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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Hegemonie? Warum? Wieso nicht auch andernorts? Od weiß man woanders auch Bescheid?«
    Aber darüber erhielt er keine Auskunft. Er wußte nu daß ein Machtkampf entbrannt war, von dem er nic einmal etwas geahnt hatte, während er sich in der Survey-Halle selbstvergessen Zufallsspielen hingab. Er sah, wie überall in der Hegemonie um die Kontrolle über Vanamoinens Geist und Seele gerungen wurde ... erkannte die schemenhafte Gestalt einer Frau, die Vanamoinens Seele in ihren Händen hielt, in den Händen der Bruderschaft. Wie flüssiges Licht wurde Vanamoinens Geist in die Nervenbahnen eines lebendigen Mensch gegossen, eines Mannes, der einen eigenen Geist und eine eigene Seele hatte ... und dessen Gesicht er kannte
– Reede Kullervo!
    Reedes Bild änderte sich wieder, dieses Mal stieß e wie ein Speer in die tiefsten Schichten seines Bewußtseins hinein. Nun wußte er, was die sich wandelnde Vision bedeutete, und er beobachte, wie ein Gesicht da andere überlappte, bis das neue Antlitz weder Reed nach Vanamoinen glich, sondern ein unkenntliches, verschwommenes Gebilde war. So entstand
Der Schmied,
teils Mensch, teils Legende. Er schaute zu, wie das Bil zerlief und sich auflöste, jede Menschenähnlichkeit verlor; zurück blieb ein nacktes Licht, die blendende Brillanz eines Genies, dessen Wissen und Erkenntnisse freigesetzt worden waren, um eine unbekannte Aufgab zu lösen.
    Gundhalinu erinnerte sich an die Geschichten übe die Götter in Ketten von Tsieh-pun, urgewaltige Geister die, wenn sie befreit wurden, von einem Menschen Besitz ergriffen und ihre unwilligen Opfer zu tollkühnen Taten oder den abscheulichsten Verbrechen trieben.
    Bei allen Göttern ...
dachte er wieder, bis ins Innerste seiner Seele betroffen. Er versuchte seine wirren Gedanken zu ordnen, wobei er plötzlich nicht mehr wußte, welche Richtung einzuschlagen war.
»Frage: Warum ?«
    Es kam keine Antwort; auch kein Test, ob er befugt war, dieses Geheimnis zu erfahren, aber auch keine Weigerung. Sein Geist blieb völlig leer. Frustriert und Ungläubig schüttelte er den Kopf. War Vanamoinen nur deshalb zurückgeholt worden, um ihm dabei zu helfen, des Rätsel des Feuersees zu lösen, um der Hegemonie
    oder ihrem heimlichen Fundament – den Stardrive wiederzugeben?
    Doch diesen Gedanken verwarf er sogleich wieder. Vanamoinens Seele hatte jahrtausendelang geschlafen. Es bedurfte schon eines dringlicheren Anliegens als die expansionistischen Träume der Kharemoughis, um den Sibyllengeist zu veranlassen, ihn auf die Ebene der Realzeit zurückzurufen und ihn der Qual auszusetzen, einen Geist einem anderen Mann aufzupfropfen. Trotzdem gab es keine Antwort.
    »Frage«,
murmelte er nach längerem Schweigen.
»Wie wurde es gemacht? Smartmatter?«
Noch immer tat sich nichts in seinem Gehirn.
    »Frage: War es vielleicht ein Unfall?« –
Er preßte den elektronischen Fühler an seine Stirn, weil er nicht mehr ausschloß, daß er möglicherweise defekt war.
    Nein.
Soviel stand eindeutig fest; Vanamoinens Rückkehr war beabsichtigt. Aber mehr wollte ihm sein Geist nicht verraten: keiner der möglichen Gründe wurde bestätigt, eine Erklärung blieb aus. Es war ihm völlig schleierhaft, wieso Reede Kullervo als Gefäß für Vanamoinens Erinnerungen diente.
    »Frage: Bin ich nicht befugt, die Antworten zu kennen?«
Keine Antwort. Vor Enttäuschung fluchte er; er wußte nicht, ob seine Quelle ihn nicht einweihen konnte, oder nicht einweihen wollte.
    »Frage: Ist Reede Kullervo jetzt auf Tiamat? Was will er hier? Um der Götter willen, verratet mir doch wenigstens das!«
Der Nachsatz war aus schierer Verzweiflung geboren, im Ernst rechnete er nicht mit einer Antwort.
    Bestätigung.
Abermals sah er Bilder: Reede, wie er durch Karbunkels Straßen schlenderte; Gundhalinu erkannte seine beiden Begleiter, es waren dieselben Männer, die er damals auf Nummer Vier bei sich gehabt hatte; Reede, wie er sich mit einem hünenhaften Kerl von Newhaven stritt ... Er sah die Brandwunde in seiner Handfläche; das offene Auge starrte ihn an.
    Gundhalinu fluchte laut. Dieses Brandzeichen kannte er – damit markierte die Quelle seinen Besitz. Also war Reede ein Sklave und kein gleichberechtigter oder willfähriger Partner. Als er vor dem Großen Exodus auf Tiamat diente, hatte er das Symbol oft genug gesehen. Damals residierte Thanin Jaakola auf dieser Welt; er manipulierte den interhegemonischen Drogenhandel von Karbunkel aus, der für die Acht Welten eine Art Zwischenhalt war.

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