Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
plötzlich sehr heiß, und der Raum verschwamm an den Rändern. Wenn ich nicht meinen Kopf zwischen meine Knie gepresst hätte, wäre ich wohl an Ort und Stelle ohnmächtig geworden. Es pochte in meinen Schläfen, die Hintergrundgeräusche wurden zu einem dumpfen Brummen, und ich schloss die Augen. Ich blieb minutenlang sitzen, bis das Schwindelgefühl etwas nachließ. Ich öffnete die Augen und starrte das Muster auf dem Linoleumfußboden an.
    »Na, haben Sie etwas verloren, Next?« ertönte Flankers vertraute Stimme.
    Vorsichtig hob ich den Kopf. Er las irgendwelche Notizen, während er mit mir sprach. »Ich bin etwas spät dran. Irgendjemand hat eine Ladung beschlagnahmten Käse veruntreut. Wir treffen uns in fünfzehn Minuten im Verhörraum Nummer drei. Ist das klar?«
    Er ging die Treppe hinauf, ohne auf eine Antwort zu warten, und ich starrte weiter zu Boden. Irgendwie erschienen Flanker und SpecOps plötzlich ganz unwichtig im Vergleich zu der Tatsache, dass ich im nächsten Jahr um diese Zeit wahrscheinlich schon Mutter sein würde. Landen hatte genug Geld für uns beide, und ich würde den Dienst nicht einmal ganz aufgeben müssen - ich konnte mich als Reservistin registrieren lassen und von Fall zu Fall wieder arbeiten, wenn nötig. Ich begann gerade zu überlegen, ob Mutterschaft eigentlich wirklich das Richtige für mich sei, als jemand mir die Hand auf die Schulter legte und ein Glas Wasser für mich auf den Tisch stellte. Dankbar nahm ich das Glas und hatte es schon halb ausgetrunken, ehe ich zu meinem Retter aufsah. Es war ein Neandertaler in einem gut geschnittenen zweireihigen Anzug, an dessen Brusttasche eine SO-13-Marke festgeklemmt war.
    »Guten Tag, Mr Stiggins«, sagte ich, als ich ihn erkannte.
    »Guten Tag, Miss Next. Die Übelkeit geht bestimmt gleich vorbei.«
    Der Boden zitterte, und die Welt drehte sich eine halbe Sekunde lang rückwärts. Ich zuckte zusammen. Stiggins sagte erneut etwas, aber was er diesmal sagte, war ziemlich unverständlich: »Shen vir tistlic, Miss Next. Aber küge wimm be bie?«
    Die Leute in der Halle trugen plötzlich Mützen. Stiggins sprang erneut zurück und sagte:
    »So hein vir tatslich, Miss Next. Aber wohr wimmn se bis?«
    Es fühlte sich komisch an den Zehen an, als die Welt sich erneut kräuselte. Ich schaute auf meine Füße und stellte fest, dass ich jetzt Turnschuhe trug. Es war inzwischen offensichtlich, dass die Zeit Fältchen schlug, und ich erwartete, dass mein Vater gleich auftauchen würde, aber das war nicht der Fall. Stiggins sprang erneut an den Anfang seines Satzes zurück und sagte diesmal mit deutlicher Stimme: »So heißen wir tatsächlich, Miss Next. Aber woher wissen Sie das?«
    »Sagen Sie, ist Ihnen auch gerade etwas komisch vorgekommen?«
    »Nein. Trinken Sie einen Schluck Wasser. Sie sehen sehr blass aus.«
    Ich trank, lehnte mich zurück und holte tief Luft. »Diese Wand da«, sagte ich, »war früher mauve.«
    »Woher kennen Sie unseren Namen, Miss Next?«
    »Sie waren bei meiner Hochzeit«, erwiderte ich. »Sie haben angedeutet, dass Sie einen Job für mich hätten.«
    Er starrte mich aus seinen tiefliegenden Augen fast eine halbe Minute lang prüfend an, während seine große Nase immer wieder prüfend die Luft einsaugte. Neandertaler dachten immer lange nach, ehe sie etwas sagten. Wenn sie überhaupt etwas sagten.
    »Sie sagen die Wahrheit«, erklärte er schließlich. Es war fast unmöglich, einen Neandertaler anzulügen, und ich hatte nicht die Absicht, das zu versuchen. »Wir vertreten Sie in diesem Verfahren, Miss Next.«
    Ich seufzte. Flanker ließ wirklich nichts unversucht. Ich hatte nichts gegen Neandertaler, aber wenn ich einen Rechtsanwalt brauchte, würde ich nicht unbedingt einen Neandertaler gewählt haben, insbesondere dann nicht, wenn es um einen Angriff auf einen ihrer eigenen Art ging.
    Stiggins musterte mich genau. »Wenn Sie ein Problem haben, dann sollten Sie uns das sagen.«
    »Ich habe kein Problem damit, dass Sie mich vertreten.«
    »Ihr Gesicht stimmt mit Ihren Worten nicht überein. Sie glauben, wir wären mit Ihrer Verteidigung beauftragt worden, um Ihnen zu schaden. Wir glauben das auch. Aber ob es der Fall sein wird, werden wir sehen. Sind Sie gehfähig?«
    »Ja, ja«, sagte ich hastig, stand auf und begleitete ihn in den Verhörraum.
    Stiggins öffnete seine altmodische Aktentasche und zog einen ledergebundenen Schnellhefter daraus hervor. Sämtliche Unterlagen waren in Großschrift gedruckt, und die

Weitere Kostenlose Bücher