Thriller: Tickende Bombe: Die iranische Bedrohung (Bücher auf Deutsch) (German Edition)
es aus Kunststoff ist, man kann ja nicht das Risiko eingehen, dass das Glas zerbricht“, erklärte er. Mir war sofort klar, dass der Mann ein Analytiker war und vor allem eine scharfe Neugier besaß. „Stimmt genau“, sagte ich. „Das ist interessant, denn eine Kunststoffmaschine, die in der Lage ist, einen Plastik-Gartenstuhl herzustellen, ist dreizehn Meter lang. Was ist das wohl für ein Monstrum, dass eine Kuppel mit hundert Metern im Durchmesser anfertigen kann?“, fragte ich naiv.
„Aber nein“, widersprach er. „Die Kuppel wurde natürlich hier auf der Stelle gegossen, genau wie eine Betondecke, nur eben aus Kunststoff“, erklärte er. Jean-Marc hörte höflich zu und nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, schien er recht amüsiert, weil er die Lösung des Rätsels kannte. „Sicher, es gab eine solche Option in der Planungsphase“, begann er und machte wieder eine Pause, um noch ein paar Spekulationen zu hören.
„Und, wie haben sie das gemacht?“, fragte ihn der Perser vorsichtig. „Neunhundertundneunundneunzig trapezförmige Stücke aus Glas und ein Sechzehneck bilden die Kuppel über eurem Kopf“, erklärte derjenige, der die Anfänge dieses interessanten Komplexes kannte. „Und genau wie ein Netz“, fügte er hinzu, „kann man aus einer bestimmten Entfernung die Verbindungen nicht mehr sehen.“ Und schon einen Augenblick später war Hadj auf dem Weg, das Glas – oder die tausend Glassplitter – aus der Nähe zu untersuchen. Als er zurückkam, schien er unruhig. „Und wie hält man sie sauber?“, fragte er verwirrt.
Jean-Marc lachte wieder, aber dieses Mal antwortete er schnell: „Es gibt ein Geländer etwas unter der Bodenlinie, außerhalb des Blickfeldes der Gäste.“
Alle beobachteten ihn und warteten auf eine Erklärung, aber er nahm sich die Zeit, um den letzten Schluck aus seinem Glas zu trinken und erklärte: „Kristall verfügt über eine Eigenschaft, auf welchem sich der Schmutz nicht festsetzen kann und ein Wasserspritzer ist genug um es sauber zu halten. Genau wie die Flugzeug- Windschutzscheiben“, sagte er, als ob es offensichtlich wäre ... für die Optiker unter uns. Was aber alles andere als offensichtlich für mich war, war die intime Veranstaltung, die auf der Tanzfläche stattfand. Ali und ich starrten auf die Mitte der Bühne: Paarweise tanzten Menschen eng aneinander gedrückt und die Ausdrücke auf ihren Gesichtern piegelten ihre Lust wider.
„Das ist Zouk“, sprang Sandra auf und drängte Natalie mitzukommen, woraufhin diese an meinem Arm zog und mich auf die verruchte Tanzfläche schleppte.
„Zouk“ („Hintern“ auf Arabisch) war sowohl ein rhythmischer Musikstil als auch ein Tanz, der in Zeitlupe getanzt wurde.
Der Zouk war der Slow-Tanz des neuen Jahrtausends und genau wie der Slow definierte er die Saure-Gurken-Zeit ... Im wahrsten Sinne des Wortes.
Beide hatten das gleiche Ziel vor Augen: Alle einsamen Männlein und Weiblein in eine Beziehungskiste zu befördern, Menschenherzen einander näherzubringen, die voller Chemie und berstend vor Physik waren. Die Berührung überbrückte alle Kluften, ließ alle Erwartungen und Stereotypen hinter sich und konzentrierte sich auf die Erzeugung von gegenseitiger Leidenschaft, die man bei der Verschmelzung zweier Körper erlangte – die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Im Laufe des Abends hatten alle Gäste ihre Beziehungspflänzchen gesät, gegossen und gepflegt. Sie hatten den fruchtbaren Boden mit Worten vorbereitet, gossen ihn bis zur Berauschung, steigerten die Spannung mit jeder sinnlichen Bewegung, und mit jedem Akt des Vorspiels hatten sie nur auf eins gehofft und gewartet – auf den Zouk.
Beim Zouk tanzten Männer und Frauen eng aneinander gedrückt und bewegten sich nur von der Taille abwärts. Der Grad der Beherrschung dieses Tanzen wurde nach dem Verlust der Selbstkontrolle berechnet. Und es war nicht Zeit des Redens ... sondern des Sich-Aneinander-Reibens und Erregens. Wer mit der Zouk-Kultur nicht vertraut war, würde nicht in der Lage sein, die Beziehungskultur in Frankreich zu verstehen. „Die neuen Beziehungen“, wie Jean-Marc es beschrieb.
„Lädt mich einer von euch zum Zouk ein?“, fragte Innes und streckte auffordernd ihre Hand aus, sehnsuchtsvoll, alle intimen Emotionen in ihrem Körper zu wecken.
Ali, der ihr nicht widerstehen konnte, begleitete sie auf die Tanzfläche.
Sie liebten sich vollbekleidet, stehend und
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