Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
haben Sie vielleicht etwas über dieses unendlich reizende Flakk-Mädchen herausfinden können?«
(16)
»Wirklich? Das ist ja interessant. Tja, ich muss los.«
8. Mr Stiggins und SO-1
Im Gegensatz zu dem, was manche Leute glauben, sind Neandertaler nicht dumm. Ihre Lese- und Rechtschreibschwäche hat damit zu tun, dass sie eine andere Sehweise haben - bei Menschen nennt man das Dyslexie. Die Wahrnehmung von Gesichtern hingegen ist hingegen sehr stark ausgeprägt; ein und dasselbe Schweigen kann mehr als dreißig verschiedene Bedeutungen haben, je nachdem welcher Gesichtsausdruck damit einhergeht. »Neandertal-Englisch« hat einen ungeheuren Bedeutungsreichtum, der dem - was das Mienenspiel angeht - relativ blinden Homo sapiens meistens entgeht. Wegen dieser hoch entwickelten Gesichts-Grammatik wissen Neandertaler fast instinktiv, wenn jemand lügt - deshalb interessieren sie sich auch überhaupt nicht für Politiker, Theaterstücke und Filme. Was sie mögen, sind laut vorgelesene Geschichten. Sie sprechen auch viel über das Wetter, ein Gegenstand, bei dem sie sich sehr gut auskennen. Sie werfen nie etwas weg und lieben Werkzeuge, besonders Elektrowerkzeuge. Von den drei Fernsehkanälen, die ihnen zugeteilt wurden, beschäftigen sich zwei ausschließlich mit Holzarbeiten.
GERHARD VON SQUID Neandertaler. Rückkehr nach kurzer Abwesenheit
»Sind Sie Thursday Next?« fragte ein hochgewachsener Mann mit rauher Stimme, als ich das SpecOps-Gebäude betrat.
»Ja?«
Er zückte eine Dienstmarke. »Agent Walken, SO-5; das hier ist mein Partner, James Dedmen.«
Dedmen tippte sich an die Mütze, und ich schüttelte ihnen die Hand.
»Können wir irgendwo unter vier Augen reden?« fragte Walken.
Ich führte sie in einen leeren Verhörraum.
»Tut mir leid wegen Phodder und Kannon«, sagte ich, sobald wir uns gesetzt hatten.
»Sie sind unvorsichtig gewesen«, sagte Dedmen feierlich. »Kontaktkleber sollten nur in gut belüfteten Räumen benutzt werden. Das steht auch so auf der Dose.«
»Wir haben uns gefragt«, sagte Walken etwas verlegen, »ob Sie uns vielleicht sagen können, woran die beiden gearbeitet haben. Sie sind gestorben, ehe sie ihren Bericht vorgelegt haben.«
»Was ist denn mit ihren Notizen passiert?«
Dedmen und Walken sahen sich an. »Von Kaninchen gefressen.«
»Wie konnte das denn passieren?«
»Das ist geheim«, verkündete Dedmen. »Wir haben die Überreste analysiert, aber das meiste war völlig verdaut. Bis auf das hier.« Er legte drei kleine, verfärbte, in Zellophan gehüllte Papierschnipsel vor mich auf den Tisch. Auf dem ersten konnte ich meinen Namen erkennen, der zweite war das Fragment einer Kreditkartenabrechnung und auf dem dritten stand ein Name, bei dem es mir eiskalt den Rücken hinunterlief: Hades.
»Hades?« fragte ich. »Glauben Sie, er ist noch am Leben?«
»Sie waren diejenige, die ihn erschossen hat, Next. Was glauben Sie denn?«
In der Tat: Ich hatte ihn sterben sehen auf jenem Dach in Thornfield, und ich hatte sogar seine verkohlten Überreste gefunden, als wir die rußgeschwärzten Ruinen des Hauses durchsuchten. Aber Hades hatte uns schon früher glauben lassen, er sei gestorben.
»Ich bin mir so sicher, wie ich nur sein kann. Was bedeutet denn die Kreditkartenabrechnung?«
»Auch das wissen wir nicht genau«, sagte Walken. »Die Karte wurde gestohlen. Die meisten Zahlungen sind für Frauenkleider, Schuhe, Hüte, Taschen und so etwas. Wir beobachten Dorothy Perkins und Camp Hopson rund um die Uhr. Erinnert Sie das an irgendwas?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Dann erzählen Sie uns doch etwas über Ihre Begegnung mit Phodder.«
Ich erzählte ihnen so viel wie möglich, und sie machten sich eifrig Notizen.
»Die beiden wollten also wissen, ob Ihnen kürzlich etwas Merkwürdiges widerfahren sei?« fragte Walken. »War denn etwas geschehen?«
Ich erzählte ihnen von der Geschichte im Skyrail und vom Absturz des Hispano-Suizas, und sie machten noch mehr Notizen. Schließlich, nachdem sie mich mehrfach gefragt hatten, ob mir noch etwas dazu einfiele, standen sie auf und Walken gab mir seine Karte. »Wenn Sie irgendetwas bemerken, was uns weiterhelfen könnte -«
»Kein Problem«, sagte ich. »Hoffentlich erwischen Sie die Kerle.«
Zur Antwort grunzten sie zustimmend und gingen.
Ich seufzte, stand auf und ging in die Eingangshalle zurück, um dort auf Flanker und SO-1 zu warten. Während ich das geschäftige Treiben um mich herum beobachtete, wurde mir
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