bei mir war, hab ich die ganze Bande in die Luft gejagt.“

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