Tiefschlag
Wein ein», sagte sie und setzte sich. Aus der Kasserolle füllte sie ihre Teller. Geordie sagte die richtigen Sachen. Wie gut es schmecke, daß es das beste Essen sei, das er in seinem ganzen Leben gekostet hätte. Daß er sich wünschte, auch so kochen zu können. Man merke kaum, daß überhaupt kein Fleisch drin war.
Janet stand einen Moment auf und ließ die beiden Katzen raus. Venus, die schwarzweiße, und Orchid, die ganz schwarz war. Dann kam sie zurück. Und irgendwie hatte sich die Stimmung verändert. Fast hätte Geordie eine Bemerkung über Barney und die Katzen gemacht, daß sie die Tiere mal miteinander bekannt machen sollten. Aber er hielt den Mund. Er spürte, daß sie an irgend etwas laborierte.
Nur, sie schien es nicht fertigzubringen. «Was ist?» fragte er schließlich. «Hab ich was Blödes gesagt?»
Sie sah ihn über den Tisch an und lächelte gepreßt. «Nichts, womit wir nicht auch fertig werden», sagte sie. «Ich werde dafür sorgen, daß es mit meinem neuen Job klappt, Geordie.»
«Ja. Das weiß ich.»
«Nein. Ich meine, ich werde mir wirklich große Mühe geben. Ich kann es, das weiß ich. Am Ende manage ich den Laden vielleicht sogar. Ist ’n Klacks.»
«Ich glaube auch, daß du es könntest, Janet. Was ich vorhin gesagt habe, daß Frauen immer Jobs kriegen, weil sie billiger sind, das war nur so Gerede.»
«Ich weiß», sagte sie. «Das ist es nicht. Es ist wegen der Art und Weise, wie du mich manchmal anschaust und wie du mit mir redest. Als wäre ich noch ganz klein, du weißt schon, was ich meine, Geordie, du siehst mich an, als wär ich ein kleines Püppchen oder so.»
Er lächelte. «Kann ich nichts für. So wirkt’s manchmal eben. Dann möchte ich dich am liebsten knuddeln und bemuttern.»
«Das will ich aber nicht», sagte sie. «Ich bin kein hübsches kleines Ding.»
«Doch, Janet, bist du.»
Sie wuchtete sich hoch, setzte sich dann aber wieder. «Bin ich nicht, Geordie. Ich bin tough. Ich bin eine Kämpfernatur. Ich schlage mich schon ziemlich lange ganz allein durch. Und ich kann dir sagen, ich war schon in ein paar fiesen Situationen.»
Geordie griff über den Tisch nach ihrer Hand. Sie zog sie zurück, aber er stürzte sich darauf und hielt sie fest. Sie kniff die Augen zusammen und fixierte ihn, er antwortete mit gleicher Münze. «Ich bin selbst auch schon in ein paar verflucht herben Situationen gewesen, Janet. Auch ich hab’s überlebt. Ich kann tough sein, wenn’s sein muß. Genau wie du.» Er lockerte den Griff geringfügig, aber sie zog die Hand nicht fort. «Ich hab gegen die ganze Welt gekämpft, seit ich zwölf war. Als ich Sam und Celia kennenlernte, hab ich immer noch wie ein Irrer gekämpft. Kein Mensch hat mir gesagt, daß ich meine Deckung senken sollte. Aber ich hab’s dann doch getan, als ich ihnen begegnete, und als ich dann dich traf, da wurde mir klar, daß ich... Wie sagt man noch schnell? Wenn es nicht mehr wichtig ist, stark zu sein?»
«Verletzlich.»
«Ja, genau. Bei dir hab ich das Gefühl, daß ich dir die Seiten von mir zeigen kann, die Angst haben. Ich glaube nicht, daß du mich ausnutzt. Und ich möchte, daß du es genauso machst. Ich werde dich nicht ausnutzen. Ich werde mich um dich kümmern.»
«Aber...», wollte Janet schon einwenden. Geordie unterbrach sie.
«Ich meine damit nicht, daß ich mich um dich kümmern werde wie um ein Püppchen, wie um ein hübsches kleines Ding.» Er öffnete die Finger und betrachtete ihre Hand auf seiner Handfläche. Sie zog sie nicht zurück, also schloß er sie wieder. «Ich respektiere dich», sagte er.
«Tust du das?»
«Ja. Du bist tough. Manchmal jagst du mir echt Schiß ein. Bei anderen Gelegenheiten bist du wieder ganz sanft. Das mag ich so an dir. Daß du so viele Seiten hast. Ich werde dich nie packen können, dich in eine Schublade stecken können.» Er öffnete beide Hände auf dem Tisch. «Mir fehlen die Worte, Janet. Ich will einfach nur bei dir sein.»
Janet sah ihm eine ganze Minute lang fest in die Augen. Sie stand auf und kam um den Tisch. Sie nahm seinen Kopf und zog ihn zu sich hoch. Dann küßte sie nacheinander seine Augen, bevor ihre Lippen seinen Mund suchten.
Auf dem Nachhauseweg versuchte er sich an den Schmetterling auf ihrer Schulter zu erinnern, aber ihm fielen die Farben nicht mehr ein. Er erinnerte sich an alles gleichzeitig, wie sie sich in ihrem Doppelbett geliebt hatten, dann wieder in die Küche zurückgegangen waren, um nackt den Salat zu essen und
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