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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Sams Queue berührte die weiße
    Kugel, die daraufhin durch Berühren der gelben zu einem Foul führte.
    «Vier für mich», sagte Geordie. Er stellte die Punkte auf der Tafel ein und kam an den Tisch. «Ist mit dir wirklich alles okay?» fragte er Sam.
    «Ja.» Sam nickte zum Tisch. «Verzogen. Du bist dran.» Er schaute sich im Raum um. Gus spukte durch den Laden. Früher, bevor sie die Detektei aufmachten, hatte Gus hier gearbeitet. Sam kam ein-, zweimal die Woche vorbei, und dann spielten sie ein paar Stunden. Nachdem ihr Geschäft richtig angelaufen und Geordie auf der Bildfläche aufgekreuzt war, hatten sie immer zu dritt gespielt.
    Nie mehr würde Sam hier spielen können, ohne an Gus erinnert zu werden. Gus hatte nie eine Fünfzigerserie geschafft. Neunundvierzig hatte er gegen Sam erreicht. Gus war an einer einfachen roten Kugel über der grünen Tasche gescheitert. Normalerweise hätte er sie mit dem gebogenen Ende eines Regenschirms einpotten können.
    «Ich will das nicht», sagte Geordie und zeigte auf die Kugeln. «Kannst du noch mal?»
    Sam kehrte an den Tisch zurück. Es gab keinen sicheren Stoß, also beugte er sich schnell vor und lochte eine Rote mit unmöglich langem Abstoß ein und bekam die Weiße in ideale Position auf Blau.
    Geordie schüttelte empört den Kopf. «Reiner Dusel», sagte er.
    Sam versenkte die blaue Kugel und nahm die rote unterhalb der schwarzen aufs Korn. Er fragte sich, ob man es noch Dusel nennen konnte, wenn die Finger eines Geistes die Kugeln führten. Gus war immer noch dabei. Er würde immer dort sein, gegen jede Hoffnung um diese fast unerreichbare Fünfzigerserie kämpfen. Sam Turner spielte zwar, aber er war nicht der einzige, der die Stöße ausführte. Eine andere flüchtige, ätherische Gestalt schaute mit ihm das Queue entlang, brachte die Kugeln durch Willenskraft in die Taschen. Der Geist der Stonebow Snooker Hall.
    Er versenkte die Rote, die Schwarze und wieder eine Rote, verfehlte aber die Blaue.
    «Du kannst es also immer noch?» meinte Geordie, trat an den Tisch und schickte sich an, selbst eine kleine Serie hinzulegen. «Dein Sehvermögen hat’s offenbar nicht beeinträchtigt.»
    Oder mein Herz, dachte Sam. Ein Teil von Sams Herz war unzerstörbar. Es hatte Phasen in seinem Leben gegeben, da dachte er, es sei zerstört worden, aber jedesmal hatte er sich geirrt. Entweder das, oder es besaß die Fähigkeit, sich zu regenerieren. Auferstehung.
    Es war nicht zuverlässig. Immerhin, es war ein Herz. Nichts, dem man vertrauen konnte. Ein Teil seines Herzens.
    Was er bemerkt hatte, was er darüber wußte, war, daß er sich während dieser Lebensabschnitte, wenn sein Herz ausgetrocknet oder zu Stein geworden oder gebrochen worden war — wann immer sein Herz nicht funktioniert hatte -, früher oder später auf die Suche nach einem Drink gemacht hatte. Und die andere Seite dieses Bildes war genauso wahr: Wenn er trank, wenn er sich in Scheiße und Kotze wälzend wiederfand, wenn er es sich mit all seinen Freunden verscherzt hatte, dann war es dieser winzige Teil seines Herzens, der den Prozeß in Gang setzte, durch den er schließlich wieder zur Vernunft kam.
    Manchmal hatte es Pechsträhnen gegeben. Zeiten, in denen alles schiefging, was schiefgehen konnte. Die Zeit, als er obdachlos gewesen war. Die Zeit, als dieser wahnsinnige Dreckskerl Donna und Bronte niedergemäht hatte. Die Zeit, als er Brenda heiratete, seine zweite Frau, und die Zeit, die er mit ihr zusammengelebt hatte und als sie ihn verließ. All diese Dinge passierten, wenn sein Herz nicht richtig funktionierte.
    Er fragte sich, ob es jetzt mal wieder soweit war. Ob das der Grund war, warum er unten am Fluß diesem Monster begegnet war, das sein Auto und sein Büro zu Schrott verarbeitet hatte und der ebenfalls versucht hatte, Sam zu vernichten. Das Monster, das gedroht hatte, all seine Freunde zu vernichten.
    Aber nein, das war es nicht, was passierte. Er konnte sich immer noch konzentriert Vorbeugen und die Kugeln versenken. Er fand immer noch Platz in seinem Herzen für Marie und ihre Probleme. Er stand hier nicht kurz davor, die Brocken hinzuschmeißen, nicht mal annähernd. Er war quicklebendig und putzmunter und suchte den Kampf.
    Und einer der Gründe dafür hieß Jeanie Scott, seine schottische Witwe. Denn Sam wußte, wenn er eine Frau kennenlernte, die in Frage kam, wie sie in Frage kam, dann würde er einen Prozeß beginnen, der ausschließlich positiv war. Sein Herz würde, falls es je ins

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