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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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und die gerade mit einem leeren Tablett an ihm vorbeiging, und bestellte zwei weitere Viez, wogegen Ursula sich aber schrill lachend wehrte.
    Werner Justinger, der Bürgermeister, erschien in der Tür zum Biergarten und forderte alle, die wegen der Versammlung zum Wettbewerb »Dorf der Region« gekommen waren, auf, in den Festsaal zu kommen.
    Ruth hatte kurzerhand den Biergarten für geschlossen erklärt, da sie mit nur einer Bedienung unmöglich Lokal, Biergarten und Festsaal zur selben Zeit abdecken konnte. Es gab auch zahlreiche Anfragen wegen Essens, denen Ruth nicht zusätzlich nachkommen konnte, aber Karl-Josef Lehnen, der Pächter des einstigen »Hellersberger Hofes«, hatte eine Idee und besprach sich zunächst mit Ruth und danach mit der Bäckersfrau und dem Vater des Metzgers. Als die Tür aufging und die Bäckersfrau und der junge Metzger Brot, Brötchen, Aufschnitt, gewürztes Mett, Rohesser und Wiener Würstchen hereinbrachten, nahm Karl-Josef Lehnen seine ehemalige Konkurrentin Ruth Eiden kurz in den Arm, fragte, wo er eine Schürze finde, und äußerte vergnügt:
    »Wenn es Brei regnet, muss man einen Löffel haben. Du willst die Leute doch nicht gehen lassen? Mich juckt es in den Fingern, mit anzupacken, so einen Umsatz gab es in Hellersberg seit Jahren nicht mehr.«
    Ruth küsste Karl-Josef flüchtig auf die Wange, was nicht ganz leicht war, da er sie mit seinem schlanken Körper um mindestens einen Kopf überragte, reichte ihm eine Schürze und fragte die sechzehnjährige Diana, mit der sie hochzufrieden war, ob sie vielleicht eine Freundin habe, die ebenso fleißig sei.
    »Das ist Philipp Ott aus Kell. Wir kennen uns von der Schule«, stellte Diana Ruth ihren neusten Mitarbeiter vor, der sich bereits die dargebotene Schürze umband. Ruth begutachtete den jungen, schlanken Mann mit den lässigen, aber sauberen Jeans und dem modischen Kapuzen-Sweatshirt, der nur wenig älter wirkte als Diana. Seine braunen Locken brauchten demnächst einen Haarschnitt, aber die stechenden blauen Augen, die leicht vorstanden, zogen alle Aufmerksamkeit auf sich und ließen den Rest seiner Erscheinung völlig verblassen.
    Karl-Josef Lehnen drängte sich durch die Menge zum Rednerpult, wo der Bürgermeister gerade mit der Begrüßung beginnen wollte, und ergriff das Mikrofon.
    »Wir hatten keine Zeit mehr, Speisekarten zu drucken, aber ihr könnt bei Diana und Philipp belegte Brote, Rohesser und kalte Wiener für je zwei Euro bestellen.«
    Die Menge klatschte, während er in die Küche eilte und Ruth den Tresen überließ.
    Als der Bürgermeister die Versammlung endlich eröffnen konnte, war es halb acht. Alle waren mit Essen, Getränken und Neuigkeiten versorgt, und der Festsaal war voll bis auf den letzten Platz. Es gab ein mehrköpfiges Festkomitee, das sich bereits im Vorfeld regelmäßig getroffen hatte und heute im Wesentlichen die Pläne vorstellen und Freiwillige zur Mithilfe suchen wollte. Aufgrund der besonderen Umstände waren heute mindestens viermal so viele Leute anwesend wie üblich, es würde daher viele Möglichkeiten geben, weitere Mitstreiter zu rekrutieren.
    »Liebe Hellersberger«, begann Werner Justinger, und widerstrebend wurde die Menge ruhiger. »Wie ihr alle gehört habt, hat sich in der Nähe von Hellersberg ein tragischer Unfall oder möglicherweise sogar Mord ereignet. Ein Fremder zwar, trotzdem gilt ihm unser Mitgefühl. Wir können davon ausgehen, dass dieses tragische Ereignis nur durch einen Zufall, oder wollen wir sagen, Unglücksfall bei uns geschehen ist, und hoffen, dass unser lieber Heiner den Fall bald an die zuständigen Behörden abgeben kann. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit daher lieber dringlicheren Dingen zu, nämlich unserer Teilnahme am Wettbewerb ›Dorf der Region‹.«
    Einige klatschten Beifall, andere wirkten aufgrund der Schnodderigkeit, mit der der Bürgermeister über den Todesfall hinwegging, ein wenig pikiert.
    »Wie ihr alle wisst, wird in drei Wochen die Prüfungskommission kommen, um das festzustellen, was wir schon alle längst wissen: dass Hellersberg wirklich das schönste Dorf der Region ist. Es gibt einige Schwerpunkte, die wir gern setzen möchten: Musik, künstlerische Gestaltung, die Aufwertung des allgemeinen Erscheinungsbildes durch Schaufenster, Leuchtreklamen, Blumen –«
    »Herr Bürgermeister, wenn ich Sie da mal unterbrechen darf«, fiel Alexandra Stüber ihm ins Wort. »Bevor wir beim allgemeinen Erscheinungsbild ins Detail gehen, möchte ich

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