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Throne of Glass – Die Erwählte

Throne of Glass – Die Erwählte

Titel: Throne of Glass – Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maas
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sich in Bewegung.
    Celaena konnte sich nicht vom Anblick des Schlosses losreißen. Sie kam sich so klein vor, selbst aus dieser Entfernung. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, was für eine einschüchternde Wirkung das hoch über der Stadt thronende Gebäude hatte.
    Die Soldaten wuselten herum, machten Feuer und errichteten Zelte. »Ihr seht aus, als würde der Galgen auf Euch warten, nicht die Freiheit«, sagte der Captain neben ihr.
    Celaena wickelte einen der ledernen Zügel um den Finger und löste ihn wieder. »Es ist sonderbar, alles wiederzusehen.«
    »Die Stadt?«
    »Die Stadt, das Schloss, die Elendsviertel, den Fluss.« Das Schloss warf seinen Schatten auf die Stadt wie ein wildes Tier. »Ich weiß immer noch nicht genau, was damals passiert ist.«
    »Bei Eurer Gefangennahme?«
    Sie nickte. »Trotz Eurer Vision von einer perfekten Welt unter der Herrschaft eines einzigen Königreichs zögern Eure Herrscher und Politiker nicht lange, einander zu vernichten. Bei den Assassinen ist es wahrscheinlich nicht anders.«
    »Glaubt Ihr, einer Eurer Leute hat Euch verraten?«
    »Jeder wusste, dass ich die besten Aufträge bekam und jeden Preis verlangen konnte.« Sie ließ den Blick über die kurvigen Straßen der Stadt und den gewundenen, schimmernden Fluss schweifen. »Sobald ich fort war, entstand eine Leerstelle, von der die anderen profitieren konnten. Vielleicht war es ein Einzelner, vielleicht waren es mehrere.«
    »Ihr solltet nicht erwarten, dass es in so einer Gesellschaft ehrenwert zugeht.«
    »Das tue ich gar nicht. Den meisten habe ich nie getraut. Ich wusste, dass sie mich hassen.« Natürlich hatte sie ihre Vermutungen. Und die plausibelste war eine Wahrheit, der sie noch nicht ins Auge blicken konnte – nicht jetzt und vielleicht niemals.
    »Endovier muss furchtbar gewesen sein«, sagte Chaol. In seinen Worten lag keine böse Absicht oder Spott. Durfte man das schon Sympathie nennen?
    »Ja«, sagte sie zögernd. »Das war es.« Er sah sie an, als würde er gern mehr hören. Warum sollte sie es ihm nicht erzählen? »Als ich ankam, wurde mir das Haar abgeschnitten, ich musste einen alten Fetzen anziehen und bekam eine Spitzhacke in die Hand gedrückt, als könnte ich damit umgehen. Ich wurde an die anderen gekettet und bekam wie alle anderen die Peitsche zu spüren. Aber die Aufseher hatten Anweisung bekommen, mich besonders zu behandeln, und waren so frei, mir Salz in die Wunden zu reiben – Salz, das ich selbst geschlagen hatte – und mich so oft auszupeitschen, dass manche Wunden nie richtig verheilten. Nur ein paar anderen Gefangenen aus Eyllwe habe ich es zu verdanken, dass meine Wunden sichnicht infiziert haben. Eine von ihnen hat jede Nacht stundenlang meinen Rücken gesäubert.«
    Chaol sagte nichts und sah sie nur an, bevor er abstieg. War es dumm gewesen, ihm etwas so Persönliches zu erzählen? An diesem Tag richtete er das Wort nur noch an sie, um sie herumzukommandieren.
    ~
    Celaena wachte auf und rang nach Luft, eine Hand an der Kehle. Kalter Schweiß lief an ihr hinunter und sammelte sich in dem Grübchen zwischen Mund und Kinn. Sie hatte diesen Albtraum schon einmal gehabt – dass sie in einem der Massengräber in Endovier lag. Und als sie sich aus dem Gewirr verwesender Gliedmaßen zu befreien versuchte, wurde sie immer tiefer in diesen Haufen von zwanzig Leichen hineingezogen. Als sie lebendig begraben wurde, hörte niemand, dass sie noch schrie.
    Voller Ekel schlang Celaena die Arme um die Knie. Sie atmete – ein und aus, ein und aus – und ließ den Kopf sinken, ihre kantigen Kniescheiben drückten gegen ihre Wangenknochen. Wegen der ungewöhnlich warmen Witterung hatten sie darauf verzichtet, in den Zelten zu schlafen, und so hatte sie einen einmaligen Blick auf Rifthold. Das erleuchtete Schloss erhob sich über der schlafenden Hauptstadt wie ein Berg aus Eis und Dampf. Es sah irgendwie grünlich aus und schien zu pulsieren.
    Morgen um diese Zeit würde sie dort eingesperrt sein. Aber heute Nacht – heute Nacht war es so friedlich wie in der Ruhe vor dem Sturm.
    Sie stellte sich vor, dass die ganze Welt schlief, verzaubert vom meergrünen Schein des Schlosses. Die Jahre gingen dahin, Berge erhoben sich und versanken wieder, Grün überwucherte dieschlummernde Stadt und verbarg sie unter einer Decke aus Dornen und Blättern. Sie war als Einzige wach.
    Celaena wickelte sich fester in ihren Umhang. Sie würde gewinnen. Sie würde Champion des Königs werden und ihm vier

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