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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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sprang die Tür auf, aber diesmal zeigte das Gesicht des Mädchens einen Ausdruck des Schocks und der Überraschung.
    »Der Tisch!« keuchte sie, und das Geschirr klapperte auf dem Tablett. »Er ist ja -«
    »Sie schaffen das trotzdem, Miss Pittman«, sagte ich. »Stellen Sie den Tee einfach dahin, wo sie ihn immer hinstellen.«
    Sie betrat den ausgetretenen Pfad, den sie immer benutzte, kam zu der Stelle, wo der Tisch bisher gestanden hatte, und sah dann zum Fenster hinüber, wo er sich jetzt befand, kaum drei Schritte entfernt. Der glatte, nie betretene Teppich dazwischen erschreckte sie offensichtlich. Er war ihr so fremd und unheimlich wie ein Abgrund. Sie stockte.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte das Mädchen verwirrt. Ihre Hände zitterten immer stärker.
    »Sagen Sie's ihr!« sagte ich dem Auktionator, der ebenso nervös wie seine Angestellte wurde.
»Sagen Sie's ihr!«
    »Danke, Miss Pittman«, krächzte Phillips mit brechender Stimme. »Stellen Sie das Tablett bitte
hier
hin!«
    Sie biss sich auf die Lippen, schloss die Augen und hob den Fuß über den Rand der blankgescheuerten Dielen hinaus. Ganz langsam und vorsichtig setzte sie ihn auf den weichen Teppich. Dann öffnete sie ihre Augen, sah nach unten und strahlte uns an.
    »Gut gemacht!« sagte ich. »Jetzt noch zwei weitere Schritte!«
    Mit neu gewonnenem Selbstvertrauen legte sie die restliche Strecke ohne Zögern zurück und stellte das Tablett auf den Tisch. Sie und Mr Phillips waren sich näher als jemals zuvor. Sie streckte eine Hand aus, um seinen Jackettaufschlag zu berühren, zuckte dann aber rasch wieder zurück.
    »Darf ich - darf ich Ihnen einen Schluck eingießen?«
    »Danke!« rief Mr Phillips. »Milch und -«
    »Ein Stück Zucker«, lächelte die Sekretärin schüchtern. »Ich weiß.«
    Sie schenkte den Tee ein und reichte ihm die Tasse. Er nahm sie dankbar entgegen.
    »Mr Phillips?«
    »Ja?«
    »Habe ich auch einen Vornamen?«
    »Natürlich«, sagte er leise und voller Gefühl. »Ich habe dreißig Jahre Zeit gehabt, um darüber nachzudenken. Sie heißen Aurora. Wie es sich für jemanden ziemt, der so schön wie die Morgendämmerung ist.«
    Sie bedeckte ihr Gesicht mit der Hand, um ihr Lächeln zu verbergen, und ihre Wangen wurden blutrot.
    Mr Phillips hob seine Hand, um ihr Gesicht zu berühren, hielt aber inne, als ihm bewusst wurde, dass sie nicht allein waren. Er nickte unmerklich in meine Richtung und sagte: »Danke, Miss Pittman, bitte kommen Sie nachher zum Diktat.«
    »Sehr gern, Mr Phillips!« Damit wandte sie sich ab und ging hinaus, nicht ohne sich in der Tür noch einmal kurz umzusehen.
    Mr Phillips hatte sich wieder gesetzt und schien völlig erschöpft von der Aufregung.
    Ich beeilte mich, meinen Vorteil zu nutzen. »Sind wir im Geschäft? Oder soll ich den Tisch wieder dahin stellen, wo er zuvor war?«
    Er sah mich erschrocken an. »Das können Sie doch nicht machen?«
    »Und ob.«
    Er überlegte einen Moment und streckte mir dann seine Hand hin. »Zwei Schweine zum dreifachen Preis?«
    »Oben auf Seite zwo-drei-zwo!«
    »Schlagen Sie ein!«
     
    Hochzufrieden mit meinen bisherigen Taten, holte ich meinen Hund wieder ab und sprang auf die Mitte von Seite zweihundertzweiunddreißig. Die Versteigerung der beiden Schweine von Johnnys Vater war die Sensation des Tages und wurde sogar im Lokalblatt erwähnt:
Nie da gewesene Schweinepreise schockieren die Stadt
. Jetzt musste ich nur noch eins tun: den blinden Collie ersetzen.
    »Ich suche den Tierarzt«, erklärte ich einer Passantin.
    »Ach, ja?« sagte die Frau vergnügt. »Wie schön für Sie!« Und lief weiter.
    »Könnten Sie mir sagen, wo ich den Tierarzt finde?« fragte ich den nächsten Passanten, einen Mann von blasser Gesichtsfarbe in einem grauen Anzug.
    Er nahm es genauso wörtlich. »Ja, das könnte ich«, sagte er und ging weiter. Ich versuchte, ihn am Ärmel zu halten, erwischte aber versehentlich seine Hand. Er stieß einen erschrockenen Schrei aus. Zwei Frauen, die den Zwischenfall beobachtet hatten, machten
huch!
und fingen an, heftig zu tuscheln. Ich zog meinen Ausweis heraus.
    »Jurisfiktion«, sagte ich dem blassen Mann. »Ich bin dienstlich hier.« Nur damit keine Irrtümer auftraten.
    Aber es hatte sich etwas verändert. Die Stadtbewohner, die bisher wie Automaten durch die Straßen marschiert waren, hatten sich plötzlich in beseelte Individuen verwandelt, die flüsterten, lachten und zeigten. Ich war eine Fremde in einer fremden Gegend, und obwohl die

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