Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
sehr genossen. Vielleicht wäre ihr das Wetter von Malibu doch lieber, wenn sie erst ein paar Mal erlebt hätte, was es bedeutete, eingeschneit und von der Umwelt abgeschnitten zu sein? Seine Mutter hatte ihren kleinen Sohn damals zurückgelassen, aber Melissa, was würde sie tun? Auch noch ihr Kind mitnehmen und dem Vater vollkommen entfremden?
Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. So etwas würde sie ihm nicht antun. Noch bevor er sie davon überzeugt hatte, den Heiratsantrag anzunehmen, hatte sie von sich aus eines sehr deutlich gemacht: Er als Vater würde immer am Leben des Kindes teilhaben, und sie war bereit, genau das durch vernünftige Abmachungen zu ermöglichen. An dieser Einstellung durfte er nie zweifeln.
Und dennoch … Leise seufzend erhob er sich, knipste die Schreibtischlampe aus und verließ das Arbeitszimmer. Lissa hatte ihm gesagt, dass sie bereit sei, mit ihm auf der Ranch zu leben, und mehr konnte er im Augenblick nicht verlangen. Mit der Zeit würde man ja sehen, ob ihre Begeisterung in Hass umschlug, so wie bei seiner Mutter. Dass das möglich war, durfte er nie vergessen. Deshalb war es auch wichtig, dass er sich emotional schützte und sich davor hütete, sich gefühlsmäßig noch mehr an Melissa zu binden, als er es ohnehin schon getan hatte.
Leider fiel ihm das mit jedem Tag, den er mit ihr verbrachte, schwerer. Er hatte sich schon viel zu sehr an sie gewöhnt und befürchtete, dass er sich ein Leben ohne sie kaum noch vorstellen könnte.
8. KAPITEL
„Wie war dein Treffen heute Nachmittag mit den anderen Investoren?“, fragte Melissa, als Shane sie am nächsten Tag im Spa aufsuchte.
„Todlangweilig wie immer.“ Er grinste. „Als ich allerdings unsere Verlobung bekannt gegeben habe, kam Leben in die Bude. Du hättest die Gesichter von Elmer Madison und Clara Buchanan sehen sollen!“
Schnell blickte Melissa sich in der Eingangshalle um. „Komm, lass uns in mein Büro gehen. Da kannst du mir alles ausführlich erzählen.“ Die anderen Angestellten und die Gäste mussten ja nicht unbedingt hören, was Shane ihr zu sagen hatte. Sie waren übereingekommen, dass er zwar die Hochzeitspläne verkünden sollte, sie aber mit der Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft bis nach der Hochzeit warten wollten.
Sowie Melissa die Tür ihres Büros geschlossen hatte, drehte sie sich zu Shane um und sah ihn gespannt an. „Nun sag schon, was ist passiert?“
„Als Elmer abschließend fragte, ob wir noch etwas zu besprechen hätten, bin ich aufgestanden und habe gesagt, dass ich dich gefragt hätte, ob du mich heiratest. Und dass du Ja gesagt hast.“ Lachend nahm er seinen breitkrempigen Hut ab und warf ihn auf den nächsten Stuhl. Dann zog er Melissa in die Arme und küsste sie, dass ihr Hören und Sehen verging.
„Was … Was genau haben sie denn gesagt?“, hakte sie schließlich schwer atmend nach und hielt sich an Shane fest. „Warum waren sie alle so überrascht von unseren Plänen? Oder vielleicht sogar entsetzt? Du hast doch nichts von dem Baby gesagt, oder?“
„Nein, natürlich nicht. Dann wären sie wahrscheinlich glatt in Ohnmacht gefallen. Ich glaube, besonders Elmer und Clara haben Angst, dass die Heirat mir irgendwelche Vorteile bringt, zum Beispiel einen stärkeren Einfluss, als sie ihn haben.“
„Aber das ist doch albern. Alle Entscheidungen in Bezug auf die finanzielle Unterstützung vom Jarrod Ridge bei besonderen Veranstaltungen werden von der Gruppe gemeinsam getroffen. Natürlich hat jeder das Recht, aus dem einen oder anderen Projekt auszusteigen oder es verstärkt zu unterstützen. Aber das Angebot wird allen gleichzeitig unterbreitet.“
„Ja, das ist mir klar.“ Shane zuckte kurz mit den Schultern. „Aber du weißt ja, wie die Leute sind. Vor allem Elmer und Clara glauben, dass ich mir durch meine künftige engere Verbindung zur Jarrod-Familie Informationen verschaffen kann, die sie nicht haben. Und das dann finanziell ausnutzen kann. Aber sie sind beide schon etwas verkalkt.“
„Haben sie denn etwas in der Richtung gesagt?“ Das konnte Melissa sich überhaupt nicht vorstellen.
„Nein. Keinen Ton.“
„Was bringt dich dann auf die Idee, dass sie etwas gegen unsere Hochzeit haben könnten?“ Vielleicht hatte Shane die Reaktion der beiden missverstanden.
„Na, das war eindeutig.“ Shanes blaue Augen funkelten vergnügt. „Als ich sagte, dass wir beide heiraten wollen, wurde Elmer puterrot im Gesicht, und ich hatte Angst, dass ihn jeden Moment
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