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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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lächelte er – ein selbstgefälliges Lächeln, das sie mit Sicherheit ärgern würde, wenn sie erst wieder all ihre Sinne beisammen hätte. »Morgen, Anna.«
    »Guten Morgen.« Sie räusperte sich, trat zurück und zwang sich, Seth anzusehen. Er schien eher gelangweilt als schockiert. Anna lächelte ihn an. »Guten Morgen, Seth.«
    »Ja, hallo.«
    »Dein Hund wird allmählich groß.« Um sich abzulenken, streckte sie die Hand nach Foolish aus. Er plumpste auf sein Hinterteil und hob eine Pfote, um sie zu bezaubern. »Oh, du bist ein ganz Schlauer, wie?« Sie ging wieder in die Knie, schüttelte seine Pfote und zog ihn an den Ohren. »Was kannst du denn noch?«
    »Wir arbeiten an mehreren Dingen.« Foolish hatte bereits sein gesamtes Repertoire vorgespielt, aber das wollte Seth nicht verraten.
    »Ihr seid ein gutes Team. Ich habe ein paar Lebensmittel hinten im Wagen«, sagte sie dann, »die Zutaten fürs Abendessen. Hilfst du mir?«
    »Ja, gut.« Er warf einen ärgerlichen Blick auf Cam. »Ich hab’ ja nichts anderes zu tun.«
    »Wir gehen doch segeln, oder nicht?« Sie wirkte belustigt, als Cam mit offenem Mund dastand, während Seth sie scharf und interessiert musterte.
    »Komme ich denn mit?«
    »Natürlich.« Sie drehte sich um, öffnete die Wagentür und reichte ihm eine Tüte. »Sobald wir die Sachen verstaut haben. Hoffentlich lerne ich schnell. Ich weiß so gut wie nichts über Boote.«
    Erfreut stemmte Seth sich zwei Tüten auf die Hüften. »Ist nichts dabei. Aber Sie sollten einen Hut mitnehmen.« Dann verschwand er mit den Tüten im Haus.
    »Ich wollte eigentlich nur mit dir segeln«, sagte Cam. Er
hatte bereits in angenehmen Fantasien geschwelgt, sich vorgestellt, daß sie sich in eine ruhige Flußbiegung zurückziehen und sich dort auf dem Boden des schaukelnden Boots lieben würden.
    »Ach ja?« Sie holte eine kleine Reisetasche heraus und drückte sie ihm in die Hand. »Ich bin sicher, es wird ein toller Spaß mit uns dreien.«
    Sie schloß die Wagentür, tätschelte seine Wange und ging dann ebenfalls ins Haus.
     
    Es stellte sich heraus, daß sie zu viert waren. Seth bestand darauf, Foolish mitzunehmen, und da Anna ihn darin unterstützte, überstimmten sie Cam.
    Es war schwer, bei einer so fröhlichen Crew ärgerlich zu bleiben. Foolish saß auf einer Bank, er trug eine alte Hundeschwimmweste, die einem der früheren zahlreichen Hausgenossen gehört hatte. Er bellte fröhlich Wellen und Vögeln zu.
    Seth, der bereits das erste Sandwich aus der Kühltasche vertilgte, weihte Anna pflichtschuldigst in die Geheimnisse der Takelage ein.
    Sie sah so verdammt niedlich aus, dachte Cam, als sie mit einer seiner alten, ausgefransten Mützen auf dem Kopf gelehrig verfolgte, was Seth ihr über die einzelnen Leinen zu sagen hatte.
    Er lotste sie durch die Kanäle, fuhr in lockerem Tempo zwischen den Markierungen hindurch und durchfuhr den Little Neck River, wie die Einheimischen ihn nannten, zum Tangier Sound und weiter zur Bucht.
    Es herrschte leichter Wellengang, und Cam schaute sich nach Anna um. Sie kniete am Heck und beugte sich über die Reling, aber er sah, daß nicht ihr Magen die Ursache dafür war. Sie lächelte strahlend und zeigte eifrig mit dem Finger, als sie die Baumgruppen und die weiten Marschen von Smith Island entdeckte.
    Er rief Seth zu, er solle die Segel setzen.
    Diesen Augenblick würde Anna niemals vergessen. Sie
war nicht auf die Geräusche, die Bewegung, den Anblick der gehißten weißen Segel vorbereitet, die im Wind knatterten und sich blähten. Kurze Zeit schien das Boot geradezu zu fliegen, der Wind peitschte ihr ins Gesicht und füllte das Segel fast bis zum Zerreißen. Sie ließen schäumendes Kielwasser hinter sich zurück, und sie schmeckte das Salz auf der Zunge.
    Sie wollte alles auf einmal sehen, die blaugrünen Wellen, das Meer aus weißer Leinwand über ihnen, das flache und hügelige Land. Mann und Junge arbeiteten so geübt, so kompetent, ohne daß sie viel miteinander redeten.
    Sie segelten an einer Krebsfarm vorbei, wie sie von Seth erfuhr. Es war nicht mehr als eine zerbrechliche Hütte aus verbeultem, verwittertem grauen Holz, die auf Pfählen aus dem Wasser ragte und an einem baufälligen Steg befestigt war. Orangene Bojen, die die Krebsfallen markierten, sprenkelten die Wasseroberfläche. Sie beobachtete, wie ein Kutter in der Strömung schaukelte, der Fischer – malerisch in seiner verschossenen Hose, der zerfransten Mütze und den weißen Stiefeln –

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