Thriller: Tickende Bombe: Die iranische Bedrohung (Bücher auf Deutsch) (German Edition)
weiß, bezeichnete es aber als schwarz.
Ich hob die Augen gen Himmel, und über den Anblick des unaufhörlich prasselnden Regens versuchte ich mir vorzustellen, wie in einem feuchten Traum oder einem Alptraum, wie sich wohl mein Leben gestaltete, wenn ich denn in diesen dubiosen Verein aufgenommen werden würde.
Gleich morgen früh, sobald ich aufwachte, würde ich mich über Gerber und Cremieux erkundigen, den Grund für den feierlichen VIP-Besuch aus dem Iran. So weit mir bekannt war, war Gerber ein Unternehmen, welches Babynahrung produzierte. Was hatten die mit Beamten der iranischen Regierung zu tun? Cremieux war ein Institut für Chemikalien ... Impfstoffe. Logischer war, dass sich hier ein Handel für Rohstoffe oder Wirkstoffe, die für eine andere Art von Waffen geeignet waren, zusammenbraute, und dies die iranische Regierung interessieren dürfte. Das Interesse der Iraner an der Tanzfläche ließ nach. Unsere müden Freunde zogen sich ein paar Stühle heran und bildeten kleine Kreise, als Jean-Marc einen neuen Vorschlag vorbrachte. „Zeit für Folies“, erklärte er. Die drei Mädchen waren von der Idee begeistert, während die beiden Männer, die in ihren Dreißigern oder Vierzigern waren, einen müden Eindruck machten.
„Ich glaube wir haben genug für heute Abend“, sagte der Kleinere zum Größeren. Plötzlich wurde mir klar, dass Ali der dominante Redner war, aber der Hadj die ältere Autorität der beiden.
„Wie Sie wünschen, Herr Amiri“, akzeptierte der disziplinierte Freund demütig und auf seinem Gesicht spiegelte sich eine geringfügige Enttäuschung.
„Herr Amiri“, wiederholte ich den Titel oder den neuen Namen des Hadj, als ob ich ihn necken wollte, weil niemand es für nötig gehalten hatte, seinen echten und vollen Namen zu erwähnen. „Yahia ist ein Spitzname“, sagte er und nahm sich Zeit zum Nachdenken. „Hadj ist ein religiöser Titel, den ich gerne hätte.“
Alle blieben neben ihm stehen, begierig darauf, den Rest der Geschichte zu hören, aber er war offensichtlich nicht der Meinung, dass eine Fortsetzung vonnöten war. Doch die neugierigen Blicke um ihn herum erweichten ihn schließlich und er ließ die Katze aus dem Sack.
„Mein Name ist Shahram, Shahram Amiri“, offenbarte er, als sei dies ein Staatsgeheimnis.
„Na und?“, meinte Jean-Marc. „Ich habe euch auch nur meinen Spitznamen genannt“, gestand er. „Alle nennen mich Jean-Marc, aber ...“, eröffnete er und machte eine bedeutungsvolle Pause. Dem breiten Grinsen, auf Innes‘ Gesicht nach zu urteilen, war sofort klar, dass er nicht scherzte. „Mein richtiger Name ist A. Marc Arsso Junior“, gestand er.
„Und du?“, drehte er sich plötzlich zu mir und mir wurde leicht flau im Magen.
„Ich? Ich ... wurde als Kamal Lutati geboren und bin Kamal Lutati geblieben“, sagte ich. Nicht eine Sekunde lang hatte ich darüber nachgedacht, dass mich der Mann vielleicht schon von früher kannte, vor meiner zufälligen Begegnung mit ihm und seiner schicksalhaften mit mir. „Was ist Folies?“, fragte ich interessiert.
Innes war sofort bereit es mir zu erklären, aber zunächst mussten wir in Richtung des Aufzugs gehen, um uns von unseren großzügigen Gastgebern aus Persien, zu verabschieden.
Ich tat es Jean-Marc und Innes nach: zwei Küsse für Sandra, zwei Küsse für die nette Natalie, zwei Küsse für Ali und zwei Küsse für Hadj Yahia. „Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder“, erhielt ich von Ali das Versprechen eines Gentlemans.
Auf dieser Aussage, so wurde mir klar, konnte ich mir einen gewissen Spielraum aufbauen. „Pass auf deinen Freund auf“, beschied er mir. „Teurer Freund“, sagte er abschließend, bevor er flink in den Aufzug verschwand. „Wir kommen wieder“, versprach der Hadj aus dem Glaskasten. Jean-Marc, Innes und ich gingen langsam zum Auto, als die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne durch die Wolken brachen und das regnerische Paris erhellten.
„Wie ist die Zeit nur so schnell verflogen?“, wunderte ich mich.
„Die Zeit ist schon lange verflogen“, sagte Jean-Marc. „Die Glaskuppel hat magische Kräfte, sie verdunkelt alles, sodass man von innen den Tagesanbruch nicht wahrnimmt.“ Dann erinnerte er sich: „Du bist doch ein Optiker, nicht wahr? Du solltest das eigentlich wissen. Es ist genau wie eine Brille, die beim Kontakt mit Sonnenlicht zur Sonnenbrille wird“, erklärte er, aber ich verstand nicht.
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