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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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und führte ihn auf die linke Seite des südlichen Querschiffs. «Such’s dir aus», sagte er. «Turm oder Fundament. Die Sicherheitsleute kümmern sich um diese Etage.»
    «Turm», sagte Geordie.
    «Falsch», antwortete Sam. «Du nimmst das Fundament, ich werde den Turm nehmen.» Dann war er auch schon durch die Tür in den Turm verschwunden.
    «Hurra», sagte Geordie trocken. «Sam Turner, die letzte Hoffnung der Demokratie.»
     
    Sam fand sich auf einer engen, spiralförmigen Steintreppe wieder, die sich scheinbar endlos nach oben zu schrauben schien. Franco würde sich für diesen Weg entschieden haben, gar keine Frage. Niemals hätte er sich für das Fundament entschieden. Franco war ein Aufsteiger, er würde sich für die Höhen entscheiden.
    Die Stufen waren hoch, und sie schnell zu nehmen machte sich bereits nach den ersten Minuten unangenehm in Waden und Oberschenkeln bemerkbar. Tageslicht zeigte sich, und Sam erreichte eine Abzweigung. Rechts von ihm lag das riesige, mit Blei verkleidete Dach, links befand sich der offene Himmel und die Hausdächer der Umgebung. Vor ihm führte eine schmale Rinne zu einem anderen Eingang und einer weiteren sich nach oben schraubenden Treppe. Mit einem Satz war Sam über die Rinne und stürmte weiter auf den höchsten Punkt des Minster zu.
    Er machte keine Pause, da er sich bewußt war, daß das Mädchen bei Franco in Lebensgefahr schwebte. Seine Beine jedoch fühlten sich allmählich wie Wackelpeter an, und in seinen Lungen stach ein qualvoller Schmerz. Er rutschte mehrere Male aus, rettete sich mit einem schnellen Griff, wobei er sich am rauhen Stein die Haut aufschürfte. Er glaubte, jeden Augenblick die Spitze erreichen zu müssen, aber die Treppe schraubte sich erbarmungslos weiter hinauf.
    Als er dann schließlich aufs Dach hinausplatzte, war Franco nicht da. Der Dachbereich war von einem Metallkäfig umgeben, vermutlich um Selbstmordkandidaten zurückzuhalten. York und das umliegende Land breiteten sich vor ihm aus, aber Sam gönnte sich keine Pause, um die Aussicht zu genießen. Eiskalter Schneeregen fiel vom Himmel, und der Wind heulte.
    Falls Franco und das Mädchen hier oben gewesen wären, könnten sie sich nirgendwo verstecken. Der Käfig schloß das gesamte Dach ein. Sam kontrollierte ihn, drückte gegen einzelne Stellen, versuchte sogar, Teile davon anzuheben. Aber der Käfig war sicher. Er schürfte sich die Hände weiter auf, und Blut vermischte sich mit Regen und tropfte von seinen Fingerspitzen.
    Weit unten, auf dem Dach des Hauptschiffs, erregte etwas Rotes seine Aufmerksamkeit. Dort unten waren zwei Gestalten, die sich langsam zur Westseite des Minster vorarbeiteten. Eine davon war winzig, ein Kind, die andere war vergleichsweise gewaltig, geradezu brobdingnagianisch. Franco hielt das Mädchen immer noch an der Hand und führte sie den Dachfirst entlang.
    Sam stürzte sich wieder in das gewundene Treppenhaus. Er hätte gern zwei Stufen oder mehr auf einmal genommen, doch die Abmessungen des Turms machten das unmöglich. Er konnte nur das Gleichgewicht halten und darauf achten, daß er nicht Hals über Kopf die Stufen hinunterfiel.
    An der Abzweigung kam er aus dem Turm und suchte nach einer Stelle, wo er auf das Dach des Mittelschiffs gelangen konnte. An einem Ende der Abzweigung war eine Metalleiter an der Wand befestigt. Sam schwang sich darauf und kletterte aufs Dach. Es regnete inzwischen stärker, und die Leiter war schmierig und schlüpfrig. Das Dach des Kirchenschiffs war noch tückischer. Ein gutes Stück weiter im Westen sah er Franco und das Mädchen. Sie waren etwa siebzig oder achtzig Meter vor ihm, und der Regen hatte auch sie verlangsamt. Franco war auf Händen und Knien, drängte das Kind weiter, schob sie, wenn sie sich nicht schnell genug bewegte.
    Sam näherte sich von hinten.
    Das kleine Mädchen schrie, hatte offensichtlich schreckliche Angst. Und die Schreie dämpften die Geräusche, die Sam machte.
    Als er nur noch drei, dreieinhalb Meter von ihnen entfernt war, warf Franco instinktiv einen Blick nach hinten. Er drehte sich schnell um und griff nach dem Mädchen, stieß sie dabei auf die Seite. Das Mädchen rutschte mit einem verzweifelten Schrei weg, aber Franco hatte sie am Handgelenk. Franco grunzte und drehte sich zu Sam um. «Verpiß dich», sagte er. «Zurück. Oder ich lasse sie fallen.»
    Sam erstarrte. Er ging auf Hände und Knie und senkte den Kopf. «Okay sagte er. «Ich gehe. Gib mir eine Minute.» Er atmete schwer mit

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