Tief im Herzen: Roman (German Edition)
wenn er jetzt nicht hinter Gittern säße und die Kinder nicht bei der Pflegefamilie bleiben könnten.«
»Und die Ehefrau?«
»Ich kann ihr nicht helfen, denn sie will sich nicht helfen lassen.« Anna ließ ihren schmerzenden Kopf zurücksinken. »Ich habe mich entschieden, für die Kinder zu kämpfen.«
Cameron sagte nichts dazu. Er war gekommen, um mit Anna zu sprechen. Er wollte ihr von den Ermittlungen der Versicherung erzählen, von den Spekulationen über Seths Herkunft, von der Suche nach Seths Mutter, die Phillip in die Wege geleitet hatte. Er hatte beschlossen, ihr alles zu erzählen, sie um Rat zu fragen und ihre Meinung zu hören. Jetzt jedoch war er sich nicht mehr sicher, ob das überhaupt klug war – für sie beide und für Seth. Seine Fragen würden warten müssen, beschloß er und begründete diesen Aufschub damit, daß sie eine schlimme Erfahrung hinter sich hatte und jetzt selbst Aufmerksamkeit brauchte.
»Und wirst du im Rahmen deiner Arbeit häufiger verprügelt?«
»Nein.« Sie lachte ein wenig. Inzwischen waren sie vor ihrem Haus angekommen. »Hin und wieder schlägt mal jemand um sich oder wirft etwas nach mir, aber meistens bleibt es bei Beleidigungen.«
»Lustiger Job.«
»Er hat seine Höhepunkte.« Sie nahm seine Hand, als sie auf das Haus zugingen. »Wußtest du schon, daß das
Fernsehen ein Werkzeug der kommunistischen Linken ist?«
»Das habe ich noch nie gehört.«
»Deshalb sage ich es dir ja.« Sie schaute in ihren Briefkasten und holte Briefe, Rechnungen und eine Modezeitschrift heraus. »Die Sesamstraße ist nur eine Tarnung.«
»Dieser große gelbe Vogel kam mir schon immer verdächtig vor.«
»Nein, der ist bloß eine Strohpuppe. Der Frosch ist das Superhirn.« Sie legte den Finger an die Lippen, als sie sich ihrer Tür näherten. Sie schlichen sich in die Wohnung wie zwei Kinder, die die Schule schwänzten. »Ich will vermeiden, daß die Schwestern meinetwegen ein großes Trara machen.«
»Stört es dich, wenn ich es tue?«
»Hängt davon ab, was du unter Trara verstehst.«
»Wir fangen gleich hier damit an.« Er legte die Arme um ihre Taille und berührte mit seinen Lippen ihren Mund.
»Ich schätze, das könnte ich tolerieren.« Sie erwiderte leidenschaftlich seinen Kuß. »Was machst du eigentlich hier, Cam?«
»Mir ist vieles durch den Kopf gegangen.« Wieder strich er mit den Lippen über die Verletzung und glitt dann tiefer bis zu ihrem Kinn. »Vor allem du. Ich wollte dich sehen, bei dir sein, mit dir reden, dich lieben.«
Sie lächelte an seinem Mund. »Alles zugleich?«
»Warum nicht? Ich hatte übrigens vor, mit dir essen zu gehen… aber jetzt denke ich, sollten wir uns lieber eine Pizza bestellen.«
»Perfekt.« Sie seufzte. »Warum gießt du uns nicht ein Glas Wein ein, und ich ziehe mich um?«
»Da ist noch etwas.« Er arbeitete sich zu ihrem Ohr vor. »Etwas, das ich schon lange tun will. Ich möchte herausfinden, wie es wohl ist, Ms. Spinelli aus ihrem Kostüm zu befreien.«
»Ach ja?«
»Dieser Wunsch existiert, seit ich dich das erste Mal gesehen habe.«
Sie lächelte boshaft. »Hier ist deine Chance.«
»Ich hatte gehofft, daß du das sagen würdest.« Er näherte sich wieder ihrem Mund, jetzt noch hungriger, besitzergreifender. Diesmal wurde aus ihrem Seufzer ein bebendes Keuchen, als er ihr die Jacke von den Schultern riß und ihre Arme festhielt. »Ich will alles von dir haben. Tag und Nacht.«
Ihre Stimme klang heiser, dunkel vor Begehren. »Das ergänzt sich wunderbar, weil ich nämlich auch alles von dir will.«
»Es macht dir keine Angst?«
»Nichts an mir und dir ängstigt mich.«
»Und was wäre, wenn du mir erlauben würdest, alles mit dir zu machen, was ich will? Alles?«
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, doch ihr Blick blieb fest. »Ich würde fragen, was dich davon abhält.«
Sein Blick, dunkel und gefährlich vor Verlangen, wanderte tiefer, dann sah er ihr wieder ins Gesicht. »Ich möchte wissen, was Ms. Spinelli wohl unter ihren züchtigen kleinen Blusen trägt.«
»Ich glaube nicht, daß ein Mann wie du sich von ein paar Knöpfen daran hindern läßt, es herauszufinden.«
»Da hast du recht.« Seine Hände wanderten von ihrer Jacke zu ihrer sorgfältig gebügelten Baumwollbluse und rissen daran. Er sah, wie ihre Augen sich vor Schreck weiteten. Und vor Erregung. »Wenn du willst, daß ich aufhöre, dann tue ich das. Es geschieht nichts gegen deinen Willen.«
Er hatte ihre Bluse zerrissen. Und es hatte sie
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