Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
der Schlag treffen könnte. Es war offensichtlich, dass er verärgert war.“
„Und Clara? Wie hat sie reagiert?“
„Sie wurde blass und trank einen Schluck Wasser. Worauf sie sich derartig verschluckte, dass ich schon befürchtet habe, ich müsste eine Mund-zu-Mund-Beatmung machen. Brr …“ Er schüttelte sich. „Lieber steige ich nackt über einen Stacheldrahtzaun, als dass ich sie derart intim berühre.“
Melissa prustete laut los vor Lachen. „Und ich habe immer geglaubt, du wärst heimlich in Clara verknallt.“
„Um Himmels willen, nein!“ Das kam so überzeugend, und Shane sah sie dabei so entsetzt an, dass Melissa sich kaum wieder einkriegen konnte. „Nie im Leben! Schon die Vorstellung, mit der alten Wachtel herumzuschmusen, kann einen glatt dazu bringen, den Frauen auf immer abzuschwören.“
Vor Lachen liefen Melissa die Tränen über die Wangen. Clara war mindestens doppelt so alt wie Shane und sah immer so aus, als habe sie gerade eine Zitrone verschluckt.
Doch dann wurde er wieder ernst. „Lissa, eins möchte ich zwischen uns noch mal klarstellen. Obwohl die Schwangerschaft der Auslöser für unseren Entschluss war zu heiraten, brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen. Ich schwöre dir, dass ich immer für dich und das Kind sorgen und dir immer treu sein werde.“
Schlagartig verging ihr das Lachen. Was sollte denn jetzt diese Beteuerung? „Und ich werde dir eine gute und treue Frau sein. Aber wie kommst du jetzt auf einmal darauf?“
„Ich weiß, dass mein Ruf in Bezug auf Frauen nicht sehr viel besser ist als der von Trevor“, erklärte er leicht verlegen. „Ich habe viele Beziehungen gehabt, das stimmt. Aber ich möchte, dass du weißt, wie ernst ich meine Verpflichtung nehme, die ich durch eine Ehe mit dir eingehe. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, dass ich mein altes Leben wieder aufnehme und mich mit anderen Frauen einlasse.“
Auf diese Idee war Melissa noch nicht gekommen. Schließlich hatte sie schon ziemlich viel Zeit mit ihm verbracht. Und seit sie gesehen hatte, wie er mit Kaktus umging, zweifelte sie nicht daran, dass Shane ehrlich und zuverlässig war. „Das wäre mir nicht im Traum eingefallen. Dass du die Ehe nicht ernst nimmst, meine ich.“
Es klopfte. Zögernd löste Melissa sich aus Shanes Armen und öffnete die Tür. „Ja, Rita? Was gibt’s?“
„Entschuldigen Sie, dass ich störe, Ms Jarrod. Aber ich musste Joanie gerade nach Hause schicken. Es geht ihr nicht gut. Aber sie hat noch zwei Gesichtsbehandlungen von je einer halben Stunde auf ihrem Terminplan, und ich weiß nicht, wer die jetzt übernehmen könnte. Die anderen sind alle voll ausgelastet. Könnten Sie vielleicht einspringen, oder soll ich die Termine absagen?“
„Nein, nein, ich komme gleich, Rita.“ Als Rita die Tür wieder zugezogen hatte, wandte Melissa sich zu Shane um. „Tut mir leid, Shane, aber ich muss arbeiten. Heute sind wir absolut ausgebucht, und ich fürchte, ich muss hier noch ein bis zwei Stunden bleiben.“
„Ich wollte sowieso gehen.“ Nachdem er den Hut wieder aufgesetzt hatte, ging er zur Tür und drückte Melissa einen zarten Kuss auf die Stirn. „Ich muss meinen Smoking bei der Reinigung abholen und dann noch ein paar Sachen für Kaktus besorgen, bevor wir nachher zur Ranch rausfahren. Er will dir heute nämlich sein weltberühmtes Rindergulasch machen.“
„Hm, das klingt gut.“
„Es schmeckt auch gut.“ Er öffnete die Tür. „Ich hole dich dann so gegen sechs ab, okay?“
„Ja.“ Leise seufzend blickte Melissa ihm hinterher. Wenn sie nicht schon gewusst hätte, dass sie ihn liebte, dann wäre ihr das spätestens nach seiner treuherzigen Erklärung klar geworden. Zwar hatte er ihr nicht seine Liebe gestanden, doch sie hatte absolutes Vertrauen, dass er hundertprozentig zu dem stand, was er gesagt hatte. Und das war immerhin besser als nichts.
„Wann möchtest du gern heiraten?“ Neugierig sah Shane Melissa, die neben ihm vor dem Kamin in ihrem gemütlichen Cottage Willow Lodge saß, an. Nach dem ausgezeichneten Essen von Kaktus hatte er sie wieder nach Hause gefahren, und beide genossen den ruhigen Abend vor dem knisternden Feuer.
„In den letzten Wochen ist so viel passiert.“ Lächelnd sah sie zu ihm hoch und kuschelte sich enger an ihn. „Deshalb habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Irgendwann nach Ericas und Christians Hochzeit, finde ich. Der Tag soll ganz allein ihnen gehören.“
„Selbstverständlich. Wann ist
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