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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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führen. Dann ging ich die Hauptstraße hinunter und sah mich um. Erst kam ein Fleischer, dann ein paar Häuser weiter ein Tea-room, ein Süßigkeitenladen, in dem es nichts als Dauerlutscher, Pfefferminzbonbons, Lakritz, Ingwerbier und Limonade gab, und schließlich ein Zeitschriftengeschäft mit angeschlossenem Postamt. Die Straßenfront des Ladens war gepflastert mit bunten Emailleschildern, die Fry's Schokolade, Colman's Wäschestärke, Wyncarnis Sodawasser, Ovaltine und Lyons Tee anpriesen. Ein kleines Schild teilte mir mit, dass es im Inneren ein öffentliches Telefon gab, während sich ein Postkartenständer und eine Kiste mit frischem Gemüse den Platz auf dem Bürgersteig teilten. Ein paar Tageszeitungen waren auch ausgestellt, und die Schlagzeilen spiegelten Tagesereignisse, die eigentlich keine waren.
    England weiterhin beliebtestes Königreich
, hieß es da.
Wissenschaftliche Untersuchung: Ausländern kann man nicht trauen
oder
»Pepp«, ein neues Modewort erobert die Werbung
.
    Ich trat ein, kaufte einen Bogen schönes Briefpapier und einen dazu passenden Umschlag und schrieb an einem Stehpult den Brief an Johnnys Vater, den ich mir ausgedacht hatte. Der beiliegende Scheck, schrieb ich, diene zur Begleichung eines Darlehens, das ich vor langer Zeit erhalten habe. Kaum hatte ich ihn am Schalter abgegeben und die Briefmarke bezahlt, erschien auch schon ein Postbote, nahm ihn mit größter Ehrfurcht aus den Händen der Beamtin entgegen und setzte sich auf sein Fahrrad, um ihn an seinen Bestimmungsort zu bringen. Es gab wohl nicht viele Briefe in diesem Roman.
    Vor dem Laden blieb ich einen Augenblick stehen und sah den Bewohnern des Städtchens zu. Ohne Vorwarnung begann eins der Zugpferde, einen großen Haufen Pferdeäpfel auf die Fahrbahn fallen zu lassen. Sogleich erschien eine rotgesichtige alte Frau mit Schaufel und Eimer und sammelte die Beute ein. Ich beschloss, dem örtlichen Auktionator einen Besuch abzustatten.
    »Also nur, damit ich Sie richtig verstehe«, sagte Mr Phillips, ein schwerfälliger, humorloser Mann mit einem Monokel im Auge, »Sie wollen also Schweine zum Dreifachen des üblichen Preises ersteigern? Warum?«
    »Nicht irgendwelche Schweine«, sagte ich müde, denn ich hatte ihm nun schon seit einer halben Stunde zu erklären versucht, was ich wollte. »Nur die Schweine von Johnnys Vater.«
    »Das kommt überhaupt nicht infrage«, sagte der Auktionator, stand auf und ging zum Fenster. Das schien er häufiger zu machen, denn der Teppich zwischen seinem Schreibtisch und dem Fenster zur Straße war schon ganz abgeschabt. An einigen Stellen sah man sogar die Dielen durchschimmern. Ein zweiter eingespurter Weg führte von der Eingangstür zu einem Beistelltisch, dessen Funktion ich später kennen lernen sollte. Angesichts seiner beschränkten Fähigkeiten kam ich zu dem Ergebnis, dass Mr Phillips wohl höchstens eine C-9-Figur war. Das erklärte wahrscheinlich, warum es so schwer war, ihn zu irgendwelchen Besonderheiten zu überreden.
    »Wir haben unsere Vorschriften«, erklärte er, »und daran lässt sich nichts ändern.«
    Er ging über den ausgetretenen Teppich zu seinem Schreibtisch zurück, drehte sich zu mir um und drohte mir mit dem Finger.
    »Und eins kann ich Ihnen sagen: Wenn Sie bei der Auktion irgendwelche krummen Dinger versuchen, kann ich Ihre Gebote ohne weiteres ablehnen.«
    Wir starrten uns reglos an. So funktionierte es offenbar nicht.
    »Tee und Kekse?« fragte der Auktionator und ging wieder zum Fenster.
    »Vielen Dank.«
    »Wunderbar!« Er rieb sich die Hände und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. »Es heißt, es gebe nichts Besseres als eine schöne Tasse Tee!« Er schaltete die Sprechanlage ein und sagte: »Miss Pittman, würden Sie uns bitte etwas Tee bringen?«
    Sofort sprang die Tür auf, und seine Sekretärin erschien. Sie war Ende zwanzig, eine typische »Englische Rose« mit ihrem sommerlichen Blumenkleid und einer langen Strickjacke. Sie trug ein Tablett mit eine Teekanne, Tassen und Keksen.
    Miss Pittman folgte getreulich der glatt getretenen Spur auf dem Teppich von der Tür zum Beistelltisch. Sie stellte das Tablett neben einem anderen ab, das offenbar von einem früheren Besuch herrührte, und machte einen Knicks in Richtung von Mr Phillips. Dann nahm sie das alte Tablett und warf es zum Fenster hinaus. Ich hörte das Geschirr klirren und erinnerte mich zugleich, dass ich mich über den Haufen kaputter Tassen und Kannen neben der Haustür gewundert

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