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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Aufschlag, ja?«
    »Ich mache alles, was du willst. Du bezahlst mich schließlich. Aber dein Aufschlag ist gut. Damit bist du diesen Hausmütterchen aus Winsen an der Luhe weit überlegen.«
     
    *
     
    Jung schaltete ab. Svenjas Stimme sagte ihm, dass sie sich wohlfühlte und den Urlaub hatte, den sie brauchte. Er wusste, wie es weitergehen würde. Svenja würde sich bis an ihre Grenzen verausgaben und danach mit ihren Kräften am Ende sein. Ein paar Schmerzen in den Knien und der Schulter würden sich einstellen, dennoch würde sie sich körperlich und geistig erfrischt und rundum gut fühlen. Man würde zusammen eine Tasse Kaffee trinken, soweit Senges Trainingsplan das zuließ, und sich nett unterhalten, nicht über flaches, belangloses Zeug. Dazu kam es bei Svenja nicht oder nur äußerst selten. Wenn sie ihre Gesprächspartner wirklich mochte, scheute sie sich nicht, ein offenes Gespräch zu führen. Sie wirkte dann wie ein Dosenöffner für die Wehwehchen ihrer Gegenüber, darunter auch durchaus schwerwiegendere Probleme. Das war geradezu ihr Markenzeichen. Unter dem Schutz, den sie auszubreiten verstand, konnten sie über ihre Probleme, Kindheitstraumata, ihre Neurosen und ihr Zwangsverhalten reden. Und alles klang auf einmal weniger peinlich, weniger schmerzlich, weniger traurig, weniger gefährlich. Und wo ihnen oft zum Heulen war, da fingen sie an zu lachen, wenn Svenja mit Humor und einfühlsamem Witz einen kurzen Kommentar zum Besten gab. Ihre einschüchternde Kenntnis, ihre enervierende Intelligenz und ihr beängstigendes Einfühlungsvermögen ermöglichten es ihr, auch gänzlich unbewusste und unerkannte Auffälligkeiten und Schwächen bei ihren Gegenübern anzusprechen und aufzudecken. Und deren dankbares Erstaunen steigerte sich bisweilen bis zur Verehrung, weil sie sich von Svenja nie ertappt, entblößt, ausgenutzt oder gar hereingelegt fühlten. Sie half ihnen dort, wo bis jetzt jede Hilfe ausgeblieben war. Und sie half ihnen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, abgesehen von der wie selbstverständlich erwarteten und natürlich gern angebotenen, gelegentlich sogar aufgedrängten Einladung zu Speise und Trank. Das lag einfach in Svenjas Natur. Ihr war nicht bewusst, dass sie eine Leistung erbrachte, die sie Zeit und Kraft kostete. Oft beklagte sie sich bei ihm darüber, dass sie sich so ausgebrannt und ausgelaugt fühle und gar nicht wisse, warum. Deswegen war für sie auch Urlaub so wichtig. Er versuchte, ihr behutsam nahezubringen, dass sie sich über ihre Kräfte verausgabte, ja, dass sie dazu neigte, sich zu verschwenden. Sie hörte ihm ungläubig zu, bisweilen beschimpfte sie ihn auch wegen seiner scheinbaren Gefühlslosigkeit und kalten Distanz. Wie sollte sie auch als schädlich erkennen, was einfach ihre natürliche Art zu sein schien? Haushalten war einfach nicht Svenjas Sache.
    Jung überlegte, ob es nicht besser sei, sie unbehelligt von den Ereignissen der letzten Tage Urlaub machen zu lassen. Sie hatte ihn nötig, das sah er ein. Und hier, im Club Aldiana, hatte sie, was sie brauchte. In Carvoeiro war das immer noch fraglich. Es wäre sicherlich besser, zuerst die aufgeworfenen Fragen und das Verhältnis zu seinem Nachbarn zu klären, bevor er Svenja vorschlug, wieder zurück nach Carvoeiro zu kommen.

Amalia
     
    Das Gedankenkarussell in seinem Kopf hatte sich mit schrillem Gebimmel wieder in Bewegung gesetzt. Was sollte er jetzt tun? Musste er überhaupt etwas tun? Was gingen ihn Tiny und seine Geheimnisse an? Er hatte bekommen, was er wollte. Tiny hatte sich bei ihm nicht mehr sehen lassen, und die Wahrscheinlichkeit war groß, dass es dabei blieb. Und wenn nicht, hatte er jetzt Munition genug, ihn da zu halten, wo er hingehörte: weg von Svenja und ihrem Ferienhaus.
    Dennoch beschlich Jung ein tiefes Unbehagen, als er sich klarmachte, dass in seiner unmittelbaren Nachbarschaft etwas nicht stimmte. Der Polizist in ihm ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Oder war es nur profane Neugier? Oder war es beides? Oder war beides überhaupt dasselbe?
    Er erhob sich von seiner Bank und schritt in Richtung Empfangsgebäude. Als er die Glastür zur Rezeption aufstieß, hatte er sich entschlossen, ein Taxi zu bestellen und allein nach Carvoeiro zurückzukehren.
    In der Halle empfing ihn angenehme Kühle. Auf poliertem, schwarzem Marmor durchquerte er die geräumige Lobby. Vor der großen Fensterfront standen einige niedrige Sessel und Tischchen. Eine Katze, die sich in der einfallenden Sonne ein

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