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Tiefer Schmerz

Tiefer Schmerz

Titel: Tiefer Schmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Besitz im Grand Hôtel übergegangen. Die Nummer dagegen war interessant. Die schwedische Visa-Vertretung hatte sich mit dem Namen des Kontoinhabers gemeldet. Es war eine Aktiengesellschaft mit Namen S.A. Contra. Arto Söderstedt rief sogleich Kommissar Italo Marconi an, um ihm dies mitzuteilen.
    Marconi sagte: »Das klingt wahrscheinlich. S.A. Contra ist ein Geldwäscheunternehmen im Umkreis der Organisation Ghiottone. Ihre Konten werden häufig für diverse Ausgaben benutzt. Natürlich ist nichts davon auf Ghiottone und di Spinelli zurückzuverfolgen.«
    Söderstedt bedankte sich und legte auf.
    Im übrigen fand er, daß es ihm ganz gut gelang, die Struktur der Organisation zu erkennen. Alles deutete darauf hin, daß es di Spinelli war, der wie die Spinne im Netz saß. Und alle Wege führten zu ihm.
    Wie nach Rom.
    Natürlich konnte Arto Söderstedt, Europabulle hin oder her, nicht das geringste gegen die Ghiottone-Organisation oder di Spinelli unternehmen. Das war ausgeschlossen. Hier saßen zahlreiche einheimische und kompetente Polizisten, die Jahre ihres Lebens damit verbracht hatten, dem Syndikat beizukommen. Es war nicht seine Aufgabe, gegen Ghiottone vorzugehen; das hieße, sich zu überheben. Nein, seine Aufgabe war es, den Mörder von Nikos Voultsos, Hamid al-Jabiri und Leonard Sheinkman zu fassen. Nur das.
    Und Ghiottone war ganz klar ein Weg dahin.
    Es fragte sich nur, ob dieser Weg gangbar war. Er überlegte, wie er am besten weiterkäme. Lange brauchte er nicht zu überlegen. Für ihn war es selbstverständlich.
    Wenn jemand wußte, wer seinen Musketier ins Jenseits befördert hatte, dann der alte Bankier selbst.
    Sieben Menschen, sechs davon Schwerkriminelle – vermutlich mehr oder weniger Zuhälter, Kerstins letzter Mail zufolge –, waren ringsum in Europa mit der gleichen Methode ermordet worden. Marconi sah keinen Grund für die Annahme, daß einer dieser sieben zu Ghiottone gehört hatte, aber dennoch mußte es in Marco di Spinellis Interesse liegen, diejenigen, die seinen handverlesenen griechischen Mörderzuhälter ermordet hatten, von der Bildfläche verschwinden zu lassen.
    Wahrscheinlich nahm di Spinelli die Sache selbst in die Hand. Wahrscheinlich jagte er die Erinnyen bereits auf Hochtouren. Und wahrscheinlich war es vollkommen unmöglich für einen einzelnen schwedischen Kriminalbeamten, mit ihm zu reden. Und wenn er noch so sehr ermächtigter Eurobulle war.
    Arto Söderstedt beschloß, Marconi zu fragen.
    »Well«, sagte Marconi unerwartet. »Das wäre vielleicht einmal eine kleine Überraschung. Ungeschliffener kreideweißer schwedischer Kriminalbeamter von minderem Dienstrang macht eine persönliche Visite. Das könnte vielleicht seine Neugier wecken. Er liebt es, mit der Polizei seine Spielchen zu treiben.«
    »Haben Sie selbst mit ihm gesprochen? Persönlich?«
    »Viele Male. Ich bin beinah Stammgast in seinem Haus. Er ist überhaupt nicht so scheu auf diese sizilianische Niemand-weiß-genau-wer-der-Pate-ist-Art-und-Weise. Im Gegenteil. Er ist für einen so alten Mann ziemlich publizitätshungrig. Er ist ja praktisch Politiker. Oder eher: eine Art von Politiker.«
    »Marco di Spinelli ist also – was? Zweiundneunzig Jahre alt?«
    »Und schwimmt täglich zweihundert Meter und segelt Regatten und fährt zwischendurch Rallye. Er soll die värmländischen Wälder lieben, was das auch sein mag. Schwedisch?«
    »Schwedisch. Ich kann ja so tun, als wäre ich ein Rallyefan. Ich bin schließlich Finne. Ein bißchen auf jeden Fall.«
    »Ich werde Ihre Frage weiterleiten«, sagte Commissario Italo Marconi, und Söderstedt fand, daß er – geradewegs durch den Telefonhörer hindurch – sehen konnte, wie sich die gewaltigen Schnurrbartenden drehten.
    Arto Söderstedt ließ den Blick über den planvoll beschatteten Garten schweifen. Alle Bäume und Büsche waren so plaziert, daß sie als Schattenspender dienen konnten. Es war eine mediterrane Strategie, die er gut kannte. Die Maisonne war von Tag zu Tag überzeugter davon, daß sie eine Sommersonne war und nicht eine miese kleine Frühlingssonne. Das Selbstvertrauen wuchs ununterbrochen – und mit ihm das Bedürfnis nach Siesta. Arto hatte es aufgegeben, die Gelegenheiten zu zählen, bei denen er zu einem Laden gekommen war und ihn verrammelt vorgefunden hatte. Was ihn wunderte, war, daß er aus seinen Fehlern nicht lernte; wie ein entlaufener Psychiatriepatient fuhr er fast täglich nach Greve hinein, nur um die ganze Stadt verrammelt zu

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