Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
gestorben, als er den zweijährigen Landen aus einem Wagen zu retten versuchte, der in die Themse gestürzt war. Das Herz gefror mir im Leib, als mir die wahre Bedeutung dieses bizarren Zusammentreffens bewusst wurde. Landen war
genichtet
worden!
    Ich streckte haltsuchend die Hand aus, setzte mich auf die Gartenmauer und schloss die Augen. Mein Kopf war von einem dumpfen Klopfen erfüllt. Nicht Landen! Doch nicht gerade jetzt! Es war -
    »Billden«, erklärte Houson, »ruf lieber die Polizei -«
    »Nein!« rief ich, öffnete die Augen und starrte ihn an. »Du bist damals nicht zurückgegangen, nicht wahr? Du bist nicht getaucht, oder?« sagte ich mit brechender Stimme. »Du hast ihn damals nicht gerettet. Du hast überlebt, und er ist -«
    Ich erwartete, dass er wütend sein würde, aber es gab keine Wut. Stattdessen starrte er mich nur verwirrt und erschreckt an. »Ich wollte zurückgehen«, sagte er leise.
    Ich unterdrückte meine Gefühle. »Wo ist Landen jetzt?« fragte ich.
    »Wenn wir Ihnen das sagen, versprechen Sie dann, wegzugehen und niemals wiederzukommen?« fragte Houson.
    Sie nahm mein Schweigen als Zustimmung und sagte: »Er ist auf dem Städtischen Friedhof begraben. Und Sie haben Recht: Er ist vor achtunddreißig Jahren ertrunken.«
    »Schitt!« sagte ich. Landens Eltern traten erschrocken zurück. »Nein, Sie meine ich nicht«, fügte ich hastig hinzu. »Verdammt! Ich werde erpresst!
    »Das sollten Sie dann wohl besser SpecOps melden.«
    »Die würden mir genauso wenig glauben wie Sie -«
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Houson, ich weiß, du hast ein gutes Gedächtnis, denn wir waren recht gut befreundet, als Landen noch existierte. Jemand hat dir deinen Sohn und mir meinen Ehemann weggenommen, aber du kannst mir glauben: Ich werd ihn zurückholen. Ich bin nicht verrückt, und ich kann es dir auch beweisen: Er ist allergisch gegen Bananen, stimmt's? Er hat ein Muttermal am Hals und einen hummerförmigen Leberfleck auf dem Po. Das würde ich doch nicht wissen, wenn ich ihn nicht gut kennen würde, nicht wahr?«
    Houson sah mich mit wachsendem Interesse an. »Dieser Leberfleck. Auf welcher Pobacke ist er?«
    »Auf der linken.«
    »Von vorn gesehen oder von hinten?«
    »Von hinten«, sagte ich ohne zu zögern.
    Es herrschte einen Augenblick Schweigen. Sie sahen sich gegenseitig und dann wieder mich an, und in diesem Augenblick wussten sie es. Als Houson weitersprach, lag eine tiefe Trauer in ihrer Stimme: »Wie - wie ist er gewesen?«
    Sie begann zu weinen. Große Tränen liefen ihr übers Gesicht, als sie daran dachte, was hätte gewesen sein können.
    »Er war wunderbar!« sagte ich dankbar. »Großzügig, witzig, schlank, hochgewachsen, klug - ihr wärt so stolz auf ihn gewesen!«
    »Und was war er von Beruf?«
    »Schriftsteller«, sagte ich. »Letztes Jahr hat er den Armitage Shanks
Fiction Award
für
Bad Sofa
gewonnen. Er hat ein Bein auf der Krim verloren. Wir haben vor acht Wochen geheiratet.«
    »Sind wir dabeigewesen?«
    Ich schwieg. Houson war natürlich dagewesen und hatte Freudentränen geweint, aber Billden ... Billden war nun einmal gestorben, als er Landen aus dem Wagen gerettet und dabei zu viel Wasser geschluckt hatte. Er hatte sein Leben gegen das seines Sohnes getauscht und war auf dem Städtischen Friedhof gelandet.
    Schließlich brach Houson das Schweigen. »Das hat doch alles keinen Zweck«, sagte sie leise. »Ich glaube, es wäre für uns alle besser, wenn Sie jetzt gehen. Und kommen Sie bitte nie wieder.«
    »Eine Frage noch«, sagte ich. »Als Sie ihn zu retten versuchten, hat Sie da jemand daran gehindert?«
    »Mehr als einer«, erwiderte Billden. »Es waren fünf oder sechs - eine war sogar eine Frau. Sie mussten sich auf mich draufsetzen -«
    »War auch ein Franzose dabei? Groß, mit einem distinguierten Gesicht? Ein gewisser Lavoisier? Können Sie sich erinnern?«
    »Ich weiß nicht mehr«, sagte Billden. »Es ist schon so lange her.«
    »Sie müssen jetzt wirklich gehen«, sagte Houson energisch.
    Ich seufzte und bedankte mich, während sie mit hängenden Schultern ins Haus trotteten.
     
    Ich verließ den Garten und setzte mich in den Wagen, um meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Aber meine Hände umklammerten das Lenkrad so gewaltsam, dass das Weiße an den Fingerknöcheln hervortrat. Wie konnte SpecOps mir so etwas antun? Wollte Flanker damit erreichen, dass ich ihm alles über meinen Vater erzählte? Ich schüttelte den Kopf. Mit dem Zeitstrom

Weitere Kostenlose Bücher