Tief im Herzen: Roman (German Edition)
hat die Waffeln doch selbst vorgeschlagen.«
»Ich könnte sie auch machen.«
»Du hast das Abendessen zubereitet. Hier wechseln wir uns ab, damit nicht das Chaos ausbricht und Blut fließt.« Ein lauter, häßlicher Knall war über ihnen zu hören. Cam grinste. »Warum gießen wir uns nicht Kaffee ein und verziehen uns aus der Schußlinie?«
»Ich habe gerade das gleiche gedacht.«
Spontan griff er nach einer Angelrute. »Halt mal.« Er kramte im Kühlschrank und fand einen kleinen runden Brie, der Phillip gehörte.
»Ich dachte, wir wollten Waffeln essen.«
»Das tun wir auch. Dies ist ein Köder.« Er steckte den Käse in seine Tasche und nahm seinen Kaffee.
»Du benutzt Brie als Köder?«
»Du kannst nehmen, was gerade zur Hand ist. Wenn ein Fisch anbeißen will, dann beißt er bei fast allem an. Mal sehen, was wir fangen können.«
»Ich weiß nicht, wie man angelt«, sagte sie, als sie hinausgingen.
»Ist nichts dabei. Man versenkt einen Wurm – oder in diesem Falle einen feinen Käse – und wartet, was passiert.«
»Und warum zieht ihr Männer dann immer mit dieser teuren, komplizierten Ausrüstung und diesen komischen Hüten los?«
»Reine Fassade. Wir sind ja keine Profiangler. Wir werfen nur eine Angelschnur aus. Wenn wir nicht wenigstens zwei Katzen an Land ziehen können, bis Phillip die Waffeln auf den Tisch gestellt hat, dann habe ich mein Händchen verloren.«
»Katzen?« Einen Moment lang war sie völlig entsetzt. »Du benutzt doch keine Katzen als Köder.«
Er blinzelte, sah, daß sie völlig ernst war, und lachte dann laut los. »Sicher tue ich das. Wir fangen sie am Schwanz, ziehen ihnen das Fell ab und werfen sie ins Wasser.« Als sie totenblaß wurde, hatte er Mitleid mit ihr, was ihn aber nicht davon abhielt zu lachen. »Katzenfische, Liebes. Wir werden noch vor dem Frühstück Katzenfische fangen.«
»Sehr witzig.« Sie rümpfte die Nase und ging weiter. »Katzenfische sind sehr häßlich. Ich habe Bilder von ihnen gesehen.«
»Du willst mir weismachen, daß du noch nie Katzenfisch gegessen hast?«
»Wieso um alles in der Welt sollte ich das getan haben?« Ein wenig beleidigt setzte sie sich seitlich auf den Steg und ließ die Beine baumeln.
»Brate sie frisch und richtig durch, dann hast du etwas Köstliches zu essen. Gib ein wenig Speck hinzu, ein wenig süßen Mais, und du hast ein Festmahl.«
Sie musterte ihn, als er sich neben ihr niederließ und den Brie an seinem Angelhaken befestigte. Sein Kinn war stoppelig, sein Haar zerzaust, seine Füße nackt. »Gebratener Katzenfisch und Speck. Und das von dem tollkühnen Cameron Quinn, dem Mann, der Wasser, Straßen und Herzen in ganz Europa im Sturm erobert. Ich glaube nicht, daß dein kleines römisches Zuckerstück dich wiedererkennen würde.«
Er verzog das Gesicht und warf die Angelschnur ins Wasser. »Wir fangen doch nicht wieder damit an, oder?«
»Nein.« Sie lachte und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Ich erkenne dich ja selbst kaum wieder. Aber es gefällt mir.«
Er reichte ihr die Rute. »Du siehst heute morgen auch nicht gerade wie die nüchterne, engagierte Beamtin aus, Ms. Spinelli.«
»Sonntags habe ich frei. Was mache ich, wenn ich einen Fisch fange?«
»Die Schnur aufrollen.«
»Wie?«
»Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist.« Er beugte sich vor und holte die Krebsfalle ein, die am nächsten Pfahl befestigt war. Beim Anblick der beiden wütenden Krebse mußte er grinsen. »Zumindest werden wir heute abend nicht verhungern.«
Angesichts der klappernden Scheren hatte Anna die Füße angezogen. Aber es gefiel ihr, am Steg zu sitzen, Kaffee zu trinken und den Morgen zu genießen. Als Mutter Ente mit ihren sechs flaumigen Küken vorbeischwamm, zeigte sie die – in Cams Augen – typische Reaktion der Städterin.
»Oh, schau mal! Schau, Entenbabys. Sind die nicht niedlich?«
»Wir haben jedes Jahr ein Nest da drüben in der Biegung nahe am Waldrand.« Und da sie so verträumte Augen machte, konnte er nicht widerstehen. »Das verspricht für den Winter eine gute Jagd.«
»Jagd wonach?« murmelte sie und stellte sich bereits verzückt vor, wie es wäre, eines dieser süßen Entenküken in der Hand zu halten. Dann weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen. »Ihr erschießt die Entenjungen?«
»Na ja, dann sind sie ja schon größer.« Er hatte noch nie in seinem Leben auf eine Ente oder auf sonst etwas geschossen. »Du kannst hier sitzen und ein paar vor dem Frühstück
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