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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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überhaupt nicht, dass meine Füße im Wasser zappelten. Ryan hielt
mich auf Wasserhöhe und wartete ab, bis ich mich beruhigt
hatte und ihm ein Zeichen gab, mich weiter abzuseilen.
Ich begann einen inneren Dialog. Okay, Barney, jetzt liegt
alles an dir. Krieg dich ein, damit du nicht alles versaust, wenn
du unter Wasser bist. Vergiss nicht zu atmen. Konzentrier
dich. Tu deinen Job.
Ich hob einen Arm, und Ryan gab mir mehr Leine. Ich
tauchte bis zu den Knien, der Taille, der Brust ein, und dann
schlug das Wasser über meinem Kopf zusammen. Neuerliche
Panik. Unterdrück sie einfach, dachte ich. Du kannst dich auf
Ryan verlassen. Tu deinen Job. Erst als ich merkte, dass ich
unter Wasser atmen konnte, ließ die Panik ein wenig nach.
Das Wasser war schlammig. Ich schwenkte die Tauchlampe
an meinem Handgelenk hin und her, konnte aber keinen Kanister entdecken. Weil ich jede Orientierung verloren hatte, fehlte mir der Mut, mich von dem Eintauchpunkt zu entfernen.
Und dann sah ich direkt vor mir einen dünnen, fluoreszierenden grünen Laserstrahl das Wasser durchschneiden. Ryan
konnte den Kanister vom Helikopter aus sehen und versuchte,
mich zu leiten. Ich folgte dem Strahl und stieß auf den Behälter. Er war nur ein paar Meter entfernt gewesen. Ich legte die
Trageschlaufe um und überzeugte mich, dass der Kanister
gesichert war. Dann schwenkte ich die Lampe nach oben, und
Ryan zog mich wieder hoch.
Dieses Mal war es ein im wahrsten Sinn des Wortes erhebendes Gefühl, durch die Luft zu schweben. Die Angst war
weg. Oder ich hatte gelernt, sie zu genießen. Jedenfalls strahlte
ich wie besoffen, als mich Ryan durch die Luke in den Helikopter zog und mir die Maske abnahm.
»Ich hab’s geschafft!«, jubilierte ich. »Ich hab’s geschafft!«
Ryan grinste ebenfalls. »Einfach irre!«, brüllte er.
Dann half er mir aus dem Gurtzeug, und ich zog mich aus.
Die nassen Sachen wurden zum Trocknen ausgelegt.
In Unterwäsche setzte ich mich wieder auf meinen Platz
und schaute zu, wie Ryan den Kanister aus dem Wasser holte.
Sechs Millionen tödliche Dosen SovarK2 baumelten unter mir
hin und her. Ich schloss eine Sekunde lang die Augen, und
meine Hand wanderte unwillkürlich zum Herzen hoch. Natürlich wusste ich nicht, wie das Gift genau gesichert war, aber
ich ging davon aus, dass es nicht gut sein würde, wenn der
Sprengkopf aus dieser Höhe aufs Wasser prallte. Endlich holte
Ryan den Kanister an die Luke und zog ihn an Bord. Als er die
Markierungen sah, erstarb sein Grinsen. Man brauchte nicht
übermäßig viel Phantasie, um sich auszurechnen, dass das
Ding eine Bombe war. Ohne ein weiteres Wort sicherte er den
Kanister hinten im Laderaum. Noch bevor er wieder auf seinem Sitz saß, ließ Chuck den Hubschrauber steigen, sah mich
kurz an, und dann zog er in einer weiten Kurve hinaus auf den
Ozean und in Richtung Key West.
    Bis Key West waren meine Sachen wieder getrocknet. Ich
mietete ein Auto und fuhr damit über das Flugfeld zu dem
Helikopter, wo Chuck und Ryan auf mich warteten. Beide
bewachten in der offenen Luke sitzend und mit den Beinen
baumelnd den Kanister. Trotz des orange-lila Blumenhemdes
konnte ich an Chucks Hüfte die Ausbuchtung einer Pistole
erkennen.
    »Tragen Sie immer eine Waffe?«, fragte ich im Aussteigen.
»Die brauche ich wegen der Krokodile«, antwortete Chuck.
Die beiden schleppten den Kanister in den Kofferraum des
    Mietwagens und traten einen Schritt zurück.
»Passen Sie auf sich auf«, riet mir Chuck.
Ich schloss beide kurz in die Arme, stieg in den Wagen und
    ließ den Flughafen hinter mir. Über den South Roosevelt Boulevard gelangte ich auf die Route I und begann meine Reise
über die verschiedenen Keys. Immer wieder schaute ich in den
Rückspiegel, um mich zu überzeugen, dass mir niemand folgte. Das Radio ließ ich aus, damit ich hörte, ob sich vielleicht
ein Hubschrauber näherte. Ich war ziemlich sicher, dass ich
sowohl Salzar als auch Schmierkopf und Doofi ein paar
Schritte voraus war, aber ich wollte kein Risiko eingehen.
    Von Hooker hatte ich nichts mehr gehört. Auf meinem
Handy war keine einzige Nachricht. Keine entgangenen Anrufe. Das war kein gutes Zeichen. Das bedeutete, dass Bill und
Hooker immer noch gefangen gehalten wurden … oder
Schlimmeres. Die Trauer hielt mein Herz im Todesgriff und
strahlte in meinen ganzen Körper aus. Keine Emotion, mit der
ich mich anfreunden wollte. Kanalisiere die emotionalen
Energien lieber in eine positivere

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