Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
waren nie wichtig gewesen, bis Bess sie nun unter seinem Blick spürte.
„Dich.“
Es war eine süße Lüge, und eine, der sie nicht widersprach.
„Ich sehe immer noch dich“, sagte Nick mit leiser Stimme.
Sie streckte ihre Arme aus, und er zog sie mit sich aufs Bett, wo sie einander zugewandt lagen, die Beine miteinander verschlungen, die Finger verschränkt. „Sag mir, was passiert ist.“
„Ich wollte direkt zu dir fahren, aber ich war auf der Party. Ich hatte was getrunken.“ Sein Lachen rauschte wie spitzenbesetzte Wellen um sie herum. „Wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich dich wohl nie angerufen.“
Sie hielt ihn fest.
„Ich wollte ins Auto steigen und losfahren, einfach fahren. Um zu dir zu kommen. Ich konnte nur daran denken, endlich bei dir zu sein. Aber ich wusste, dass ich erst ausnüchtern musste. Also bin ich an den Strand gegangen. Ich dachte, wenn ich ein wenig spazieren ging, würde das helfen. Es war kalt, weißt du? Das Wasser war kalt. Ich dachte, wenn ich mir ein wenig davon ins Gesicht spritzen würde … eine Runde schwimmen würde. Das würde sicher helfen. Ich dachte, ich könnte einfach reinspringen, einmal nass werden. Ich dachte, es würde nur ein paar Minuten dauern und dann wäre ich unterwegs. Zu dir.“
Seine Stimme klang leicht kratzig, und Bess spürte, wie Hitze aus ihren Augenwinkeln tropfte und zwischen ihre Lippen rann. Salzwasser. Immer Salzwasser.
„Ich war dumm“, flüsterte Nick.
„Du wusstest es nicht“, flüsterte Bess zurück.
„Es hat mir die Füße unter mir weggerissen. Und alles, woran ich denken konnte, war, wie du da sitzt und auf mich wartest, und wie ich wieder einmal alles vermassel. Ich konnte nur daran denken, dass ich dich schon wieder im Stich ließ.“
„Pst“, beruhigte sie ihn. „Gib dir bloß nicht die Schuld an allem.“
Lange lagen sie schweigend nebeneinander.
„Ich muss jetzt gehen“, sagte er schließlich.
„Ich weiß.“
Nick schüttelte den Kopf, sein Haar bewegte sich auf dem Kissen. „Ich will gehen. Es tut mir leid, Bess, es tut mir so leid, aber ich will.“
Ihre Kehle war so eng, dass sie nicht sicher war, ob sie ihm würde antworten können, aber sie versuchte es trotzdem. „Das weiß ich auch, Nick. Ich weiß.“
Bess war zum Meer geworden, brach sich immer wieder an den Felsen, ohne jemals zu zerbrechen. Ihre Liebe war auch wie das Meer, endlos und sich stets verändernd, und doch immer gleich.
Er rollte sich auf sie und drang in sie ein, und sie hielt ihn solange sie konnte ganz fest, aber die Lust wollte sich nicht zurückhalten lassen, egal, wie sehr sie wünschte, sie nicht zu fühlen. Die Lust war ein Ozean, der sie umhüllte und ausfüllte, und zusammen schwammen sie darin, ohne sich zurückzuhalten.
Sie wollte, dass er in ihren Armen einschlief, aber das war ein egoistischer Wunsch, den sie gleich beiseiteschob.
„Es ist an der Zeit, Liebster“, sagte sie.
„Ich weiß nicht, wie.“
Bess küsste ihn. „Aber ich weiß es.“
Sie ging mit ihm zum Wasser, das in Vorbereitung auf den Winter schon ganz kalt geworden war. Kleine Wellen tanzten um ihre Füße. Sie hielt seine Hand. Sie führte ihn ein paar Schritte weiter, bis das Wasser an ihre Knie spritzte. Ihre Zähne klapperten, als das Wasser ihre Oberschenkel erreichte, aber Bess drehte nicht um. Mit Nicks Hand in ihrer, tauchte sie tief in das kalte schwarze Wasser, das sie beide mit sich zog.
46. KAPITEL
Jetzt
Zu ertrinken war nicht so leicht, wie sie gedacht hatte. Ihr Mund wollte sich nicht öffnen. Ihre Lungen wollten kein Wasser einatmen. Ihr Körper kämpfte ums Überleben.
Nicks Lippen pressten sich in einem Kuss auf ihre, ein Kuss, der härter war als alle, die sie jemals bekommen hatte. Ihre Lippen öffneten sich, aber statt den Schlag seiner Zunge zu spüren, drückte sich Luft in ihre Kehle und ihre Lungen. Ihr Kopf durchbrach die Wasseroberfläche; prustend schlug sie mit Armen und Beinen um sich.
Sie schwamm, bis die Wellen sie herumdrehten und sie über den Boden schrammte, Sand im Haar, in den Augen, im Mund. Sie schwamm, bis das Meer sie ans Ufer warf, wo sie schwer atmend liegen blieb, jeder Muskel schmerzte, ihre Finger und Zehen sich in den kalten, nassen Sand gruben und sie nicht wusste, ob sie lebte oder tot war.
„Mom!“ Sie hörte zwei Stimmen nach ihr rufen, fühlte, wie mehr rauer Sand über ihrem Körper aufgewirbelt wurde, als ihre beiden Söhne sich neben sie knieten.
„Mom, geht es dir
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