Tiefsee: Reise zu einem unerforschten Planeten
Schätze, die dort auf dem Meeresgrund auf ihre Entdeckung warten, hatten wir keinen Gedanken verschwendet. Bis eben.
»Weißt du zufälligerweise, ob es noch unentdeckte Schatzschiffe in den Weltmeeren gibt?« Unschuldig blinzle ich Ofer zu. Seine Mandelaugen können sich ein Lachen nicht verkneifen. »Es gibt Milliarden, die in den Tiefen der Weltmeere nur darauf warten, gefunden zu werden. Und alljährlich gibt es auch einige Glückliche, denen das gelingt. Einer der Bekanntesten, der mit einem Schatzfund im Meer wirklich reich geworden war, hieß Mel Fisher und lebte in Florida in den USA . Das Schatzschiff, das er gefunden hat, hieß Nuestra Señora de Atocha und war 450 Millionen US -Dollar schwer.« Marcus und ich schauen uns ungläubig an. »Und nur 20 Prozent davon musste er an den Staat bezahlen, der Rest blieb ihm.« Ofer wirft uns ein breites Lächeln zu.
»Wenn ihr wirklich etwas über Schätze in den Tiefen der Weltmeere wissen wollt, solltet ihr in sein Museum in Key West auf den Florida Keys fahren. Davon abgesehen liegen in dieser Gegend auch wirklich heute noch unzählige Schatzschiffe in den Fluten des Atlantiks verborgen.«
Das klingt nach einem guten Plan. Das nächste Ziel unserer Reise ist beschlossene Sache. Als nächstes wollen wir in Florida mehr über die Geheimnisse um die Schätze am Meeresgrund erfahren.
Wie groß sind Tiefsee-Lebewesen?
Wer in der Tiefsee hauptsächlich Riesenkraken oder ähnliches Getier erwartet, wird wahrlich enttäuscht werden. Tatsächlich bestehen rund 90% der Biomasse in der Tiefsee aus Mikroorganismen. Diese mikroskopisch kleinen Lebewesen sind mit bloßem Auge meist gar nicht erkennbar und bestehen zum Großteil aus Einzellern, wenngleich auch einige Mehrzeller entsprechender Größe zu dieser Gattung gehören.
Wer sich unter » Mikroorganismen« immer noch nichts vorstellen kann, wird wahrscheinlich mit Begriffen wie Bakterien, Pilzen und Algen mehr anfangen können – die gehören nämlich dazu. Um sich auch eine Vorstellung von der Anzahl dieser Mikroorganismen machen zu können, wollen wir ein kleines Rechenbeispiel anführen: Die Biomasse aller Menschen auf der Welt entspricht ungefähr 420 Mrd. Kilogramm. Die Biomasse der Mikroorganismen in den Tiefen der Weltmeere beträgt geschätzte 1.225.000 Mrd. Kilogramm, mit anderen Worten 1,225 Billiarden Kilogramm. Forscher des Census of Marine Life sprechen dabei vom »Gewicht von 35 Elefanten auf einem einzigen Menschen«. Viel, auf alle Fälle.
Welche Tiere leben in der Tiefsee?
Eine einfache Antwort auf eine komplizierte Frage: seltsame Tiere sind es, die uns in der Tiefsee begegnen. Einen großen Anteil daran nehmen mit 19 Prozent des Arteninventars die Krebstiere. Zu diesen zählen u.a. Shrimps, Hummer, Krabben, Krill, Seepocken und andere Vertreter dieser Gattung.
Dicht dahinter folgen Weichtiere wie Tintenfische, Muscheln und Schnecken mit 17 Prozent. Fische an und für sich – in all ihren Ausprägungen wurden rund 21.800 verschiedene Arten in der Tiefsee gezählt – sind mit zwölf Prozent vertreten. Die restlichen 52 Prozent der Tiefsee-Tiere bestehen aus Einzellern (teilweise auch riesige), Algen, Ringelwürmern und diversen weiteren Organismen.
Laut Census of Marine Life befindet sich übrigens die größte Artenvielfalt in den Gewässern um Japan und Australien. Hier tummeln sich rund 33.000 verschiedene Arten an Meerestieren. Die Gegend dürfte also ein wahres Wohnparadies sein.
Was ist die Volkszählung der Weltmeere?
Zwischen dem Jahr 2000 und 2010 schlossen sich 2.700 Wissenschaftler aus über 80 Nationen weltweit zusammen, um an der ersten Volkszählung der Weltmeere teilzunehmen, dem Census of Marine Life ( COML ). Im Laufe dieser zehn Jahre unternahmen sie über 540 Forschungsexpeditionen auf den Weltmeeren, durchstöberten Archive und arbeiteten mit anderen Organisationen und Programmen zusammen. Im Rahmen des Projekts entstand auch der Ableger Ce DAM ar ( Census of the Diversity of Abyssal Marine Life), der sich ausschließlich mit der Tiefsee befasste. Auf Teufel komm raus wurde alles gesammelt, organisiert, kartographiert und katalogisiert, was es über das Leben in den Ozeanen zu finden gab. Das Census-Projekt besteht mittlerweile aus unzähligen Büchern, Abhandlungen, Websites, Videos, Filmen, Karten und Datenbanken.
Aufgrund des Enthusiasmus der beteiligten Forscher und Institute konnten nicht nur über 6.000 potenziell neue Tier- und Pflanzenarten in den Ozeanen
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