Thriller: Tickende Bombe: Die iranische Bedrohung (Bücher auf Deutsch) (German Edition)
entschieden, waren sie immer willkommen und akzeptabel, und der Mensch ordnete sich ihnen völlig unter.
Ali Askari trat zurück an den Tisch, als ob er in die Familienfestung zurückkehrte, und trug eine Beute in seinen Händen.
„Wo ist Hadj?“, fragte er interessiert an der Abwesenheit seines Freundes. „Weißt du, was das ist?“, überrumpelte er Jean-Marc und hielt eine Glasflasche hoch. Jean-Marc schüttelte seinen Kopf und schreckte plötzlich auf. „Wo hast du das denn her?“
„Ich habe es von einem der Tische erbeten. Ach, da ist ja Hadj“, rief er, als er ihn entdeckte, und winkte ihm zu.
Auf der Flasche las ich die Aufschrift „B 12“, sie enthielt ein Bier mit sechs Prozent Alkohol. Ich verstand nicht, was all die Aufregung sollte, bis Jean-Marc mir erklärte, dass man das Produkt nicht in Frankreich verkaufen durfte, „es soll gefährlich für die Gesundheit sein, so sagen sie.“
„Es wird aus Ochsenhoden hergestellt. Es ist ein Energydrink“, erklärte Ali und schenkte allen etwas ein. „In Zukunft“, erklärte er, „wird dieses Getränk sogar Coca-Cola besiegen.“ Begeisterung und Vertrauen lagen in seiner Stimme. „Es schmeckt, es macht süchtig und es ist ein Energydrink“, wiederholte Ali und ließ keinen Raum für einen Verzicht auf die Erfahrung, von dieser gefärbten Bierflüssigkeit mit dem Geruch von Medizin zu kosten.
Und so kostete ich zum ersten Mal in meinem Leben den Prototyp des legendären ‚Red Bull‘. Damals hatte ich das Ausmaß der Erfindung noch nicht verstanden und bevorzugte Champagner, in den die Frauen zwei Tropfen roten Likör zufügten, wodurch die Flüssigkeit ihre Farbe veränderte in ein Rosa, das sehr interessant im Glas aussah. Hadj Yahia kam näher an mich heran, um ein zusätzliches Glas zu genießen, von dem, was anscheinend in seinem Land verboten war, und auch er konnte seine Vorliebe für den guten und perfekt gesüßten Wein nicht verbergen.
„Du arbeitest also in einer Kunststofffabrik?“, begann er zu fragen, als er sich in meiner Nähe befand.
„Ja, so was in der Richtung“, antwortete ich höflich, als ob ich nicht an einem Gespräch über meine Arbeit interessiert war.
„Und was machst du?“, fragte ich beiläufig.
„Ich bin Dozent an der Uni“, antwortete er und versuchte, gesellig zu wirken. „Ich weiß, dass ich nicht so aussehe, mit einem Glas in der einen Hand und einem Callgirl in der anderen“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.
Ich weiß nicht, warum ich durch die Enthüllung so überrascht war, es war ja wohl allen klar, dass dies weder seine Frau noch seine Stieftochter war, dennoch war ich sehr überrascht. „Dies ist ein ehrlicher Mann“, dachte ich. Einer, bei dem Worte und Herz zueinanderpassten.
Hadj Yahia schien ein schlichter Mann zu sein: klein, in einen braunen Anzug gekleidet und mit Stoppelbart. Seine Augen waren klein und sehr neugierig. An der rechten Hand trug er einen großen Ring. Das beige Hemd stand ihm nicht, vor allem, weil er es ohne eine modische Krawatte trug. Die Farben verbargen ihn in der Dunkelheit und es schien, als ob er im Schatten bleiben wollte.
Hingegen zeichnete sich Ali sowohl durch seine Körpergröße wie auch durch seine mechanischen Kopfbewegungen aus. Sein weißes Hemd sah noch weißer aus dank seiner dunklen Hose und dem schwarzen Haar. Aufgrund seiner helle Hautfarbe hätte man ihn für einen amerikanischen Touristen oder europäischen Geschäftsmann halten können, aber sein schwarzer Schnurrbart ließ keinen Zweifel an seiner Herkunft. Auch seine Gestik und die gelassene Körpersprache verrieten ihn nicht, aber ich erkannte, dass er ein Iraner und sehr wahrscheinlich an der Revolution beteiligt war. Ich erinnerte mich, als vor zwanzig Jahren die iranische Regierung ersetzt wurde, wie mein Vater aus seinem Sessel im Wohnzimmer erklärte, dass dies eine große Katastrophe ist. Er sprach nie viel über die Revolutionen, die in unserer Region häufiger vorkamen, und überhaupt war er nicht an Politik außerhalb der Synagoge interessiert. Ich blickte zur Glaskuppel über uns und wusste, dass die nächste Sintflut wahrscheinlich das Werk der Menschheit sein würde.
„Du denkst wohl, dass die Kuppel aus Kunststoff ist“, sagte Ali und schaute nach oben. „Wie kann man ein solches Werk an einem Stück konstruieren?“, fuhr er fort seine Gedanken auszudrücken und gab sich auch die Antwort. „Klar, dass
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