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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Er hatte Arienrhod die Viren verkauft, die sie gegen ihr eigenes Volk einsetzen wollte, in einem letzten, verzweifelten Akt, um Königin zu bleiben. Sie war damit nicht durchgekommmen ... die Quelle blieb unbehelligt.
    Jetzt kannte Gundhalinu den Grund dafür: Der Drogenboss Jaakola war lediglich die exponierte Spitze einer abgefeimten, bösen Organisation, deren Einfluß und Machtbereich er während seiner Dienstzeit als Blauer nicht einmal erahnt hatte. Jaakola gehörte der Bruderschaft an und stand in einem so hohen Rang, daß er nicht sicher sein konnte, wie weit seine Befehlsgewalt wirklich reichte. In der Unterwelt der Hegemonie wirkte seine Existenz wie ein Schwarzes Loch; jeden, der in seine Nähe kam, zog er unerbittlich hinab in die Finsternis. Selbst sein Bild war in Gundhalinus Gedanken als dunkler Schatten wiedergegeben.
    Und nun besaß er den Schmied. Jaakola hatte den Machtkampf innerhalb der Ränge der Bruderschaft gewonnen. Ihm gehörten Kullervos pervertierte Brillanz und somit die neue Stardrive-Technologie. Er hatte keine Zeit verschwendet, sondern von beiden Potentialen unverzüglich Gebrauch gemacht. Reede war nur aus einem einzigen Grund hier auf Tiamat: er sollte mit dein Wasser des Lebens dasselbe Wunder bewerkstelligen wie mit dem Stardrive-Plasma.
    Das Wasser des Lebens ...
Gundhalinus Konzentration ließ nach, und er erging sich in eigenen Spekulationen; er überdachte die Konsequenzen, die Kullervos Anwesenheit auf Tiamat mit sich brachte, die daraus resultierenden Verwicklungen – dabei vergaß er, daß er ja noch eine Frage gestellt hatte.
    In seinen Gedanken tauchte plötzlich Reede Kullervo auf, ein Wirrwarr von Bildern stürmte auf ihn ein; in seinen wilden, glänzenden Augen lag ein Ausdruck, den Gundhalinu kannte; einmal hatte er ihn bei sich selbst gesehen, als er in einen Spiegel schaute ...
Was will er hier?
hatte seine Frage gelautet. Und die Antwort hieß:
Tod.
    Gundhalinu riß sich den Kontaktfühler von der Stirn – und drückte ihn genauso plötzlich wieder auf die Haut. Doch es tat sich nichts. Zu spät fiel ihm ein, daß Kitaro ihn gewarnt hatte, es gäbe nur eine Chance. Die Daten waren gelöscht.
    Er stand auf – und blieb dann ein paar Herztakte lang reglos im Meditationszimmer stehen. Ein einziger Gedanke beherrschte ihn:
Ich muß Reede Kullervo finden.
    Er würde Vhanu darauf ansetzen. Nein, lieber nicht; Vhanu würde natürlich über alles Bescheid wissen wollen, und mittlerweile wußte Gundhalinu, daß Vhanu nichts allein auf Treu und Glauben hin unternahm. Er würde eine Erklärung dafür verlangen, wieso man Kullervo nicht ganz offen festnehmen, verhören und nach den Gesetzen der Hegemonie aburteilen konnte, wie jeden anderen gemeinen Verbrecher – denn ein Krimineller war er ja.
    Doch diese Lösung brächte überhaupt nichts, niemandem wäre dadurch geholfen. Kullervo durfte nicht einfach ausgeschaltet werden – dazu war er viel zu wertvoll.
Aber vielleicht konnte man ihn zum Übertritt veranlassen ...
Vanamoinen würde die Ordnung wählen und nicht das Chaos; wenn man ihm die Chance gäbe würde er sich mit der Goldenen Mitte verbünden. Wen die Goldene Mitte klug genug war, um sich mit Kullerv zusammenzutun ... Doch genau in diesem Punkt hegte Gundhalinu Zweifel.
    Darüber nachgrübelnd, ging er zur Tür. Kitaro hatte ihm die Informationen besorgt; er konnte sie darum bitten, Reede Kullervo zu suchen, und ihn unter Umgehung der offiziellen polizeilichen Instanzenwege zu ihm zu bringen. Er verabscheute ein solches Vorgehen, es paßte ihm nicht, Vhanu im dunkeln tappen zu lassen doch ihm blieb gar keine andere Wahl.
    Als er in die große Halle zurückkam, war Vhanu immer noch in den visuell-sensorischen Zerstreuungen versunken. Er lächelte, denn aus eigener Erfahrung wußte er, wie hypnotisch diese Bänder wirkten, und wie süchtig man nach ihnen werden konnte, obwohl sie nur emotional interaktiv waren, und nicht die Nervenbahnen anzapften, wie die Holos in manchen Spielhöllen. Den Verlockungen vertrauter Szenen von daheim war schwer zu widerstehen – doch manchmal waren die Verlockungen des Fremdartigen noch stärker. Er erinnerte sich, wie er als Knabe Tiamat erlebt hatte: noch Tage nach einer sensorischen Sitzung hatte er die exotischen Düfte dieser Welt in der Nase, hörte die musikalische Sprache der Einheimischen, wurde verfolgt von ner strahlenden Vision Karbunkels, der Stadt im Norden, vom Meer aus gesehen ...
    Kitaro lehnte in ihrem Sessel,

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