Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
Plastikbecher in der Hand. Die Musik hämmerte in ihren Eingeweiden und tat in ihren Ohren weh. Ihre Küche war ein Schlachtfeld, überall offene Pizzakartons und Schüsseln mit Chips und Salzbrezeln. Unter ihren Füßen knirschte es. Sie sah kein Bierfass oder verdächtige Flaschen, aber das bedeutete nicht, dass die ganzen Softdrinkflaschen noch jungfräulich waren.
Die ganze Szenerie trug Nicks Stempel, aber es war Connor, der mit einem breiten Grinsen von der Veranda in die Küche kam. „Mom!“
„Connor, was zum Teufel ist hier los?“
„Party“, sagte er unnötigerweise und mit einem lässigen Winken. „Nur ein paar Freunde. Es ist eine Abschiedsparty für mich.“
Bess beugte sich zu ihm, aber auch wenn seine Augen verdächtig glänzten, konnte sie keinen Alkohol in seinem Atem riechen. „Wo ist dein Bruder?“
„Irgendwo hier.“ Connor griff an ihr vorbei und nahm sich eine Dose Cola aus der mit Eis gefüllten Spüle. „Willst du wissen, wo Nick ist?“
„Ich will, dass du die Musik leiser drehst, bevor die Nachbarn die Polizei rufen“, entgegnete Bess, seine Frage ignorierend.
Connor öffnete die Dose und trank mit einem so breiten Grinsen, dass sie nicht überrascht gewesen wäre, wenn alles auf sein Hemd gelaufen wäre. „Er ist draußen auf der Veranda.“
Bess betrachtete ihren ältesten Sohn aufmerksam. „Ist er das?“
Connor wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. „Ja, ist er.“
Argwöhnisch, wenn sie auch nicht wusste, warum, drängte Bess sich durch die lachenden, feiernden Jugendlichen in Richtung Tür. Robbie hielt sie auf halbem Weg dorthin auf.
„Mom!“
„Nette Party“, sagte Bess, als jemand auf der Jagd nach einem Ball an ihr vorbeischob. „Wenn was kaputtgeht, werden du und Connor es von eurem Geld ersetzen.“
Robbie grinste sie kleinlaut an. „Das sind hauptsächlich Connors Freunde. Aber wir trinken nicht oder was immer du vermutest.“
Bess verdrehte die Augen. „Hältst du mich wirklich für so dumm, Robbie?“
„Nein.“ Er trat von einem Fuß auf den anderen, während sie versuchte, an ihm vorbeizukommen.
Bess blieb stehen. „Was ist los?“
„Nichts.“ Er war nie ein so guter Lügner gewesen wie sein Bruder, hatte nicht Andys Fähigkeit zur Hinterlist geerbt. Doch er stellte sich ihr wieder in den Weg, als sie nach draußen gehen wollte.
„Robert Andrew“, sagte Bess. „Steht da ein Bierfass auf der Veranda? Du weißt, wie viel Ärger ich bekommen kann, wenn in meinem Haus Minderjährige Alkohol trinken, oder?“
„Nein, da steht kein Bierfass. Einige haben unten am Strand was getrunken, aber hier oben wirklich nicht.“
Vielleicht hatte sie bezüglich seiner Fähigkeiten als Lügner doch falsch gelegen. Bess erkannte den Trick. Ein bisschen was zugeben, um von der großen Wahrheit abzulenken. „Was ist hier wirklich los. Drogen?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Robbie“, sagte Connor und schlug seinem Bruder auf die Schulter. „Annalise sucht nach dir.“
Bess konnte den Kampf auf Robbies Gesicht mitverfolgen. Zu dem Mädchen gehen, in das er schon den ganzen Sommer verliebt war, oder Mom beschützen? Der Kampf war kurz, aber heftig, und schon schob er sich durch die Menge in die Richtung, in die Connor gezeigt hatte.
Die Veranda wurde von weiteren Teenagern bevölkert. Einige saßen auf eine Art und Weise auf dem Geländer, dass ihr ganz schwindelig wurde. Allerdings war sie nicht uncool genug, um sie aufzufordern, da herunterzukommen. Jemand stand an ihrem Grill und wendete Burger, die nicht aus ihrem Kühlschrank stammten, soviel stand fest. Zumindest hatten Connors Freunde ihr eigenes Essen mitgebracht.
Es dauerte genau drei Herzschläge lang, bis sie ihn sah, sein Mund geöffnet unter dem Ansturm von Lippen und Zunge eines blonden Mädchens, dessen Rock so kurz war, dass jeder der Umstehenden mühelos ihre Unterhose sehen konnte. Nick, die Beine gespreizt, sodass der Hintern des Mädchens zwischen seinen Oberschenkeln steckte, hatte eine Hand in ihrem Nacken und die andere auf ihrem Oberschenkel. Es war das Mädchen vom Anfang des Sommers, von dem Tag, als er versucht hatte, den Strandabschnitt vor dem Haus zu verlassen.
Unbeweglich stand Bess da. Sie wollte sich einfach umdrehen und gehen, aber er öffnete die Augen, unterbrach den Kuss und lächelte sie an.
Lächelte.
Bess machte auf dem Absatz kehrt und ging hinein, wo sie den Stecker von der Stereoanlage aus der Wand zog. „Raus hier“, sagte sie
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