Tiefschlag
doch dir und allen anderen beim Quatschen zuhöre.»
Sam hob die Hände. «Okay», sagte er. «Aber die Sache kriegt langsam Dynamik. Ich denke, wir müssen von jetzt an besonders vorsichtig sein. Geordie, wir beide sollten zusammen arbeiten. Celia und Marie sollten ebenfalls immer zusammen bleiben. Der Kerl hat euch alle bedroht, als ich mit ihm telefoniert habe. Ich will nicht, daß einem von euch was passiert.»
«Aber wenn sie das Büro beobachten», sagte Marie. «Wir haben nicht die geringste Chance. Sie müssen doch nur warten, bis du und Geordie geht, dann kommen sie Celia und mich holen.»
«Ihr werdet nicht hier sein», sagte Sam. «Wir schließen das Büro. Marie, ich möchte, daß du zu Celia ziehst. Du kannst die Anrufe umleiten lassen. Du machst nur solchen Leuten die Tür auf, die du kennst.»
«Wann soll das alles passieren?» fragte Geordie. «Sind wir etwa auf der Flucht vor diesen Typen, Sam?»
Sam wuchtete sich vom Schreibtisch hoch. «Wir fangen jetzt sofort an. Nein, wir sind nicht auf der Flucht. Versuchen lediglich, ein schützendes Dach vor dem Sturm zu finden.»
Der Tisch stand in einer Pfütze hellen Lichts. Er war erst letzte Woche neu bezogen worden, und das Billardtuch war nach dem letzten Spieler gefegt worden. Sam und Geordie plazierten die Kugeln auf den vorgeschriebenen Stellen und achteten darauf, jede einzelne zu polieren, bevor sie sie auf den Tisch legten. Sechs der insgesamt fünfzehn Tische in der Halle waren belegt. Die einzigen Geräusche waren das dumpfe Klopfen der Queues gegen die Kugel, der scharfe Aufprall von Kugel gegen Kugel und der gelegentliche Ausruf oder leise Gesprächsfetzen.
Geordie und Sam waren einsilbig. Als Sam die Münze warf, sagte er nichts. Geordie schaute stumm zu, dann sagte er «Kopf».
Sam deckte die Münze auf seinem Handrücken auf. «Du fängst an.»
Sie hatten Celia und Marie in Celias Haus untergebracht. Nachdem sie den Mietwagen abgeholt hatten, waren sie zum Monster Gym hinausgefahren und hatten es mehrere Stunden observiert. Es hatte geregnet, und es gab weder eine Bewegung noch irgendein Anzeichen dafür, daß demnächst irgend etwas passieren würde. Sam hatte tief geseufzt und gesagt: «Lust auf ein Spielchen?»
Geordie hatte einen Blick auf die Uhr geworfen: Zu früh, um Feierabend zu machen. Dann sah er Sam nachdenklich an und fragte schließlich: «Du verlierst doch wohl nicht deinen Appetit auf diesen Fall?»
«Ich will nur eine Partie Snooker spielen», sagte Sam. «Ich fühle mich alt, zerschlagen und will eine Partie spielen, mich ein bißchen entspannen und wenigstens eine Stunde mal fünfe gerade sein lassen. Vielleicht auch zwei Stunden. Solange wie nötig. Wenn ich dann zu dem Fall zurückkehre, sieht alles schon ganz anders aus.»
Terry, der Teilzeitmann hinter der Theke der Snooker-Halle, hatte ihnen ihre Queues gegeben, Sams Barracuda und Geordies Riley. Er hatte sich nach Sams Gesicht erkundigt, es voller Mitgefühl gemustert. Als sie sich umdrehten, um zum Tisch zu gehen, hatte er die Stimme gehoben und ihnen nachgerufen: «Jetzt weiß ich, was es ist, Sam. Du hörst dich an wie Mr. Spock.»
Geordie schickte die weiße Spielkugel über den Tisch und löste den Pulk der roten Kugeln an der rechten Seite auf. Die Spielkugel traf die Fuß- und Seitenbande, verfehlte knapp die blaue und blieb schließlich gut zweieinhalb Zentimeter vor der Kopfbande liegen.
Die Messingbeschläge an der Punktetafel schimmerten im Licht. Die Stille wurde nur von den kollidierenden Kugeln und einer gelegentlich gesprochenen Silbe gebrochen.
«Sam.» Geordies Stimme klang so weit entfernt, als käme sie aus einer anderen Dimension. Sam trat an den Tisch, kreidete sein Queue ein und plante den besten Stoß. Indem er haarscharf die Gelbe passierte, könnte er eine Rote vor der rechten Bande erreichen. Wenn er sie richtig erwischte, würde die Rote ins Rudel zurückkehren. Die Spielkugel müßte dann vor der Fußbande ausrollen. Falls es so kam, würde sie sicher liegen. Falls nicht, hätte Geordie die Chance, eine Kugel in der Mitte zu versenken. Sam umrundete den Tisch. Er kehrte an die Kopfbande zurück, kreidete das Queue erneut ein, blies die überschüssige Kreide von der ledernen Stoßkappe und beugte sich zum Stoß vor.
Er pendelte die weiße Kugel einmal, zweimal an und zog dann für den Abstoß durch, als er aus dem Augenwinkel heraus Gus sah. Gus verschwand sofort wieder, denn er war nicht wirklich da. Das Leder von
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