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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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versäumt? Hatte er sein Jogging-Bein von der Reparatur abgeholt? War er bei seiner Mutter gewesen?
    Aber ich machte mir etwas vor. Landen hatte gesagt, er würde im Cafe auf mich warten, und er war nicht dagewesen. So einfach war das. Und es sah ihm überhaupt nicht ähnlich.
    Kurz vor dem Haus blieb ich abrupt stehen. Aus irgendeinem Grund hatte es Landen für nötig befunden, im Vorderzimmer andere Vorhänge aufzuhängen. Mit wachsender Unruhe ging ich weiter zur Haustür. Auch der Fußabtreter war weg. Aber nicht erst seit kurzem. Die entsprechende Vertiefung war offenbar schon vor längerer Zeit mit Zement ausgefüllt worden. Und es gab noch andere Veränderungen. Auf der Veranda stand ein Pflanzentrog mit einer vertrockneten
Tickia orologica,
dahinter ein rostiges Fahrrad. Die Mülleimer waren alle aus Plastik, und im Briefkasten steckte
The Mole,
ein Blatt, das Landen nicht ausstehen konnte. Ich spürte, wie eine heiße Woge von Panik mich überlief, als ich vergeblich nach meinem Hausschlüssel suchte, der mir allerdings sowieso nichts genutzt hätte, denn das Schloss, das ich noch am Morgen benutzt hatte, war offenbar vor Jahren schon übermalt worden.
    Ich muss wohl einigen Lärm gemacht haben, denn plötzlich ging die Tür auf und ein stark gealterter Landen mit Bauch, Bifokalbrille und blanker Glatze stand vor mir.
    »Ja, bitte?« sagte er im typischen gedehnten Parke-Laine- Bariton.
    »Mein Gott, Landen? Bist du das?«
    Der alte Mann schien fast genauso erschrocken wie ich. »Ich? Nein, wieso?« schrie er und versuchte die Tür zuzuschlagen. »Hier wohnt niemand mit diesem Namen!«
    Ich stellte den Fuß in die Tür. Ich hatte oft gesehen, wie das die Polizisten im Film tun, aber in Wirklichkeit funktionierte es nicht so gut. Ich hatte vergessen, dass ich Turnschuhe anhatte, und das Schalbrett quetschte mir meine Zehen. Ich jaulte vor Schmerz, zog meinen Fuß zurück und ließ die Tür zuschlagen.
    »Verfluchte Scheiße!« schrie ich, auf einem Bein hüpfend. Dann drückte ich auf die Klingel, hörte aber als Antwort nur ein gedämpftes »Verschwinden Sie!« durch die Tür. Ich wollte gerade anfangen, mit den Fäusten an die Tür zu schlagen, als ich eine vertraute Stimme hinter mir hörte. Ich drehte mich um und sah Landens Mutter.
    »Houson!« rief ich. »Ein Glück! Da ist jemand in unserem Haus und will mich nicht reinlassen, und ... Houson?«
    Sie starrte mich an, schien mich aber nicht zu erkennen.
    »Houson!« sagte ich und trat einen Schritt auf sie zu. »Ich bin es, Thursday!«
    Sie trat hastig einen Schritt zurück. »Für Sie bitte immer noch Mrs Parke-Laine, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Was wollen Sie hier?«
    Ich hörte, wie sich hinter mir die Tür öffnete. Der gealterte Nicht-Landen traute sich wieder hervor. »Sie hat an der Tür geklingelt und will nicht mehr weggehen«, erklärte er Landens Mutter. Er dachte einen Augenblick nach und fügte dann hinzu: »Sie hat mich nach Landen gefragt!«
    »Landen?« wiederholte Houson scharf, und ihr Blick wurde jeden Augenblick hasserfüllter. »Was geht Landen Sie an?«
    »Ich bin seine Frau.«
    Es entstand eine Pause, während sie das zu verdauen versuchte.
    »Ihr Sinn für Humor ist geschmacklos, Miss Wer-auch-immer«, erwiderte sie und zeigte auf die Straße. »Ich schlage vor, dass Sie uns jetzt besser verlassen.«
    »Warten Sie mal!« rief ich und hätte beinahe gelacht. »Wenn ich nicht Landens Frau bin, wem gehört dann dieser Ring?«
    Ich hielt meine linke Hand hoch, aber das zeitigte keine besondere Wirkung. Ein kurzer Blick zeigte mir, warum das so war: Ich trug überhaupt keinen Ring.
    »Scheiße -!« murmelte ich und sah mich verwirrt um. »Ich muss ihn irgendwo verloren haben -«
    »Sie sind ein bisschen durcheinander«, sagte Houson jetzt eher mitleidig. Sie hatte wohl gemerkt, dass ich nicht gefährlich war - nur verrückt. »Können wir jemanden anrufen?«
    »Ich bin nicht verrückt«, sagte ich, um die Situation irgendwie in den Griff zu bekommen. »Heute Vormittag, noch vor wenigen Stunden, haben Landen und ich hier gewohnt. Genau in diesem Haus -«
    Ich unterbrach mich. Houson hatte sich neben den Mann in der Tür gestellt, und als ich sie so zusammen sah, wusste ich plötzlich, wer der Mann war: Er war Landens toter Vater.
    »Du bist Billden«, murmelte ich. »Du bist umgekommen, als du ...«
    Meine Stimme versagte. Landen hatte seinen Vater nie kennen gelernt; denn Billden Parke-Laine war schon vor achtunddreißig Jahren

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