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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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Verlockung verband.
    »Das ist ganz lieb von dir, ich werde ihn bestimmt genießen«, meinte Hajo spröde und versuchte, den Kuchen irgendwie in seinen Rucksack zu stopfen.
    Er ließ sich an der Hauptstraße in Richtung Römerburg absetzen. Der Aufstieg zur Römerburg war steil und teilweise sehr steinig, aber Hajo liebte diese Überreste der mittelalterlichen Burganlage, die vermutlich auf den Resten einer römischen oder sogar keltischen Festung gebaut worden war. In dieser Gegend war er früher schon einmal mit Katharina wandern, bevor es den Fernwanderweg von Orscholz an der Saarschleife beziehungsweise von Trier bis nach Idar-Oberstein gegeben hatte. Der y-förmige Weg verband mit seinen drei Schenkeln die Regionen Mosel, Saar und Nahe und war zu einem beliebten Ziel für Wanderer geworden, was sicher auch daran lag, dass er fast gar nicht über asphaltierte Wege führte. Der Kneippanlage zu seiner Rechten schenkte Hajo keine Beachtung, dafür war es um diese Uhrzeit noch zu frisch, er käme ja später an einer weiteren Kneippanlage vorbei.
    Entlang des Bachs wanderte Hajo zum Bärenfelsen, dort überquerte er den Bach und erreichte kurz hinter dem Unterstand über Holzstufen den Grenzweg zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Die sieben historischen Grenzsteine, an denen Hajo vorbeikam, zeugten von den Grenzstreitigkeiten zwischen den Gemeinden Scheiden und Zerf im achtzehnten Jahrhundert. Rechts vom Weg verlief ein schmaler Graben, der die Grenze zwischen den Bundesländern markierte. Gleich würde Hajo die höchste Stelle auf dem Felsenweg erreicht haben, somit wäre er auf immerhin fünfhundertfünfundachtzig Höhenmetern, da würde es sich anbieten, eine Rast einzulegen. Rund fünf Kilometer hätte Hajo bis dahin zurückgelegt, das war eine gute Teilstrecke, um sich über den Apfelkuchen herzumachen. Auf der linken Seite des Weges lagen nebeneinander drei Steine mit der Aufschrift »Felsenweg – höchster – Punkt«. Hatte da nicht sonst immer ein weiterer Stein gelegen, auf dem »585 m« stand? Hajo wühlte in seinem Rucksack, kramte die Flasche Apfelsaft heraus, die irgendwie nach unten gerutscht war, machte Ursulas Päckchen mit dem Apfelkuchen auf und sah sich nach einem geeigneten Rastplatz um. Als er sich umdrehte, sah er, dass genau gegenüber den Steinen ein Mann an einen Baum gelehnt saß und offenbar ruhte. Den Kopf hatte er nach vorn geneigt und die Baseballmütze verkehrt herum darauf sitzen. Hajo grüßte, aber der Mann schien tief zu schlafen. Als Hajo vor sich auf den Boden blickte, sah er zwei Dinge, die ihn verwunderten: Mitten auf dem Weg lag ein Navigationsgerät wie das, das er selbst immer zum Geocachen verwendete. Und neben dem Mann lag der Stein mit der Aufschrift »585 m«, dessen Fehlen ihm vorhin aufgefallen war.
    »Hey, ich glaube, Sie haben da was verloren.« Hajo bückte sich schwerfällig und sah sich das Navi genauer an. Es wirkte wie ein etwas neueres Modell als sein eigenes, aber es war abgeschaltet. Er hielt es dem Fremden hin.
    »Sagen Sie mal, so geht das aber nicht, dass Sie mir nichts, dir nichts den Stein da wegnehmen. Das ist ein Orientierungspunkt für Wanderer, das ist nicht nur irgendein Stein.«
    Der Fremde reagierte weder auf Hajos Worte noch auf die ausgestreckte Hand mit dem kleinen Gerät von der Größe eines alten, klobigen Handys. Als der Mann sich nicht regte, berührte Hajo ihn an der Schulter.
    »Sind Sie zum Geocachen gekommen, gibt es hier ein Versteck?«, fragte Hajo den Unbekannten.
    Noch immer keine Antwort. Hajo, der nach wie vor auf dem Boden hockte, sah dem Mann zum ersten Mal direkt ins Gesicht und stieß einen erschrockenen Schrei aus. Der Mann schlief überhaupt nicht. Die Augen in seinem nach unten geneigten Gesicht waren weit aufgerissen, sein Mund zu einem stummen Schrei verzogen.
    Irgendetwas kam ihm an diesem Mann bekannt vor, aber darüber konnte er später nachdenken.
    Hajo kramte in seinem Rucksack nach seinem Handy, das er für Notfälle immer bei sich trug und bislang noch niemals benutzt hatte. Mit zittrigen Fingern schaltete er es ein und versuchte, sich an die vierstellige Geheimzahl zu erinnern. Katharina hatte immer darauf bestanden, dass er auf seine Wanderungen ein Handy mitnahm für den Fall, dass er sich einmal verirrte oder sich beispielsweise den Knöchel verstauchte und Hilfe brauchte. Sie hatte auch die Geheimzahl ausgesucht. Hajo tippte ihr Geburtsdatum ein, was er für das Naheliegendste hielt. Falsche PIN ,

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