Tiefer gelegt
aus.
»Hast du Felicias Revolver dabei?«, fragte Hooker.
»Ja.«
»Weißt du, wie man damit schießt?«
»Sicher.« Theoretisch.
Mein Blick war fest auf die Insel gerichtet. Mit Ausnahme
eines schmalen, zuckerweißen Strandstreifens sah sie relativ
flach und dicht bewachsen aus. »Hübscher Strand«, sagte ich.
»Die Insel besteht aus Stränden und Mangrovensümpfen.
Im Inselinneren ist alles mit Mangroven bewachsen.«
Hooker schaltete den Autopiloten aus und nahm das Gas
zurück. »Wir müssen das Echolot einschalten, damit wir wissen, ob wir genug Wasser unter dem Kiel haben. Eigentlich hat
mein Boot mehr Tiefgang als Richs, sodass uns nichts passieren dürfte … falls da drin tatsächlich mein Boot liegt.«
Hooker steuerte im Leerlauf in die kleine Bucht, und wir
sahen uns um. Keine Anzeichen für menschliches Leben. Keine Spuren irgendeiner Zivilisation. Keine hübschen kleinen
Strandhütten, keine Anlegestege, keine Burger-King-Schilder.
Nur Möwen und langbeinige Wattvögel unter den Mangroven,
ab und zu sprang ein Fisch vor dem Boot herum. Das Wasser
war still. Es ging kaum ein Hauch. Die Palmwedel bewegten
sich nicht. Und am Ende der Bucht gab es einen Wasserlauf.
Als wir knapp fünfzehn Meilen vor Havanna gewesen waren, hatten wir noch andere Boote gesehen, aber die waren alle
auf Distanz geblieben. Gelegentlich war ein Flugzeug über uns
hinweggezogen. Die Flugzeuge stellten keine Gefahr dar, weil
niemand wusste, dass wir mit Vanas Boot unterwegs waren.
Hooker und ich waren in dem überdachten Cockpit nicht zu
sehen gewesen.
Plötzlich tauchte aus heiterem Himmel ein Helikopter auf
und knatterte über das Boot hinweg. Hooker und ich hielten
den Atem an. Der Helikopter verschwand hinter den Bäumen,
und wir atmeten beide mit einem hörbaren Pfff aus.
»Das war kein Militärhubschrauber«, sagte Hooker.
»Wahrscheinlich nur ein reicher Tourist, der sich die Gegend
anschaut.«
»Fahren wir in den Kanal ein?«
»Ich werde es versuchen. Mit einem kleineren Boot wäre
mir dabei wohler. Wahrscheinlich werde ich rückwärts wieder
rausfahren müssen. Lieber würde ich rückwärts einfahren, falls
wir schnell abhauen müssen, aber ich möchte nicht gern mit
den Schrauben voran fahren.«
So ist das eben mit einem NASCARMAN. Er mag ein Arschloch sein, aber er weiß wenigstens, wie er fahren muss.
Und er hat Cojones. Nein, nicht nur Cojones. Sondern Cojones aus dickem, glänzendem Messing.
Hooker hielt auf den Wasserlauf zu und drang Meter um
Meter vor.
»Du gehst zum Bug«, befahl er mir, »und hältst dort Ausschau. Nach Treibgut, Engstellen, Hinweisen auf eine mögliche Untiefe. Ich habe zwar ein Echolot, aber bis das anzeigt,
dass wir in der Scheiße stecken, könnte es schon zu spät sein.«
Vorsichtig wagte ich mich über den weißen Fiberglasbug
vor zu dem spitzen Bugspriet. Dort ließ ich mich auf Hände
und Knie nieder und beugte mich vor, um in das Wasser vor
dem Schiff zu starren.
Hooker lehnte sich aus dem Seitenfenster und schaute mir
zu. »Ich weiß, dass du mir helfen willst«, sagte er, »aber wenn
du in dieser Position bleibst, kann ich mich nicht mehr aufs
Lenken konzentrieren. Vielleicht könntest du dich flach auf
den Boden legen oder zumindest deinen Hintern ein bisschen
zur Seite nehmen.«
Ich schaute zu ihm zurück. »Dein Problem«, rief ich ihm
zu. Dann starrte ich wieder ins Wasser. Ich bin aus Baltimore.
Ich bin in einer Werkstatt groß geworden. Auch ich habe Cojones. Und von einem dummen Spruch ließ ich mich nicht so
schnell aus der Fassung bringen.
Der Wasserlauf wurde zwar immer schmaler, aber dafür
blieb er gleich tief. Die Bäume auf beiden Ufern bildeten ein
Blätterdach über unseren Köpfen, und durch die Löcher in
diesem Dach betupften die Sonnenstrahlen die Wasseroberfläche. Hooker schob das Boot vorsichtig um eine Biegung, und
dahinter erschien, direkt vor uns, ein ankerndes Boot. Weil es
mit dem Bug zu uns zeigte, war der Name nicht zu erkennen.
Ich drehte mich zu Hooker um, der bestätigend nickte. Er hielt
unser Boot an, und ich krabbelte zum Cockpit zurück.
»Bist du ganz sicher, dass das dein Boot ist?«, fragte ich
ihn.
»Klar.«
Es war ein bisschen größer als Vanas Boot und hatte andere
Proportionen. Ich verstehe nicht viel von Booten, aber ich
wusste, dass Vanas Yacht eher eine Art Rennboot war. Und
dass Hookers Boot eher eines zum Hochseeangeln war.
»Glaubst du, sie können uns sehen?«
»Sie könnten unter Deck
Weitere Kostenlose Bücher