Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
einfach nachbauen. Wir nahmen den Wagen zum Haus meiner Mutter und parkten ein Stück weit die Straße hinauf.
»Ich hätte nie gedacht, dass Mycroft jemals in Rente gehen würde«, sagte ich, als wir zum Haus gingen.
»Ich auch nicht«, sagte Landen. »Was, glaubst du, wird er jetzt den ganzen Tag machen?«
»Wahrscheinlich
Name That Fruit!
ansehen. Er sagt doch immer, Seifenopern und Fernsehshows sind ideal, um allmählich hinüberzudämmern.«
»Da hat er wahrscheinlich Recht«, sagte Landen. »Nach ein paar Monaten 65
Walrus Street
kommt der Tod bestimmt als willkommene Abwechslung.«
Wir schoben das Gartentor auf und begrüßten die Dodos, die zur Feier des Tages alle mit einer rosa Schleife geschmückt waren. Ich bot ihnen ein paar Marshmallows an, auf die sie sich gierig stürzten. Sie pickten und plockten, dass es laut widerhallte.
»Hallo, Thursday!« sagte der vorzeitig ergraute Mann, der uns die Tür öffnete.
»Hallo, Wilbur«, sagte ich. »Wie geht's?«
Wilbur war einer von Mycrofts Söhnen. Landen sagte immer, Wilbur hätte eine große Begabung zum Frührentner, er habe bestimmt schon mit fünfzehn ans Golfen gedacht.
»Mir geht es ganz ausgezeichnet«, sagte Wilbur und lächelte leutselig. »Hallo, Landen, ich habe dein neues Buch gelesen. Es ist viel besser als das letzte.«
»Wirklich sehr liebenswürdig«, sagte Landen trocken.
Ich wollte gerade einen Schluck Wein trinken, als mir Landen das Glas aus der Hand nahm.
Baby!
hauchte er lautlos.
Verdammt, das hatte ich ganz vergessen.
»Wisst ihr, ich bin befördert worden!« sagte Wilbur. Er machte eine Pause, damit wir ein paar gratulatorische Geräusche ausstoßen konnten, unterbrach sich aber nur kurz: »
Consolidated Useful Stuff
befördert immer nur die wirklich vielversprechenden Leute, und nachdem ich zehn Jahre bei der Verwaltung des Pensionsfonds mitgewirkt hatte, war Con-Stuff der Meinung, ich könnte jetzt mal was richtig Dynamisches anfangen. Ich bin jetzt Verwaltungsdirektor bei einem Tochterunternehmen namens
Mycro-Tech Developments.«
»Donnerwetter«, sagte Landen. »Das ist aber ein Zufall. Ist das nicht Mycrofts Firma?«
»Das ist wirklich rein zufällig«, sagte Wilbur. »Mr Perkup - der CEO von Mycro-Tech - hat mir gesagt, ich hätte es ausschließlich meiner Sorgfalt zu verdanken, dass -«
»Thursday, Schätzchen!« unterbrach Gloria, Wilburs Frau. Sie war eine ehemalige Volescamper und hatte Wilbur in der falschen Erwartung geheiratet, dass er a) ein Vermögen erben würde und b) genauso intelligent wie sein Vater wäre. Sowohl beim einen wie beim anderen hatte sie sich allerdings auf spektakuläre Weise geirrt.
»Schätzchen, du siehst einfach göttlich aus. Hast du abgenommen?«
»Keine Ahnung, Gloria. Aber ... du hast dich
wirklich
verändert.«
Und das war nicht mal gelogen. Während sie normalerweise mit teuren Kleidern und Hüten und Parfüm aufgeputzt war wie ein Fashion Model, trug sie heute nur eine schlichte Khakihose und eine Bluse. Statt einer komplizierten Hochfrisur hatte sie ihr Haar mit einem schwarzen Tuch zum Pferdeschwanz gebunden.
»Und? Was sagt ihr?« fragte sie erwartungsvoll und drehte eine kleine Pirouette für uns.
»Was ist mit den teuren Kleidern passiert?« fragte Landen. »Habt ihr Besuch vom Gerichtsvollzieher gehabt?«
»Nein, das ist die neueste Mode! Das solltest du doch wissen, Thursday. Die
Fe-Mole
propagiert jetzt den Thursday-Next- Look. Khakihosen und Pferdeschwänze sind in«, sagte sie.
»So was Albernes«, sagte ich. »Wenn jetzt Bonzo der Wunderhund Jane Eyre gerettet hätte, würdet ihr dann alle Stachelhalsbänder tragen und mit dem Schwanz wedeln?«
»Es gibt keinen Grund, vulgär zu werden«, sagte Gloria hochmütig und musterte mich von oben bis unten. »Du solltest dich vielmehr geehrt fühlen. Im übrigen findet die Dezember-Ausgabe von
Fe-Mole,
dass eine braune Bomberjacke viel schicker ist. Dein schwarzes Leder-Outfit ist ein bisschen passe, fürchte ich. Und die Schuhe - ach, herrje!«
»Warte mal!« sagte ich. »Wie kannst du behaupten, dass ich nicht den Thursday-Look habe? Ich
bin
Thursday Next!«
»Die Mode entwickelt sich, Thursday. Im Übrigen hab ich gehört, dass die Mode im nächsten Monat
Frutti di Mare
sein soll. Also freu dich, solange du
in
bist.«
»Frutti di Mare?« sagte Landen. »Das ist ja klasse! Da kommt der Tintenfisch-Pullover, den mir deine Mutter gestrickt hat, womöglich groß raus.«
»Könnt ihr eigentlich nie ernst sein?«
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