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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Sheepdog
aus dem Regal. Aber plötzlich konnte ich nicht mehr weiter. Ich wurde nervös und fing an zu schwitzen. Dann schalt ich mich einen Feigling. Wie kompliziert konnte eine Handlungs-Anpassung bei Enid Blyton schon sein? Ich holte tief Luft und schlug das schmale Bändchen mit so viel Beklommenheit auf, als wäre es
Krieg und Frieden
.
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    (12) »Sofija! Wo warst du? Seit Wochen versuche ich, dich zu erreichen! Sag schon, die Karenins - sind sie geschieden?«
    »Nein! Vielleicht wäre es besser für alle Beteiligten gewesen, wenn sie sich hätten scheiden lassen. Ich erinnere mich, wie sie in St. Petersburg im Theater waren. Ein Desaster!«
    »Warum? Was ist denn passiert? Hat sie sich zum Narren gemacht?«
    »Ja, weil sie überhaupt hinging! Wie konnte sie nur? Madame Kartasowa, die mit ihrem fetten, kahlköpfigen Ehemann in der Loge daneben saß, hat eine Szene gemacht. Sie hat irgendeine laute Beleidigung ausgestoßen und rauschte hinaus. Wir haben es alle gesehen. Anna versuchte es zu ignorieren, aber sie hat es natürlich gemerkt."
    »Warum haben sie bloß keine Scheidung verlangt, diese Dummköpfe?« »Vronskij hat sie ständig dazu gedrängt, aber sie hat es immer wieder hinausgeschoben. Sie sind nach Moskau gezogen, aber da war sie auch nicht glücklich. Vronskij hat sich in die Politik gestürzt, aber sie war überzeugt, er treibt sich mit anderen Frauen herum. Sie war nur noch eine eifersüchtige, gefallene Frau, eine Schande! Schließlich hat sie es nicht mehr ausgehalten und hat sich am Znamanka-Bahnhof vor den Zug geworfen. Der Acht-Uhr-Zug nach Obiralovka hat sie zerschmettert!«
    »Nein!«
    »Doch - aber du darfst es niemand erzählen - es ist ein Geheimnis zwischen uns beiden! Komm doch am Dienstag zum Abendessen - es gibt Runkelrüben a l'Orange - ich habe eine fabelhafte neue Köchin. Bis dahin, liebe Freundin, adieu!«

19. Shadow the Sheepdog
    Shadow the Sheepdog
, die Geschichte eines ungewöhnlich treuen und intelligenten Schottischen Schäferhundes, wurde 1950 von Collins veröffentlicht. Enid Blyton schrieb schon als Teenager zwanghaft Geschichten und fand damit einen Ausweg aus ihrer eigenen unglücklichen Kindheit. Ihre Bücher sind immer wieder überarbeitet und dem jeweiligen Geschmack angepasst worden, so dass sie über fünf Jahrzehnte lang populär blieb. Die sehr selbständigen und unabhängigen Kinder ihrer Geschichten leben in einer idealisierten Welt endloser Sommerferien voller Abenteuer, Ingwerbier, Kuchen und dümmlicher Erwachsener, denen alles erklärt werden muss - was allerdings von der Wahrheit nicht allzu entfernt ist.
    Millon De Floss Enid Blyton
    Ich las mich auf Seite 231 von
Shadow the Sheepdog
und gelangte auf diese Weise in das Städtchen, wo der Bauernjunge Johnny, der Besitzer von Shadow, demnächst den Tierarzt aufsuchen würde, um das Augenlicht seines Hundes überprüfen zu lassen. Es schien mir ratsam, mich mit den Verhältnissen vertraut zu machen. Wenn es mir gelingen würde, den Tierarzt zum Austausch der Hunde zu
überreden
, statt ihm Befehle erteilen zu müssen, dann würde das meine Aufgabe deutlich erleichtern.
    Das Städtchen, in dem ich landete, war der Mittelpunkt einer ländlichen Idylle, wie es sie im England der vierziger Jahre wohl noch überall gab - so eine Mischung zwischen Warwickshire und den Dales. Jede Menge grünes Gras, ausstellungsreifes Vieh, mit gelben Flechten überzogene Häuser aus Feldsteinen, Sonnenschein und gesund aussehende, lächelnde Menschen. Pferdegespanne mit hoch beladenen Heuwagen zogen über die Hauptstraße, während nur ab und zu ein Auto vorbeituckerte. Auf den Fensterbrettern standen Pasteten zum Abkühlen, und die Kinder spielten mit Reifen und kleinen Dampfmaschinen aus Blech. Der Duft von frisch gemähtem Gras, sauberer Wäsche und herzhaftem Essen lag in der Luft. Es war eine verbrechensfreie Welt der frühen Mahlzeiten, leckerer Nachtische, ewiger Sommer und grenzenlos guter Gesundheit. Das Leben hier musste herrlich sein - für ungefähr eine Woche.
    Eine Passantin nickte mir zu.
    »Wunderschöner Tag!« sagte sie höflich.
    »Ja. Was ich -«
    »Ob's später noch regnet?«
    Ich sah zu den duftigen Wölkchen auf, die über uns hinsegelten. »Glaube ich nicht, aber könnten Sie mir -«
    »Na, dann bis später!« sagte sie höflich und war wieder weg. Ich ging eine kleine Gasse hinunter und leinte den Hund an einer Regenrinne fest. Es schien nicht angebracht, ihn stundenlang in der Stadt spazieren zu

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