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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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wie seine Lippen bebten und seine Augen feucht wurden. In seinem Kopf sagte er: «Jesus, Gog, Bolika werden doch nicht aus Schwänzen gemacht. Die Eier allein hätten’s auch getan.»
    Und das war sein letzter Gedanke. Und das letzte, was er sagte. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie die Ovomaltine-Dose in Familiengröße zündete, und daran bestand überhaupt kein Zweifel: Er hatte einen Fehler gemacht.
     
    Als das Haus in die Luft flog, waren Sam Turner und Geordie etwa hundert Meter die Straße hinunter. Ein Ziegelstein flog an Sams Kopf vorbei, und die Druckwelle der Explosion schleuderte sie beide nach vorn. Barney fing wieder mit seinem Gejaule an, als wollte er sagen: «Hab ich’s euch doch gesagt!»
    Sam konnte einfach nicht klar denken. Irgendwo jenseits des Bewußtseins wußte er genau, was passiert war, aber er konnte es einfach nicht fassen. Geordie griff zu ihm herüber und nahm seine Hand. Barney leckte ihm übers Gesicht.
    «Bist du okay?» fragte Geordie.
    «Ja, keine Knochen gebrochen. Was ist mit dir?»
    Der Tank des Mietwagens war explodiert. Die Flammen erleuchteten die ganze Straße, und Sam und Geordie warfen sich wieder flach auf den Boden.
    Dann setzte sich Sam auf dem Bürgersteig auf. Geordie tat das gleiche. Nebeneinander saßen sie da, starrten das Auto und die wenigen noch stehenden Mauern ihres Hauses an. Ein Feuer tobte an der Rückseite des Hauses, wo mal der Hintereingang gewesen war. Irgendwelche kleineren Brocken regneten immer noch vom Himmel. Wie ein Fallschirm segelte ein Hemd herunter. Nicht ein ganzes Hemd, es hatte nur noch einen Arm, und im Halbdunkel konnte Sam nicht erkennen, ob es eines seiner Hemden oder eines von Geordies war.
    «Mein Gott, Sam, wir haben Barney gerade noch rechtzeitig rausgeholt.»
    Sam antwortete nicht. Die Ungeheuerlichkeit dessen, was gerade passiert war, wurde ihm immer noch nicht in vollem Ausmaß bewußt. Er konnte die Stelle sehen, wo er wohnte, ein Stück die Straße runter, jetzt nur noch ein Haufen Schutt. Es ließ sich nicht leugnen, daß es passiert war. Aber es fügte sich einfach nicht in die Realität ein.
    Dann der Schrei eines Kindes in einem der anderen Häuser, und die Wirklichkeit senkte sich wie eine Wolke herab. Es war nicht nur ihr Haus, auf das ein Bombenattentat verübt worden war. Die übrigen Häuser standen zwar noch, aber bei allen waren die Scheiben zersprungen, bei vielen waren die Dachpfannen auf der Straßenseite abgedeckt worden. Ein paar Leute waren nach draußen gekommen, und aufgrund der Schreie und Panik war es offensichtlich, daß andere verletzt waren. Vorzeichen der Apokalypse.
    Sam rappelte sich auf und ging zu einer Frau, die ihre Haustür geöffnet hatte. Sie hatte eine tiefe Platzwunde auf der Wange, Blut lief reichlich über ihren Hals und verfärbte die Vorderseite ihres Kleides. Sie schaute die Straße hinauf und hinunter, als Sams Schritte auf dem zerbrochenen Glas auf dem Bürgersteig knirschten. «Ich werde Hilfe rufen», sagte er. «Wo ist das Telefon?»
    Die Frau zeigte hinter sich, auf einen Tisch in der Diele.
    Sam nahm den Hörer ab und wählte 999. «Einen Krankenwagen», sagte er in die Sprechmuschel. Er nannte den Namen der Straße. «Viele Krankenwagen», sagte er. «Alle Krankenwagen, die Sie erübrigen können. Und schnell.»
     

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
     
    W elche Beziehung hatten Sie zu Ben Wills?» Chief Inspector Delany, auch bekannt als das Wiesel, richtete seine Frage gleichzeitig an Sam und Geordie. Sein Sergeant, Sergeant Thompson, hielt sich im Hintergrund und machte Notizen. Sie befanden sich im Polizeirevier Fulford, und Geordie und Sam mußten ständig gähnen.
    «Noch nie von ihm gehört», sagte Sam. Geordie sah Sam an, dann Delany, und schüttelte den Kopf.
    «Er muß in Ihrem Haus gewesen sein», sagte Delany. «Und Sie hatten beide gerade das Haus verlassen. Sie waren auf der Straße.»
    «Hat der das Haus in die Luft gejagt?» fragte Geordie. «Dieser Ben Wills?»
    «Und sich selbst, ja», sagte Delany. «Wir haben immer noch nicht alles von ihm gefunden. Stücke von ihm tauchen überall in der Nachbarschaft auf. Seine Brieftasche war da schon erheblich unversehrter. Sie müssen etwas von ihm wissen.»
    «Ich bin ihm nie begegnet», sagte Sam. «Aber wir sind telefonisch bedroht worden. Vielleicht war es derselbe Kerl.»
    «Sie sind telefonisch bedroht worden», wiederholte Delany mit einem süffisanten Grinsen. «Ihr Büro ist auf den Kopf gestellt, kurz und klein

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