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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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rein. Der ist scheußlich.«
    »Nie im Leben. Das ist gut und gern ein Vierpfünder.« Als sie sich weigerte, die Angel noch einmal zu halten, opferte er den Rest des Bries und machte sich daran, den Rest des Abendessens selbst zu fangen.
     
    Seths Reaktion auf ihren Fang änderte Annas Meinung. Einen kleinen Jungen mit einem unbestreitbar häßlichen und möglicherweise wohlschmeckenden Fisch zu beeindrucken, war neu für sie. Als sie später mit Cam zur Werkstatt fuhr, hatte sie bereits beschlossen, sich über das Angeln zu informieren.
    »Ich glaube, mit dem richtigen Köder könnte ich etwas viel Attraktiveres als einen Katzenfisch fangen.«
    »Möchtest du nächstes Wochenende ein paar Kriechwürmer ausbuddeln?«
    Sie sah ihn über ihre Sonnenbrille hinweg an. »Sind die so eklig, wie sie sich anhören?«
    »Und ob.«
    »Lieber nicht. Ich glaube, ich nehme lieber die hübschen Köder, die man kaufen kann.« Sie blickte zu ihm hinüber. »Kennst du das geheime Waffelrezept deines Vaters?«
    »Nein. Mir hat er es nicht anvertraut. Er hat ziemlich schnell spitzgekriegt, daß ich in der Küche eine Katastrophe bin.«
    »Welche Form der Bestechung ist bei Phillip am erfolgversprechendsten?«
    »Du würdest es ihm nicht mal mit einem Schlips von Hermès abluchsen. Er wird es nur an einen Quinn weitergeben.«
    Das würden sie ja sehen, entschied sie, und trommelte mit den Fingern auf ihr Knie. Sie trommelte immer noch, als er auf den Parkplatz neben dem alten Backsteingebäude fuhr. Anna wußte nicht recht, welche Reaktion er von ihr erwartete. Soweit sie sehen konnte, hatte sich nicht viel verändert. Der Müll war beseitigt, die zerbrochenen Fenster ersetzt worden, aber das Gebäude wirkte immer noch alt und verlassen.
    »Ihr habt saubergemacht.« Mit dieser Feststellung konnte sie nichts falsch machen.
    »An dem Anlegesteg müssen wir noch arbeiten«, bemerkte er. »Phillip sollte das regeln können. Ich glaube, wir brauchen noch ein Schild«, meinte er halb in Gedanken, als er die Eingangstür öffnete. Anna fing den Geruch von Sägespänen, Muff und abgestandenem Kaffee auf. Aber das höfliche Lächeln, das sie aufgesetzt hatte, verwandelte sich in freudige Überraschung, als sie eintrat. Cam hatte das Licht eingeschaltet, und sie mußte blinzeln. Helle Deckenlichter hingen vom Gebälk. Der ausgebesserte Fußboden war sauber gefegt – oder jedenfalls beinahe. Stufen waren ersetzt, das Geländer aus schlichtem Holz
geölt worden. Der Heuboden sah immer noch gefährlich aus, aber sie erkannte doch, welche Möglichkeiten er bot.
    Sie sah Flaschenzüge und Arbeitsbänke, riesige elektrische Geräte mit bedrohlichen Zacken versehen, eine Metalltruhe mit vielen Schubladen, in der vermutlich das Werkzeug untergebracht war. Neue Stahlschlösser funkelten an den breiten Türen, die zur Anlegestelle führten.
    »Es ist wundervoll, Cam. Ihr arbeitet wirklich schnell.« »Geschwindigkeit ist meine Sache.« Er sagte es leichthin, doch es freute ihn, daß sie aufrichtig beeindruckt war.
    »Ihr müßt wie die Pferde geschuftet haben, um das zu schaffen.« Obwohl sie alles sehen wollte, zog sie besonders die riesige Plattform in der Mitte des Raums an. Mit dunkler Kreide waren Kurven, Linien und Winkel darauf eingezeichnet.
    »Das verstehe ich nicht.« Fasziniert umrundete sie das Podest. »Wofür soll das gut sein?«
    »Das brauchen wir für ein Modell des Boots. Du zeichnest den Schiffskörper in voller Größe und fertigst danach Schablonen für Spanten, Platten und Längskurven in natürlicher Größe.«
    Er kniete auf der Plattform, während er dies erklärte, benutzte die Hände, um es ihr verständlich zu machen. Sie tappte trotzdem im dunkeln. Aber es spielte auch keine Rolle, ob sie seine Erklärungen verstand. Dafür verstand sie etwas anderes. Er wußte es vielleicht noch nicht, aber er hatte sich in diesen Ort verliebt, und in die Arbeit, die er hier tun würde.
    »Wir müssen noch die Buglinie und die Spantenbreiten festlegen, dann können wir beginnen, akkurat zu reproduzieren. Es ist ein sehr guter Entwurf. Ich werde noch die bautechnischen Details im Originalmaßstab hinzufügen. Je mehr Details, um so besser.«
    Er blickte auf und sah, daß sie lächelte. »Tut mir leid. Du hast keine Ahnung, wovon ich rede.«
    »Ich finde es wundervoll. Das meine ich ernst. Ihr baut hier mehr als nur Boote.«
    Ein wenig verlegen stand er auf. »Es geht aber um Boote. Komm, sieh dir das mal an.«
    Er nahm ihre Hand und führte

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