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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Tisch. »Und Du?«
    »Ethan und ich müssen heute abend noch basteln, dann werde ich bis Montag die Arbeit vergessen.«
    Er hatte ebenfalls ein tragbares Telefon und war damit nach draußen gegangen, um ungestört zu sein. Heute abend war Seth mit dem Abwasch dran, und er hörte, wie ein weiterer Teller scheppernd auf dem Boden landete. »Morgen soll es schönes Wetter geben.«
    »Ja? Wie praktisch.«
    »Du könntest trotzdem heute abend kommen.«
    Es war verlockend, aber sie hatte für ihn schon zu oft spontanen Impulsen nachgegeben. »Ich bin morgen früh genug da.«
    »Du hast wohl keinen Bikini? Einen roten?«
    »Nein, habe ich nicht … meiner ist blau.«
    Er wartete ein paar Takte. »Vergiß nicht zu packen.«
    »Wenn ich packe – wenn ich bleibe –, behalte ich den Schlüssel zur Schlafzimmertür.«
    »Du bist so streng.« Er beobachtete, wie ein Reiher über
das Wasser flog und in seinem Nest auf dem Pfosten landete. Er hat sein Zuhause gefunden, dachte er.
    »Bloß vorsichtig, Quinn. Und nicht dumm. Wie geht’s mit den Bauarbeiten voran?«
    »Geht so«, murmelte er. Es gefiel ihm, ihre Stimme zu hören, die feuchte Luft zu spüren und zuzusehen, wie der Abend sich sanft wie ein Kuß über Wasser und Bäumen niederließ. »Ich zeig’s dir, wenn du hier bist.«
    Er wollte ihr auch Seths Zeichnung zeigen. Er hatte sie am Nachmittag gerahmt und wollte sie mit … einer wichtigen Person teilen. »Nächste Woche fangen wir wahrscheinlich mit dem ersten Boot an.«
    »Wirklich? So schnell?«
    »Wozu warten? Es ist Zeit, unseren Einsatz zu machen und zu sehen, wie die Würfel fallen. In letzter Zeit habe ich viel Glück gehabt.« Aus dem Haus drang das aufgeregte Kläffen des Welpen, gefolgt von Simons tieferem Bellen, dann rief Phillip und lachte, und es folgte Seths Kichern, das so selten zu hören war.
    Er drehte sich zum Haus um, als im selben Moment die Hintertür geöffnet wurde, und die beiden Hunde herausschossen. Sie fielen übereinander, als sie die Stufen erreichten. Und dort, in der Tür, stand der Junge und grinste.
    Was auch immer es war, das sich in Cams Herz regte, es versetzte ihm einen Stich. Einen Augenblick lang glaubte er das Knarren des Schaukelstuhls auf der Veranda und das leise Lachen seines Vaters zu hören.
    »Himmel, es ist abartig«, murmelte er.
    Die Verbindung wurde schwächer, und es knisterte in der Leitung. »Was denn?«
    »Alles.« Er hielt das Telefon fest umklammert und sehnte sich mit wildem, fast verzweifeltem Verlangen nach ihr. »Du solltest jetzt hier sein. Du fehlst mir.«
    »Ich kann dich nicht hören.«
    Er merkte, daß er sich vom Haus entfernt hatte, um gegen die Gefühle anzukämpfen, die ihn dorthin zogen.
    Nach Hause kommen. Sich niederlassen.
    Kopfschüttelnd ging er zurück, bis die Verbindung wieder klar war, und dankte dem Himmel für die Launen der Technik. »Ich sagte …, was hast du gerade an?«
    Sie lachte leise und blickte auf ihren ausgeleierten Jogginganzug. »Nicht viel«, säuselte sie, und beide begannen locker zu flirten, jeder aus einem anderen Grund erleichtert.
     
    Kurze Zeit später stellte Cam das Telefon auf die Stufen der Veranda und schlenderte zum Anlegesteg hinunter. Das Wasser schwappte sanft gegen den Bootsrumpf. Die Nachtvögel regten sich, und der tiefe Ruf eines Käuzchens im Wald führte den Chor an. Die See war tintenschwarz im zerbrechlichen Licht der Mondsichel.
    Er hatte zu arbeiten. Ethan wartete sicher schon auf ihn. Aber er mußte einen Augenblick am Wasser sitzen, die Stille auf sich wirken lassen, während am Himmel Sterne aufblinkten und das Käuzchen schier endlos geduldig nach seiner Gefährtin rief.
    Er zuckte nicht zusammen, als er die Bewegung neben sich wahrnahm. Er gewöhnte sich allmählich daran. Er wußte nicht zu sagen, wie oft er mit seinem Vater unter diesem Himmel, auf diesem Steg gesessen hatte. Nun war es allerdings der Geist seines Vater, der neben ihm saß, aber was war schon dabei. Nichts in seinem Leben war mehr so wie früher.
    »Ich wußte, daß du hier bist«, sagte Cam leise.
    »Ich behalte gern alles im Auge.« Ray trug Anglerhosen und ein kurzärmeliges Sweatshirt, das früher hellblau gewesen war, wie sich Cam erinnerte. Er hatte eine Angel ins Wasser geworfen. »Ist eine Weile her, seit ich nachts geangelt habe.«
    Cameron fürchtete, daß er, wenn Ray einen zappelnden Katzenfisch herauszog, endgültig den Verstand verlieren würde. »Was bedeutet das alles?« fragte er und dachte an Anna

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