Tiefschlag
mal vor. Ich laufe zurück und hole Barney, und wir treffen uns dann bei Jeanie oder irgendwo auf dem Rückweg.»
«Nein. Ich begleite dich zurück. Barney wird denken, er hätte Geburtstag, wenn er mit uns beiden Spazierengehen kann.»
Sie machten kehrt und gingen zum Haus zurück.
«Irgendwas stimmt nicht», sagte Geordie, als sie das Haus fast erreicht hatten.
«Ist das Barney?»
«Ja», sagte Geordie. «Was hat er?»
«Er will spazierengehen.» Sam blieb draußen, während Geordie die Tür aufschloß und nach oben ging, um Barney zu holen. Der kleine Hund veranstaltete einen unglaublichen Krawall. War echt stocksauer, daß sie ihn allein zurückgelassen hatten. Das Bellen verwandelte sich in ein langgezogenes Jaulen, als der Hund Geordie sah, und Sam hörte Barneys Schwanz auf den Boden klopfen. Sam dachte kurz daran, einen Blick in die Wohnung zu werfen, um sich zu vergewissern, daß Barney nicht etwa versuchte, ihnen etwas zu sagen. Tat es aber nicht. Wollte sichergehen, zu Jeanie zu kommen, bevor sie loszog, um sich mit ihrem irischen Lover zu treffen.
Geordie und Barney kamen auf die Straße heraus, und Barney sprang an Sam hoch, versuchte, ihm übers Gesicht zu lecken. «Deshalb haben wir dich, Barney», sagte Sam zu ihm. «Du bist der einzige auf der ganzen weiten Welt, der uns begrüßt, als wären wir gerade von den Toten auferstanden.»
Ben fand eine Stelle für die Bombe in der Anrichte unter der Stereoanlage. Er kippte das Dieselöl dazu, das er auf dem Weg hierher gekauft hatte. Um der ganzen Sache noch ein bißchen extra Pep zu geben. Der Hund bellte sich die Lunge aus dem Leib, und es war nicht leicht, sich zu konzentrieren, aber was er zu tun hatte, war nicht besonders kompliziert. Es war ein freistehendes Einzelhaus, und es gab keine unmittelbaren Nachbarn, also müßte ers eigentlich nach ein paar Minuten haben.
Aber nach dem Sturz tat ihm der Rücken verflucht weh, und im Licht der Taschenlampe zu arbeiten machte alles nicht gerade leichter.
Er hatte den ganzen Krempel vor sich ausgebreitet und wollte gerade alles zusammenbauen, als die beiden zurückkamen. Sein erster Gedanke war, in den Schrank zu kriechen, die Tasche und alle Einzelteile der Bombe hinter sich reinzuziehen, die Tür zu schließen. Mal ganz davon abgesehen, daß dort drinnen nicht genug Platz war, blieb ihm auch nicht die Zeit dazu. Wäre der Detektiv reingekommen, hätte er Ben sofort gesehen und auch, was Ben da machte. Es gab einfach keine Stelle, wo er sich verstecken konnte.
Aber so kam’s nicht. Der Detektiv kam überhaupt nicht mit rein. Einer von ihnen, es klang wie der Junge, ging in die Wohnung oben und holte den Hund. Der Hund hörte auf zu bellen und fing an, wie ein Wolf zu heulen, als sie die Treppe runter gingen. Ben kauerte sich neben die Anrichte und erstarrte. Er rührte sich nicht. Er wartete darauf, entdeckt zu werden oder daß die zwei wieder raus in die Nacht verschwanden.
Und genau das machten sie dann auch. Der Hund jaulte den ganzen Weg die Straße hinunter, und beide redeten mit ihm, nannten ihn Barney und sagten, wie leid es ihnen täte, daß sie ihn allein zurückgelassen hatten.
Es tat ihnen aber nicht annähernd so leid wie Ben. Vorhin hatte er eine ganze Weile gedacht, der Hund wäre mit tropfenden Reißzähnen ins Zimmer gestürmt. Als die beiden dann zurückkamen, dachte er schon, der Hund und die beiden würden reinkommen und ihn fertigmachen.
Aber jetzt herrschte urplötzlich absolute Stille. Das einzige Geräusch war Bens Atmen. Er knipste die Taschenlampe an und legte die Sprengkapsel in die Ovomaltine-Dose. Er zog die beiden Kabel zurück, eine zu dem Wecker, und die andere zu der Trockenbatterie. Dann verband er die Batterie mit dem Wecker und lehnte sich einen Moment zurück.
Er griff nach der Uhr und zog sie auf. Drei Blitze zuckten gleichzeitig durch seinen Kopf. Da war zunächst mal der Blitz der Erkenntnis, daß Ben den Wecker nicht aufzog, sondern daß er ihn neu stellte. Dann war da der nächste Blitz der Erkenntnis, daß er den Knopf bereits zu weit gedreht hatte und daß der Wecker klingelte. Der dritte Blitz, der unmittelbar auf die beiden ersten folgte, war, daß die Bombe riesig und scharf war und daß sie ihn in Stücke reißen würde.
Ben versuchte erst gar nicht wegzulaufen. Er lauschte auf das Klingeln, und plötzlich wußte er auch, warum Gog den Schwanz und die Eier von dem Jungen ins Telefon gesteckt und was er damit vorgehabt hatte. Und er spürte,
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