Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
morgen gegen vier Uhr nachmittags mit Ihnen reden wollen wegen der Geschichte im Skyrail. Man hat mich aufgefordert, Sie zu suspendieren, aber ich habe denen gesagt, sie können mich mal. Aber nehmen Sie bitte Urlaub bis morgen. Sie beide haben gute Arbeit geleistet, aber vergessen Sie nicht: Kein Mensch darf von dieser Sache erfahren!« .
Wir bedankten uns und gingen in unser Büro. Bowden starrte an die Wand und sagte schließlich: »Wissen Sie, Thursday, diese Sache mit dem Kreuzworträtsel beunruhigt mich ziemlich. Bisher war ich der Ansicht, Zufälle wären bloß Zufälle und ein Stilmittel, das Dickens und andere Autoren viel zu oft eingesetzt haben, aber jetzt habe ich fast die Befürchtung, dass ein alter Feind Ihnen eins auswischen will.«
»Jemand mit Sinn für Humor, wie es scheint«, sagte ich trübsinnig.
»Das schließt Goliath schon einmal aus«, sagte Bowden. »Wen rufen Sie jetzt an?«
»SO-5.«
Ich holte Agent Phodders Visitenkarte aus meiner Tasche und wählte die Nummer. Er hatte mir gesagt, ich sollte ihn anrufen, wenn mir »irgendwas Ungewöhnliches« widerfuhr. Und genau das würde ich jetzt tun.
»Hallo?« sagte ein barscher Mann am anderen Ende, nachdem das Telefon eine ganze Weile geklingelt hatte.
»Thursday Next, SO-27«, sagte ich. »Ich habe Informationen für Agent Phodder.«
Eine lange Pause entstand.
»Agent Phodder ist nicht mehr da.«
»Dann geben Sie mir Agent Kannon.«
»Sowohl Phodder als auch Kannon sind plötzlich und unerwartet aus dem Dienst ausgeschieden«, sagte der Mann scharf. »Ein bedauerlicher Unfall beim Linoleumlegen. Die Beerdigung ist am Freitag.«
Das war in der Tat unerwartet. Mir fiel keine passende Antwort ein, deshalb sagte ich nur leise: »Das tut mir leid.«
»Ganz recht«, sagte der barsche Mann und legte auf.
»Was ist denn?« fragte Bowden.
»Beide tot«, sagte ich leise.
»Hades?«
»Linoleum.«
Wir saßen einen Augenblick schweigend an unseren Schreibtischen.
»Verfügt Hades über die Fähigkeit, den Zufall zu manipulieren?« fragte Bowden.
Ich zuckte die Achseln.
»Vielleicht«, sagte Bowden schließlich, »war es ja wirklich ein Zufall.«
»Vielleicht«, sagte ich und wünschte, ich könnte es selbst glauben. »Ach, das hab ich beinahe vergessen: Am 12. Dezember um 20 Uhr 23 geht die Welt unter.«
»Wirklich?« sagte Bowden desinteressiert. Apokalyptische Prophezeiungen waren nichts Neues für uns. Seit den frühesten Tagen der Menschheit war praktisch jedes Jahr das Ende der Welt prophezeit worden.
»Was ist es denn diesmal?« fragte Bowden. »Eine Mäuseplage oder der Zorn des Herrn ganz allgemein?«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich habe um fünf Uhr einen Termin. Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Bowden?« Ich zeigte ihm den kleinen Plastikbehälter, den mir mein Vater gegeben hatte.
Bowden starrte den rosa Schleim darin an. »Was ist das?«
»Genau. Könnten Sie das bitte im Laboratorium feststellen lassen?«
Wir verabschiedeten uns, und ich trabte aus dem Gebäude. Vor der Tür stieß ich mit John Smith zusammen, der eine Schubkarre mit einer Mohrrübe schob, die so groß wie ein Staubsauger war. »Vorsicht Beweismittel!« stand auf dem Schild, das vom Hals des überdimensionierten Gemüses herabhing. Ich hielt meinem Kollegen die Tür auf.
»Danke«, keuchte er.
Ich hüpfte in meinen Wagen und fuhr vom Parkplatz. Ich hatte um fünf Uhr einen Termin bei meiner Ärztin, und den wollte ich auf keinen Fall versäumen.
6. Die liebe Familie
Landen Parke-Laine war 1972 mit mir auf der Krim gewesen. Eine Landmine hatte ihn sein Bein gekostet, und seinen besten Freund hatte ein taktischer Fehler das Leben gekostet. Sein bester Freund, das war mein Bruder Anton gewesen, und bei der Untersuchung, die dem berüchtigten Untergang der Leichten Panzerbrigade‹ folgte, hatte Landen gegen ihn ausgesagt. Daraufhin gab man meinem Bruder die Schuld an der Katastrophe. Zehn Jahre habe ich deswegen nicht mit Landen gesprochen, und jetzt bin ich mit ihm verheiratet. Es ist schon merkwürdig, wie das Schicksal so spielt.
THURSDAY NEXT Krimmige Erinnerungen
»Liebling, ich bin wieder da!« rief ich. In der Küche hörte man ein aufgeregtes Kratzen, als Pickwick in seiner Eile, mich zu begrüßen, mit seinen Krallen über den glatten Fußboden scharrte. Ich hatte ihn selbst gezüchtet, als man Klon-Kits noch ohne Genehmigung über den Ladentisch kaufen konnte. Er war noch die Version 1.2, was das Fehlen von Flügeln erklärte - die
Weitere Kostenlose Bücher