Tief im Herzen: Roman (German Edition)
Gesundheitsscheiß zufriedengeben mußte, holte er sich einen Löffel.
»Ich hab’ noch was zu tun«, murmelte er und eilte hinaus.
»Zehn Dollar, daß er es an den Hund verfüttert«, sagte Cam und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis Seth die Zeichnungen für ihre Boote anfertigte.
Bis zum Morgen hatte Seth eine detaillierte und ein wenig romantische Skizze von Ethans Skipjack fertiggestellt. Auch ohne Phillips Anwesenheit in der Küche hätte er gewußt, daß heute Freitag war. Der Tag vor der Freiheit. Ethan war bereits rausgefahren, um die Krebsfallen zu überprüfen und neue Köder zu legen. Obwohl Seth Pläne geschmiedet hatte, wie er alle drei zusammen erwischen konnte, war ihm einfach keine Möglichkeit eingefallen, Ethans Aufbruch zu verzögern. So blieben wenigstens die beiden anderen, dachte er, als er am Küchentisch vorbeiging, an dem Cam schweigend über seinem Morgenkaffee brütete.
Es waren morgens mindestens zwei Tassen Kaffee nötig, bevor die drei Männer den Mund aufmachten. Daran hatte Seth sich mittlerweile gewöhnt, und deshalb sagte er nichts, als er seinen Rucksack ablegte. Er hatte sein Zeichenheft dabei und legte es wie nebenbei auf den Tisch. Dann suchte er mit wild klopfendem Herzen in den Schränken nach Frühstücksflocken.
Cam sah die Skizze auf Anhieb. Er lächelte in sich hinein, sagte jedoch nichts dazu. Als Seth mit der Packung und einem Teller an den Tisch kam, begutachtete Cam seinen Toast, den er hatte anbrennen lassen. »Dieser blöde Toaster ist defekt.«
»Du hast ihn bloß wieder mal zu hoch eingestellt«, kritisierte ihn Phillip und hörte auf, sein Omelett aus Eiweiß und Schnittlauch zu rühren.
»Das glaube ich nicht. Wie viele Rühreier werden das?«
»Ich mache kein Rührei.« Phillip gab die Masse in eine Omelettpfanne, die er aus seiner eigenen Küche mitgebracht hatte. »Mach dir selbst was.«
Mann, war der Typ blind oder was? dachte Seth. Er goß Milch über seine Frühstücksflocken und schob das Skizzenheft vorsichtig näher zu Cam heran.
»Es würde dich nicht umbringen, noch ein paar Eier mehr aufzuschlagen, wenn du schon dabei bist. Ich hab’ schon den Kaffee gekocht.«
»Den Muckefuck«, stellte Phillip richtig. »Krieg bloß keine Anwandlungen von Größenwahn.«
Cam seufzte tief auf und holte sich eine Schale. Er nahm die Packung mit Frühstücksflocken, die neben Seths aufgeschlagenem Skizzenheft stand. Er konnte fast hören, wie der Junge mit den Zähnen knirschte, als er sich wieder setzte und sich bediente. »Am Wochenende haben wir vermutlich Gesellschaft.«
Phillip konzentrierte sich darauf, dem Omelett die perfekte Bräune zu geben. »Wen?«
»Anna.« Cam goß Milch in seine Schale. »Ich gehe mit ihr segeln, und ich glaube, ich habe sie dazu überredet, uns das Abendessen zu machen.«
Dieser Typ konnte aber auch nur an zwei Dinge denken, Mädchen und Essen, dachte Seth angewidert. Mit dem Ellbogen schob er das Heft noch näher zu Cam heran, doch der blickte nicht von seiner Schale auf.
Als er sah, wie Phillip das Omelett aus der Pfanne auf einen Teller gleiten ließ, wußte er, daß es Zeit für seinen
nächsten Schachzug war. »Was ist das?« fragte Cam zerstreut und legte den Kopf auf die Seite, um die Skizze zu betrachten, die mittlerweile praktisch vor seiner Nase lag.
Seth verdrehte die Augen. Das hatte aber gedauert. »Nichts«, murmelte er und aß fröhlich weiter.
»Sieht aus wie Ethans Boot.« Cam warf Phillip einen Blick zu. »Ist es nicht so?«
Phillip probierte den ersten Bissen und sah genauer hin. »Ja. Eine gute Zeichnung.« Er sah Seth neugierig an. »Hast du die gemacht?«
»Ich hab’ nur rumgespielt.« Vor Stolz lief er rot an, und vor Freude flatterten in seinem Bauch Schmetterlinge.
»Ich arbeite mit Leuten zusammen, die nicht so gut zeichnen können.« Phillip klopfte ihm auf die Schulter. »Nette Arbeit.«
»Kein großes Problem«, meinte Seth achselzuckend, während heiße Freude ihn durchströmte.
»Komisch. Ethan und ich haben gerade darüber gesprochen, ob wir Bootsskizzen in der Werkstatt aushängen sollen. Weißt du, Phil, als eine Art Reklame für unsere Arbeit.«
Phillip machte sich über seine Eier her und nickte überrascht und anerkennend mit dem Kopf. »Daran habt ihr gedacht? Ich bin beeindruckt. Gute Idee.« Er studierte die Skizze genauer, während er aß. »Nehmt einen groben Rahmen und laßt die Ränder der Skizze gezackt. Also kein Schnickschnack.«
Cam dachte darüber
Weitere Kostenlose Bücher