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Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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meinem letzten Gespräch mit ihm vergangen waren, schien es mir logisch, im Büro der ChronoGarde, an dem ich gerade vorbeikam, nach meinem Vater zu suchen.
    Ich klopfte an die Tür, und als keine Antwort kam, trat ich ein. Als ich das letzte Mal bei SpecOps gearbeitet hatte, hörten wir kaum je von den leicht exzentrischen ChronoGardisten. Wenn man in der Zeit-Branche arbeitet, verschwendet man keine Sekunde mit Tratschen, dazu ist die Zeit viel zu kostbar. Mein Vater sagte immer, die Zeit sei hei weitem der wertvollste Rohstoff, den wir besäßen, und Zeitverschwendung solle als schweres Vergehen bestraft werden. In seinen Augen war Fernsehen oder das Lesen von Farquitt-Romanen bereits eine Straftat.
    Das Büro, das ich betreten hatte, war leer und schien schon seit einigen Jahren nicht mehr benutzt worden zu sein. Im ersten Augenblick jedenfalls. Im nächsten Moment erschien eine Malerkolonne und begann eifrig, die Wände zu streichen. Eine Sekunde später waren die Maler verschwunden, und der Raum sah wieder ziemlich vernachlässigt aus. Mal war er voll, dann wieder leer. Vor meinen Augen durchlief das Büro seine gesamte Geschichte, ohne je länger als eine Sekunde im gleichen Zustand zu bleiben. Die ChronoGardisten waren nur flüchtige Schatten, die immer nur für Sekundenbruchteile sichtbar wurden, während sie von der Vergangenheit in die Zukunft und wieder zurückhuschten. Wäre ich ein ausgebildetes Mitglied der ChronoGarde gewesen, hätte ich vielleicht gewusst, was das sollte, aber so erschien es mir reichlich verwirrend.
    Das einzige Möbelstück, das stillstand in diesem Wirbel, war ein kleiner Tisch mit einem altmodischen Telefon. Ich trat näher und nahm den Hörer ab.
    »Hallo?«
    »Hallo«, sagte eine Tonbandansage. »Sie haben die Swindoner ChronoGarde erreicht. Wenn Sie das Opfer einer Zeitbeugung geworden sind, wählen Sie bitte die Eins. Wenn Sie eine kalendarische Anomalie melden wollen, wählen Sie bitte die Zwei. Wenn Sie das Gefühl haben, in ein Zeitverbrechen verwickelt zu sein …«
    Der Apparat bot mir noch einige weitere Alternativen, aber keine davon schien geeignet, meinen Vater zu kontaktieren. Am Ende der Aufzählung folgte schließlich die Möglichkeit, mit einem realen Beamten zu sprechen, und so wählte ich diese Nummer. Sofort hörten die verwischten Bewegungen auf, und die Dinge fügten sich zu einem Büro zusammen, das allerdings eher aus den sechziger Jahren stammte als aus der Gegenwart. Ein hochgewachsener und auffällig gut aussehender ChronoGardist saß hinter einem Schreibtisch und sah mich an. Die Sternchen auf den Schulterstücken seiner blauen Uniform zeigten den Rang eines Captains. Ganz wie er selbst prophezeit hatte, war es mein Vater, drei Stunden später und zwanzig Jahre jünger. Zuerst schien er mich nicht zu erkennen.
    »Guten Tag«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin es, Thursday.«
    »Thursday?«, wiederholte er und riss die Augen auf. »Meine Tochter Thursday?«
    Ich nickte, und er stand auf, um mich genauer zu mustern. »Wie schön, dich mal wieder zu sehen! Wie lange ist das jetzt her? Sechs Jahrhunderte etwa?«
    »Nein, nur zwei Jahre«, sagte ich. Um die Dinge nicht noch mehr durcheinander zu bringen, verzichtete ich darauf, unser Gespräch von heute Morgen zu erwähnen. »Aber wieso arbeitest du für die ChronoGarde? Ich dachte, du wärst abtrünnig und vogelfrei?«
    »Ach«, sagte er und winkte mir, näher zu kommen. Dann senkte er die Stimme und sagte: »Das Management hat gewechselt, und die neuen Leute haben gesagt, sie würden meine Beschwerden sorgfältig prüfen, wenn ich bereit wäre, beim neuen ZeitBewahrungsKorps mitzuarbeiten. Ich bin degradiert worden, und ehe nicht der ganze Papierkram erledigt ist, kann ich auch nicht re-aktualisiert werden, aber ansonsten geht es mir ausgezeichnet. Ist dein Ehemann noch genichtet?«
    »Ich fürchte, ja. Siehst du eine Möglichkeit …?«
    Er verzog das Gesicht. »Ich würde dir schrecklich gern helfen, mein Schatz. Aber ich muss wirklich sehr vorsichtig sein in den nächsten Jahrzehnten. Gefällt dir das Büro?«
    Ich betrachtete die Sechziger-Jahre-Möbel. »Ein bisschen klein, oder?«
    »Oh, ja.« Mein Vater grinste, er war offenbar gut aufgelegt. »Dabei arbeiten hier siebenhundert Beamte. Da wir offensichtlich nicht alle gleichzeitig da sein können, verteilen wir die Nutzung im Zeitstrom. Es ist wie ein Gummiband.« Er streckte die Arme aus, um es mir vorzuführen. »Wir nennen es

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