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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Reading. Die Autobahn schien genauso belebt wie zu Hause, wo ich dieselbe Strecke schon oft zurückgelegt hatte, wenn ich von Swindon nach London oder zurück musste. Erst als ich auf der Höhe der Burghfield Road war, wurde mir bewusst, dass nur ungefähr sechs verschiedene Fahrzeugtypen mit mir unterwegs waren. Bewusst wurde mir dieses merkwürdige Phänomen, als mir der dritte weiße Lieferwagen mit der Aufschrift
Dr. Spongg's Fußpflege
entgegenkam, die alle denselben Fahrer im blauen Overall hatten. Das nächste Fahrzeug war ein von einer jungen Frau gesteuerter roter VW, gefolgt von einem älteren Mann mit einem verbeulten Morris Marina. Als ich den Tatort des ersten Mordes in
Caversham Heights
endlich erreicht hatte, hatte ich dreiundvierzig weiße Fußpflege-Lastwagen, dreiundzwanzig rote Käfer und sechzehn blaue Morris Marinas mit identischen Beulen gezählt. Außerdem gab es noch ein paar grüne Ford Escorts und einige weiße Chevrolets. Das konnte nur daran liegen, dass der Text ein bisschen beschränkt war, deshalb stellte ich eilig den BMW ab, las noch einmal Marys Notizen, holte tief Luft und stöckelte über den Platz. Den uniformierten Polizisten zeigte ich meinen Ausweis und duckte mich unter der Absperrung weg.
    Der Tatort war ungefähr sechs Meter breit und acht Meter lang und von hohen Ziegelmauern mit bröckelndem Mörtel umgeben. Ein großes, weißes SOCO-Zelt erhob sich über der Szene, und neben der detailliert beschriebenen Leiche kniete eine Gerichtsmedizinerin und diktierte ihre Beobachtungen auf ein Tonbandgerät.
    »Hallo!« sagte eine joviale Stimme neben mir. Ich drehte mich um und sah einen fülligen Mann in einem Trenchcoat, der mich leutselig angrinste.
    »Detective Sergeant Mary«, sagte ich diensteifrig. »Aus Basingstoke hierher versetzt.«
    »Darum brauchen wir uns jetzt noch nicht zu kümmern«, lächelte er. »Die Handlung beschäftigt sich gerade mit Jack. Er redet draußen auf der Straße mit Officer Tibbit. Ich bin Detective Chief Inspector Briggs, ihr freundlicher, aber leidgeprüfter Chef. Knurrig und gelegentlich zu Zornesausbrüchen neigend, aber letztlich doch fürsorglich. Ich werde Jack im Verlauf der Handlung mindestens einmal suspendieren.«
    »Guten Tag, Sir!« stotterte ich.
    »Schon gut«, sagte Briggs und schüttelte meine Hand. »Mary hat mir gesagt, dass Sie für Jurisfiktion arbeiten. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie vielleicht, wann die Prüfungskommission des Gattungs-Rats kommt?« fragte Briggs. »Es wäre gut, wenn wir uns vorbereiten könnten. Sie haben doch sicher schon von dem Verschrottungs-Befehl gehört, oder?«
    »Der Gattungs-Rat?« wiederholte ich und versuchte, meine Unwissenheit nicht allzu deutlich werden zu lassen. »Tut mir leid, ich bin noch nicht so lange in der Buch-Welt.«
    »Eine Außenländerin?« sagte Briggs staunend. »Hier? In
Caversham Heights?
«
    »Ja, ich -«
    »Sagen Sie, wie sehen Wellen aus, wenn sie sich am Strand brechen?«
    »Wer ist eine Außenländerin?« fragte die Pathologin, die plötzlich aufgesprungen war und mich fasziniert anstarrte. »Sie?«
    »J-ja«, gab ich zu.
    »Ich bin Dr. Singh«, sagte sie und schüttelte lebhaft meine Hand. »Ich bin eine ältere Inderin, sehr sachlich und scheinbar völlig humorlos. Ich mag Katzen und Leute, die Katzen mögen. Ich dulde keinen Unsinn, zeige aber doch gelegentlich Wärme. Sagen Sie, habe ich irgendeine Ähnlichkeit mit einer
richtigen
Pathologin?«
    »Aber natürlich«, sagte ich und versuchte, mich an ihren kurzen Auftritt in
Caversham Heights
zu erinnern.
    »Wissen Sie, ich habe nie eine echte Pathologin gesehen«, sagte sie leicht melancholisch. »Und ich weiß eigentlich gar nicht genau, was ich tun muss.«
    »Sie machen das schon sehr gut«, versicherte ich.
    »Und was ist mit mir?« fragte Briggs. »Finden Sie, ich müsste meine Persönlichkeit irgendwie weiterentwickeln? Bin ich so wie die
richtigen
Leute, die Sie kennen, oder bin ich ein bisschen eindimensional?«
    »Na ja -«
    »Ich habe es gewusst!« rief er unglücklich. »Es liegt an meinem Haar, oder? Finden Sie, dass es kürzer sein müsste? Oder länger? Wie wäre es mit einem ungewöhnlichen Hobby? Ich habe mal Trompete gelernt - wäre das ungewöhnlich genug?«
    »Jemand hat gesagt, eine Außenländerin wäre im Buch!« unterbrach uns einer der beiden uniformierten Beamten, die gerade hereingekommen waren. »Ich bin der Namenlose Polizist Nr. 1; das ist mein Kollege, der Namenlose Polizist Nr. 2.

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