Tiefer gelegt
geisterhaft aufgewühltem Neonlicht.
Nach einem kurzen Kontrollblick auf die Bombe in meinem
Kofferraum fuhr ich los. Bis nach Miami war es nicht mal eine
Stunde, wenn ich richtig gerechnet hatte. Mein Timing war
gut. Ich könnte noch in der Morgendämmerung die Adresse
überprüfen, die mir Rosa gegeben hatte.
Je näher ich der Adresse kam, desto deprimierter wurde ich.
Die Häuser waren hier schmutziggraue Schuhkartons aus Zementstein. Die Fenster waren vernagelt. Die Außenmauern
waren mit Graffiti beschmiert. Der Müll häufte sich an den
Häusern und am Straßenrand. Nirgendwo ein blühender Garten. Keine Palmenalleen. Die Vorgärten um die freudlos verputzten Häuser lagen brach, und der fest gebrannte Boden war
unter der harten Sonne aufgeplatzt.
Die Adresse, die mir Rosa gegeben hatte, stellte sich als ein
ganzer Block von Abrisshäusern heraus. Es waren kleine verputzte Reihenhäuser in verschiedenen Stadien des Verfalls.
Alle Fenster und Türen waren mit aufgenagelten Holzplatten
gesichert, um Obdachlose oder Hausbesetzer abzuschrecken.
Ein Haus war völlig ausgebrannt. Das Dach war eingebrochen,
und der Außenputz war rußgeschwärzt. Ein paar angesengte
Möbel – ein Sofa und zwei Sessel – standen einsam und verlassen in dem schmalen Vorgarten herum.
Bei einem anderen Haus stand ein Auto in der Einfahrt.
Auch hier waren die Fenster verriegelt und vernagelt, aber die
Holzplatten vor der Tür waren losgerissen und auf dem Boden
liegen gelassen worden.
Ich fuhr zweimal an dem Haus vorbei, und ich schwöre,
dass ich drinnen Hookers Herz schlagen spürte. Außer mir war
kein Auto unterwegs. Niemand, der zu früher Stunde zur Arbeit fuhr. Niemand, der den Wagen am Straßenrand geparkt
hatte. Auf der anderen Straßenseite waren die Gebäude schon
dem Erdboden gleichgemacht worden. Nichts war übrig geblieben als die Betonfundamente und hin und wieder ein Stück
Leitungsrohr, das der Abrisskugel entkommen war.
Weil kein Haus meine Sicht versperrte, konnte ich einen
Block entfernt parken und den besetzten Bungalow von dort
aus observieren. Ich hatte die Zentralverriegelung eingeschaltet und mich in meinen Sitz gekauert, um mich möglichst unsichtbar zu machen. Ich trug eine neue schwarze BaseballKappe ohne Aufschrift, unter die ich meine Haare gestopft
hatte, dazu ein schwarzes T-Shirt, Jeans und schwarzweiße
Converse-Turnschuhe. Nicht besonders cool in der Hitze Floridas, aber praktisch und unisex.
Hier standen noch mehr Autos am Straßenrand oder in den
Einfahrten. Größtenteils schrottreife Pick-ups und rostige
Machokarossen. Mein Mietwagen passte da nur bedingt hinein, aber er stach auch nicht heraus.
Um exakt sieben Uhr rollte ein silberner Camry durch die
Straße und parkte vor dem bewohnten Haus. Zwei Männer
stiegen aus und gingen zur Haustür. Die Tür ging auf, die beiden traten ein. Fünf Minuten später kamen zwei andere Männer heraus. Einer trug einen schwarzen Müllsack. Er legte ihn
in den Kofferraum des Nissan Maxima in der Einfahrt, dann
stiegen die beiden ein und fuhren weg.
Schichtwechsel.
Okay, ich war aufgeregt. Ich war ziemlich sicher, dass ich
Hooker und Bill aufgespürt hatte. Und ich war ziemlich sicher,
dass sie von zwei Männern bewacht wurden. Ich folgte dem
Nissan aus dem Viertel und hielt den gebotenen Abstand, als
sie auf den Parkplatz eines Restaurants bogen. Sie fuhren ans
hintere Ende des Parkplatzes, der eine Mann stieg aus, holte
den Sack aus dem Kofferraum und stellte ihn direkt neben dem
Müllcontainer ab. Ich fuhr ihnen weiter hinterher, als sie wieder auf die Straße fuhren, gab die Beschattung aber auf, als sie
auf der Seventeenth Street nach Süden abbogen. Die beiden
waren auf dem Weg nach Little Havanna, und dorthin wollte
ich ihnen nicht folgen.
Stattdessen kehrte ich zu dem verlassenen Haus zurück und
rollte ganz langsam daran vorbei, um alles genau in Augenschein zu nehmen. Danach fuhr ich noch einmal zu dem Restaurantparkplatz und stellte den Wagen neben dem Müllcontainer ab. Ich weiß, es klingt verrückt. Aber ich wollte unbedingt wissen, was sie weggeworfen hatten. Man kann nie wissen, stimmt’s?
Ich wühlte in dem Sack herum, in dem ein paar große PETLimoflaschen und mehrere Pizzakartons lagen. Ich studierte
die Aufschrift auf den Kartons. Pizza Time. Es war eine jener
Ketten, die das Geld zurückerstatten, wenn die Pizza nicht
pünktlich geliefert wird. Die Bestellungen waren mit Tesa an
die Schachteln geklebt. Diese Typen lebten von
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