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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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Neben anderen Unwürdigkeiten gehörte auch dazu, dass der Direktor nur ein Gehalt von sechzehntausend Pfund im Jahr bekam … Aber trotzdem musste er Joes Aggressionen irgendwie kontern, dachte er, als sie vor dem schmuddeligen Eingang zum Pier von Clacton hielten. Er betrachtete das jämmerliche EINTRITT FREI !-Schild, die Holzfassade mit der abblätternden weißen Farbe, die Fish ’n ’Chips-Bude.
    »Mr Farelli …«
    »Joe.«
    »Joe, verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber ich bin im Morgengrauen hierher gefahren, aufgrund eines unverlangten Telefonanrufs, um Ihnen ohne Bezahlung einen Gefallen zu tun, obwohl Sie mir völlig fremd sind …«
    »Ja.«
    »… und deshalb bin ich nicht gewillt, mich von jemandem verspotten zu lassen, der seinen Lebensunterhalt mit fünf Delphinen in einem Schwimmbecken verdient.«
    »Ja, klar«, seufzte Joe, »aber sie haben es Arsch-verdreht. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt mit mir.«
    Roddy versuchte, seine Empörung beizubehalten, aber sie löste sich in Wohlgefallen auf. Arsch-verdreht ? Jemandem, der in der Lage war, das Wort Arsch so vielfältig einzusetzen, konnte man einfach nicht böse sein. Außerdem hat es sowieso keinen Zweck, mich mit ihm herumzustreiten, dachte Roddy: Ich bin dreiundvierzig, habe keine Frau, kein Kind, kein Haus, weniger Besitztümer als ein armer Student, und ich verbringe mehr Zeit mit Walen als mit Menschen. Kein Wunder, dass er mich für verrückt hält.
    »Hey, nehmen Sie meinen Mist nicht persönlich, Doc, ich bin voll davon – und ich sage immer, besser draußen als drinnen, was? Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie hergekommen sind. Ich habe Sie extra angerufen, weil alle sagen, Sie hätten diesen kreativen, unkonventionellen Ansatz.«
    Das sagen sie bestimmt, dachte Roddy; »sie« – andere Meeresbiologen, Wissenschaftler und Wal-Experten – sagten noch einiges mehr. Manche von ihnen bezeichneten ihn als Genie, für andere war er ein verantwortungsloser Einzelgänger. Dass er unkonventionell war, hätte jedoch keiner seiner Kollegen bestritten.
    »Vor einem Jahr gab es in England noch keine Killerwale«, sagte Joe. Er steckte seine Hände tief in die Taschen, als sie über die Holzplanken des Piers gingen, vorbei an der Hall of Laughter und einer leeren Spielhalle. »Deshalb habe ich Attila den Killer hergeholt – ich dachte, ich verdiene damit so viel Geld, dass mir der Arsch vor Freude juckt. Ich hatte ja keine Ahnung.« Er kratzte sich im Schritt und wand sich. »Wissen Sie, ich bin aus New York, deshalb dachte ich, ich wüsste alles darüber, wie man sich als großes Stück Scheiße im beschissensten Scheißladen der Scheißstadt fühlt, verstehen Sie?«
    »Äh, ja.«
    »Genau. Aber ich hasse England, ich verabscheue diese Stadt, ich finde diesen Pier wirklich zum Kotzen, und WhaleWorld finde ich absolut und total scheiße  …« Sie gingen gerade durch die Türen seines Unternehmens, und er zeigte dabei auf das Schild. »… und jetzt hat meine größte Attraktion, mein Killerwal …« Er blieb abrupt stehen und schlug die Hände vors Gesicht. »… mein Killerwal hat einen beschissenen Nervenzusammenbruch!«
    Vorbei am Ticketschalter und einer großen Tafel mit der Aufschrift ATTILA DER KILLER – DER WELT GRÖSSTER THRILLER !, führte Joe Roddy durch ein Gewirr von Fluren, eine Treppe hinauf und durch einen Notausgang wieder hinaus. Schließlich standen sie auf dem obersten Rang einer Arena mit Betonsitzen. Unten lag das abgetrennte Becken, ein mickriges blaues Rechteck mit vier Großen Tümmlern. Gott, stöhnte Roddy innerlich, was für ein elendes, deprimierendes Szenario. Diese armen Tiere.
    Am Beckenrand sammelte ein Teenager mit einem großen Netz Delphinkot aus dem Wasser. Die Delphine verfolgten lustlos seine Bewegungen.
    »Hi, Mr Farelli«, rief der Junge.
    »Hey, Jason.«
    Ich wünschte, ich wäre nicht hierhergekommen, stellte Roddy fest – fröhliche, intelligente Säugetiere wie diese, Geschöpfe des offenen Meers, unter so jämmerlichen Bedingungen … schrecklich. Versteht denn Joe die Komplexität ihrer natürlichen Umgebung nicht? Die komplizierten sozialen Hierarchien der Delphin-Gesellschaft? Und für den Killerwal ist es sogar noch schlimmer – das Weibchen ist dreimal so groß wie die Tümmler und hat keinen Gefährten.
    »Sie erzählen mir jetzt was von Tierrechten, stimmt’s?«, grollte Joe, der ihn beobachtete.
    Roddy seufzte.
    »Was haben Sie erwartet? Aber wissen Sie, am meisten fällt

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